ISTA forciert Wissenschaft zum Angreifen und Verstehen
Das Institute of Science and Technology Austria (ISTA) will Wissenschaft für Kinder, Jugendliche, aber auch die breite Öffentlichkeit zugänglicher machen und baut unter der Marke "VISTA" seine Angebote im Bereich Wissenschaftsvermittlung deutlich aus. Unter anderem ist ein eigenes Gebäude dafür vorgesehen. Der Spatenstich für das "VISTA Science Experience Center" soll am Freitag am ISTA-Campus in Klosterneuburg (NÖ) erfolgen.
"Es geht darum, Neugier zu wecken, Menschen für Wissenschaft zu begeistern und den direkten Dialog mit der Gesellschaft zu stärken. Ein besseres Verständnis darüber, wie Wissenschaft neues Wissen schafft, fördert auch das Vertrauen in die Wissenschaft", erklärt Christian Bertsch, der den Bereich Wissenschaftsvermittlung leitet. Das soll auch den "naiven Stereotypen vom verrückten Professor mit komischen Frisuren und einem weißen Mantel" entgegenwirken.
Der Fokus des ISTA liege seit rund 15 Jahren auf Spitzenforschung, die Förderung des Wissenschaftsverständnisses sei aber schon in den Gründungsdokumenten fest verankert worden. Einen deutlichen Schub habe es bereits im Jahr 2021 durch die Bestellung der Neurowissenschafterin Gaia Novarino zur ISTA-Vizepräsidentin für Science Education gegeben. Auf einen kleinen Dämpfer durch die Pandemie sei mit Formaten wie "Zoom a Scientist", wo Forschende digital zu Besuch ins Klassenzimmer kommen, reagiert worden.
Unterrichtsmaterialien als internationaler Renner
Gleichzeitig habe man ein Brettspiel namens "Virusalarm in Bleibhausen" für Jugendliche und Schulen zum Thema Virusausbreitung entwickelt, mit dem heimische Wohn- und Klassenzimmer in epidemiologische Forschungswerkstätten verwandelt werden sollten. "Auch hier haben wir versucht, spielerisch Wissen über wissenschaftliche Modelle oder exponentielles Wachstum zu vermitteln. Nachgefragt worden ist das Spiel aus der ganzen Welt – von Afrika bis Australien", so Bertsch. Mit dem Ansatz, spannende Materialien zu entwickeln und diese über die Lehrkräfte als Multiplikatoren an die Schulen zu bringen, könnten viele Kinder und Jugendliche erreicht werden – aus allen sozialen Schichten.
Dabei soll der Unterricht nicht so sehr auf das Vermitteln von Faktenwissen abzielen, sondern auf die Prozesse und Methoden, also wie Wissenschaft solide Erkenntnisse generiert. Hier gebe es in Österreich Aufholbedarf, wie auch internationale Studien wie PISA oder TIMSS zeigen würden. "Bei unseren Angeboten geht es nicht primär um die Themen, an denen am Institut geforscht wird, sondern darum zu zeigen, wie Wissenschafterinnen und Wissenschafter arbeiten. Nicht das Was, sondern das Wie steht im Vordergrund", stellt der karenzierte Hochschulprofessor für Naturwissenschaftsdidaktik fest.
Neugierde und Kreativität früh wecken
"Ohne Neugierde und Kreativität ist Forschung undenkbar und diese Eigenschaften wollen wir früh wecken, indem wir Forschung zugänglich machen. Wir erklären aber auch, wie Wissenschaft funktioniert – also wie Ergebnisse gewonnen, überprüft, verworfen, verändert, adaptiert werden. Damit wollen wir – zusätzlich zur Begeisterung – auch tatsächliches Verständnis für Wissenschaft schaffen", ergänzt Vizepräsidentin Gaia Novarino.
Am Campus selbst gebe es zahlreiche Formate – vom Semesterkurs, über einen Sommer-Campus, bis hin zu Science Clubs am Nachmittag. "Viele Kinder können in den Fußballverein gehen oder auch ein Musikinstrument lernen, aber in die Welt der Wissenschaft einzutauchen war für interessierte Jugendliche nicht so einfach. Da wollen wir bewusst Angebote setzen", sagt Bertsch. Auch Kinder mit einem geringeren "Science Capital", also junge Menschen, die wenig Zugang zu wissenschaftlichen Angeboten haben, wolle man ganz gezielt erreichen.
Jagd auf Fakenews in sozialen Medien
"Wir gehen dorthin, wo die Menschen sind – beim Heurigen, in Jugendzentren, in Parks, in Schulen oder auf TikTok. Wir holen Jugendliche bei ihren Alltagserfahrungen und Lebensrealitäten ab und schauen, wo hier der Wissenschaftsbezug ist", so der Experte. Ein Beispiel dafür sei das Projekt Fakehunter, bei dem wissenschaftliche Inhalte, auf die Jugendliche in sozialen Medien stoßen, gemeinsam in Workshops einem Faktencheck unterzogen werden. Die Ergebnisse werden dann wieder auf TikTok und Co. veröffentlicht. "Wer gute Entscheidungen treffen will, muss Informationen beschaffen, bewerten und sortieren können. Diese Kompetenz wird immer wichtiger", so Bertsch.
Bei allen Angeboten stehe der direkte Kontakt zu Forschenden am ISTA im Vordergrund, um zu zeigen, "dass das kreative, zugängliche, junge Menschen sind. Das entspricht so gar nicht dem Bild, das viele Kinder und Jugendliche von Wissenschaftern haben. Wir sind ein extrem junges und diverses Forschungsinstitut mit Forschenden aus über 80 Ländern. Vor kurzem hat beispielsweise eine 28-jährige Professorin für Astrophysik am Institut begonnen", erklärt Bertsch, dessen Team in den vergangenen zwei Jahren von vier auf zwölf Personen aufgestockt wurde.
Neues Gebäude ab 2025
Die nächste Ausbaustufe ist schon in Vorbereitung. Ab Sommer 2025 soll das "VISTA Science Experience Center" als neue Begegnungsstätte dienen. Auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern in der Mitte des Campus können Besucher Wissenschaft erleben und ins Gespräch mit Forschenden kommen. "Es wird große Seminarräume für Schulklassen oder interessierte Kinder, ein Auditorium für 100 Personen und Raum für Ausstellungen an der Schnittstelle von Wissenschaft, Kunst, Technologie und Design geben", so der Fachmann. Eine Kaffeebar soll den niederschwelligen Austausch mit Spitzenforschenden ermöglichen.
Durchaus im Blick hat das ISTA bei seinen Aktivitäten auch demokratiepolitische Aspekte. "Eine Gesellschaft, die Wissenschaft versteht und ihr vertraut, kann sich zukünftigen Herausforderungen erfolgreicher stellen und ist weniger anfällig für Populismus", sagt Bertsch. Es gehe "nicht um naive Wissenschaftsgläubigkeit, sondern um informiertes Verständnis, weil wir alle Entscheidungen treffen müssen, die außerhalb unseres eigenen Erfahrungshorizonts liegen. Bei diesen Entscheidungen ist ein informiertes Grundvertrauen in die Wissenschaft und ihre Erkenntnisse sehr hilfreich."
Service: https://www.vistascience.at/
(Diese Meldung ist Teil einer Medienkooperation mit dem Institute of Science and Technology Austria.)