Steirer bauen einzigartigen Drucker für künstliche DNA
Bei einer Austro-Delegationsreise in den USA sind auch heimische Unternehmer dabei. Einer von ihnen ist Martin Jost, der mit drei Kompagnons in Graz die Firma Kilobaser aufgebaut hat, die mittlerweile 20 Mitarbeiter hat und sich in den USA um weitere Geschäfte mit einem Drucker für künstliche DNA bemüht. Das Startkapital mussten die Gründer 2014 in Irland aufstellen. In der Startphase könne Österreich aufholen, grundsätzlich sei die Förderlandschaft aber sehr gut, so Jost.
Kilobaser bietet seit zwei Jahren ein weltweit einzigartiges Produkt an. "Wir bauen einen Drucker für künstliche DNA. Damit können Forscher künstliche DNA an Ort und Stelle im Labor erzeugen und zum Beispiel PCR-Tests entwickeln", sagte Jost in Boston im Gespräch mit der APA. Die künstliche DNA wird gebraucht, um den Test zu konfigurieren, ihm beizubringen, was er erkennen soll. "Normalerweise kann man sie im Internet bestellen. Aufgrund der Verwerfungen in den Supply Chains (Lieferketten, Anm.) ist es aber sinnvoll, wenn man sie dezentral erzeugen kann." Dank der Unternehmensinnovation ist kein spezialisiertes Personal notwendig.
Bisher wurden weltweit 50 Geräte verkauft. "Wir verfolgen explizit das 'Nespresso-Modell'. Das heißt, das Gerät ist extrem günstig, jedes Labor, das es haben möchte, kann es sich leisten. Wir verdienen dann über das Verbrauchsmaterial." Wenn man die DNA erzeugt, brauche man immer wieder Rohstoffe. Diese werden von Kilobaser in Kartuschen-Form dann verkauft. Ein großes Firmengeheimnis, was den Inhalt der Kartuschen ausmacht? "Das ist gar nicht so streng, das ist nicht hyper-neu. Das gibt es seit 50 Jahren. Wir haben es nur etwas weiterentwickelt, das Ganze auch etwas umweltfreundlicher gemacht. Unsere Innovation ist, dass wir das so miniaturisiert haben, dass es von Forschern bedienbar, nur mehr eine einzige Kartusche notwendig ist. Man braucht nur die Kartusche handhaben", sagte der 32 Jahre alte Jungunternehmer.
Startkapital über Excellerator-Programm aus Irland
Wie kommt man zu so einer Geschäftsidee? "Wir haben uns gedacht, wir würden gerne Laborgeräte bauen. Dann sind wir in Österreich aber nicht wirklich weit gekommen, weil wir kein Startkapital auftreiben konnten." Besonders ganz am Anfang sei es in der Alpenrepublik schwierig, an Kapital zu kommen. "Das haben wir umgangen, indem wir uns in Irland bei einem Excellerator-Programm beworben haben. Da gab es alleine für die Idee bereits 30.000 Euro. Dieses private Programm hat uns die Tür zur Start-up-Welt geöffnet." In weiterer Folge kam man nach Österreich zurück und habe auch hierzulande vom Ökosystem profitiert, das mittlerweile aufgebaut worden war. "Es gibt unglaublich gute Förderprogramme, etwa das FFG-Basisprogramm, durch das wir uns in Ruhe auf die Weiterentwicklung konzentrieren konnten."
Was in Österreich noch verbessert werden könne, seien Hilfen ganz am Anfang, "etwa um Material zu kaufen, oder dass man sich ein paar Monate lang ein bisschen ein Gehalt auszahlen lassen kann. Es geht ja nicht darum, reich zu werden, aber dass man überleben kann. Hier einen stärkeren Fokus zu haben, könnte für Österreich viele Vorteile bringen", sagte Jost. Vorbild könne Israel sein.
Reisen, um Kontakte zu knüpfen
Eine Reise wie die aktuelle biete die Möglichkeit, weitere Kontakte - etwa zu staatlichen Akteuren - zu knüpfen. "Das MIT wäre ein guter Kunde, weil sie ein Leuchtturm sind, davon könnten wir profitieren." Das MIT sei so groß, dass ein Besuch auch eine wichtige Orientierungshilfe sei, es auf diese Weise zu besuchen. Womöglich könnte der Besuch auch zu einem Türöffner werden. Auch das Netzwerken mit den Mitreisenden aus Österreich sei wichtig.
Die Arbeitsreise wird von einer Unternehmensdelegation aus den Bereichen Medtech und Pharma begleitet. "Die USA gilt als weltweit größer Pharmamarkt", so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP). Daher sehe ich dort großes Potenzial für die heimische Pharmabranche." Das Beispiel von Kilobaser zeigt: Die Steirer exportieren laut Jost 50 Prozent ihrer Produkte in die Vereinigten Staaten.
"Die USA sind mit Abstand der größte Überseemarkt für die österreichische Wirtschaft - zwölf Milliarden Exporte", sagte Österreichs Wirtschaftsdelegierter Peter Hasslacher. Am MIT habe man die Möglichkeit "am Puls des Geschehens zu sein", sage er im Gespräch mit der APA. "Was sich weltweit tut, das tut sich hier. Alleine dieses Ökosystem ist sehr wichtig. Es ist oft sehr informell, aber genau das ist die Stärke hier." Jedenfalls seien alle hier, die in diesem Segment etwas bedeuteten - oder kämen zumindest einmal hier her, so der Vertreter der Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Er hob auch eine schon seit Jahren bestehende Kooperation mit dem MIT (Massachusetts Institute of Technology) und dessen Instituten hervor, von denen einige auch besucht wurden. Dort gab es Vorträge von Wissenschafterinnen, Führungen und Gelegenheiten zum Netzwerken für alle Delegationsteilnehmer.
Hasslacher verwies grundsätzlich auf einen besonders hohen Überschuss bei den Ausfuhren: "Das heißt, das Geschäft rechnet sich für Österreich besonders." Derzeit sei im Besonderen alles gefragt, das mit Infrastruktur zu tun hat. Schließlich ist diese in den USA oft Marode und Präsident Joe Biden fährt ein teures Aufholprogramm. Insgesamt seien die USA ein Markt mit vielen Chancen.