Stetige Blutzuckermessung könnte auch Piloten mit Diabetes nutzen
Pilotinnen und Piloten mit insulinbehandeltem Diabetes erhalten in Europa in den meisten Staaten keine volle Berufsgenehmigung. Begründet wird das mit der Gefahr des Auftretens von Unterzuckerung oder erhöhten Blutzuckerspiegeln, die zu Verwirrtheit bis Ohnmacht führen können. Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung haben jedoch große Fortschritte gebracht. Ob das Piloten zugutekommen kann, untersucht ein Forschungsprojekt der Med Uni Graz.
In Europa ist es Pilotinnen und Piloten, die ständig auf die Zufuhr von Insulin zur Regulierung ihres Blutzuckers angewiesen sind, aus Sicht der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) nicht erlaubt, ein Flugzeug zu fliegen. Ausnahmen gibt es laut Mitteilung der Med Uni Graz in drei europäischen Ländern - Österreich, Großbritannien und Irland. Die Versorgung von Diabetikern hat sich in den vergangenen 20 Jahren laut Julia Mader, Expertin für Diabetologie und Endokrinologie an der Med Uni Graz, jedoch stark verbessert.
Auswirkung von Umgebungsdruck-Änderung untersucht
Gemeinsam mit ihrem Team beforscht Mader die neuen Technologien zur besseren Behandlung von Diabetes und Adipositas. In einem europäischen Projekt untersucht sie, wie sich der atmosphärische Druck während des Flugs auf die Insulinabgabe von Pumpen auswirkt - simuliert in einer Unterdruckkammer. "In diesem Projekt untersuchen wir, ob die verwendeten Technologien wie Glukosesensoren, Insulinpumpen, automatisierte Insulinabgabesysteme bei Höhe und Druckschwankungen sicher funktionieren und ob es Auswirkungen auf die Diabeteseinstellung gibt", so Mader.
In der jüngsten Untersuchung wurden die Testpiloten in einer hypobaren Kammer (Unterdruckkammer) unterschiedlichen Umgebungsdrücken ausgesetzt, wie sie während eines Flugs auftreten. Dazu wurde ein 20-minütiger Aufstieg auf 2.500 Meter, ein 190-minütiger Flug und ein 20-minütiger Sinkflug mit anschließender Landung simuliert. Die Studie umfasste auch reale Beobachtungsstudien, in denen die selbstüberwachten Blutzuckerwerte vor und während des Fluges bei Piloten aus Großbritannien, Irland und Österreich mit insulinbehandeltem Diabetes überwacht wurden.
Keine sicherheitsrelevanten Bedenken erkannt
Das Ergebnis: "Wenngleich bei abnehmendem Druck die Volumina - also auch jene der Insulinbehälter - zunehmen und dadurch beim Steigflug etwas mehr Insulin als vorgesehen in den Körper gepumpt wird, so sei die zusätzliche Menge nicht signifikant, sodass keine sicherheitsrelevanten Bedenken auftraten", wie die Med Uni zusammenfasste. "Die vorliegenden Flugsimulationen haben gezeigt, dass Änderungen des Umgebungsdrucks, die während des normalen kommerziellen Fluges auftreten, unbeabsichtigte, aber vorhersehbare Veränderungen der Insulinabgabe verursachen", wie die Autoren der jüngsten Publikation, die Ergebnisse zusammenfassten.
Die automatisierte Insulinabgabe von hybriden Closed-Loop-Systemen wurde in der Druckkabinenumgebung jedoch bisher wenig bewertet. Es seien daher noch weitere Arbeiten erforderlich, um dies weiter zu erforschen. Sollten die Resultate weiterer Studien die bisherigen Ergebnisse bestätigen, könnte dies jedoch in ganz Europa den Weg von Piloten und Fluglotsen mit insulinbehandeltem Diabetes in die kommerzielle Luftfahrt ebnen.
Service - "Effects of atmospheric pressure change during flight on insulin pump delivery and glycaemic control of pilots with insulin-treated diabetes: an in vitro simulation and a retrospective observational real-world study", Springer Nature: https://link.springer.com/article/10.1007/s00125-024-06295-1 .
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