Halbzeit beim Biodiversitätsfonds: Bisher 155 Projekte in Umsetzung
Zu einer Zwischenbilanz des 2021 eingerichteten Biodiversitätsfonds, der bis 2026 mit insgesamt 80 Millionen Euro dotiert ist, hat Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Dienstag geladen. Schauplatz des Pressetermins war eines der so geförderten Renaturierungsprojekte in den Weinbergen Wiens. Insgesamt werden bis dato 155 Naturschutzprojekte im Ausmaß von rund 44 Mio. Euro mit über 1.000 Hektar renaturierter Flächen umgesetzt. Ziel ist der Erhalt der Artenvielfalt.
Mit über 60 Projekten sei der Großteil der Maßnahmen der Wiederherstellung von Lebensräumen gewidmet, mit 46 erfassen mehr als ein Drittel den Zustand und die Trends in der Biodiversitätsentwicklung Österreichs. Jenes beim Burgstall Projekt umfasst dabei mit rund 4.000 Quadratmetern zwar eine relativ kleine, zwischen Leopoldsberg und Nussberg befindliche Fläche - doch es zeigt anschaulich, was die Revitalisierung einer naturnahen Flora und Fauna ausmacht.
Artenvielfalt am Beispiel Tagfalter nachgewiesen
Verantwortlich dafür ist der Biologe Heimo Schedl, laut eigenen Angaben seit 25 Jahren im Artenschutz tätig. "Vor neun Jahren wurde ich auf die Fläche aufmerksam", so der eigentlich auf Reptilien spezialisierte Experte, der in dem Gebiet zuvor der Smaragdeidechse auf der Spur war. Für den einstigen Weingarten, er wurde bis in die 1980er als Stockkultur betrieben, hatte sich Schedl das Ziel gesetzt, hier ein Maximum an Artenvielfalt zu erreichen. Am Beispiel Tagfalter, da sei es ihm gelungen bereits 60 der 105 in Wien ansässigen Arten nachzuweisen.
"Begonnen habe ich mit einer ersten Erhebung, was hier überhaupt so lebt", so Schedl über sein "Soloprojekt". Gefunden hat er inzwischen 170 Pflanzenarten, die er an diesem Südhang teilweise bewusst fördere. Eine Leitart sei zum Beispiel die Flaum-Eiche, die hier durch ihre Trockentoleranz gedeihe - der Standort sei grundsätzlich einer mit vielen "xerothermen", an Trockenheit und Wärme angepassten, Arten bzw. wurde und wird er wieder ein solcher. Geschützt ist dieses Gebiet jedenfalls schon lange, so Schedl, nämlich bereits seit 1905 als Teil des vom Wiener Gemeinderat beschlossenen Wald- und Wiesengürtels.
Förderung auch für Monitoring-Projekte
"Seltenen Tier- und Pflanzenarten wieder intakte Lebensräume zurückgeben", darum gehe es beim Biodiversitätsfonds und bei der Renaturierung immer, hob Gewessler hervor. Und der Fonds zeige zudem, "dass jede und jeder Einzelne einen wertvollen Beitrag zu mehr Artenvielfalt leisten kann". Doch auch Monitoring-Projekte werden durch den Biodiversitätsfonds gefördert, insgesamt sind es hier 46, die Zustand und Trends in der Entwicklung der Biodiversität in Österreich erfassen sollen - ob das nun Insekten, Wildbienen, Amphibien oder Fische und Obstsorten sind.
Eine Notwendigkeit, die Artenvielfalt zu erhalten, besteht laut Umweltministerium auf jeden Fall. Denn zwar zähle Österreich zu den artenreichsten Ländern Mitteleuropas, aber der Erhaltungszustand der EU-Schutzgüter zeige - wie in der gesamten EU - kein befriedigendes Bild. Demnach befinden sich nur 18 Prozent der Lebensraumtypen und 14 Prozent der Arten in einem günstigen Erhaltungszustand.