Zeitlinger: Südafrikanische Variante nicht das Hauptproblem
Markus Zeitlinger, Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der MedUni Wien, glaubt nicht, dass eine schlechtere Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffes gegen die sogenannte südafrikanische Mutation des Coronavirus Auswirkungen auf den österreichischen Impfplan haben würde. "Weil die Variante von der Epidemiologie her nicht unser Hauptproblem ist", sagte Zeitlinger im Gespräch mit der APA. Zugleich betonte er, dass die Publikation, die auf eine begrenzte Wirkung des Vakzins hindeuten soll, noch nicht vorliegt.
"Das Hauptproblem ist die Hauptvariante, also das Virus, was wir bisher haben", betonte der Mediziner. Dazu komme jetzt die sogenannte britische Virusmutation. Zur südafrikanischen Variante gebe es grundsätzlich sehr kleine Studien. Aber: "Die Daten passen mit anderen zusammen, in erster Linie mit der Vakzine von Novavax, die auch eine deutlich schlechtere Wirksamkeit gegen die südafrikanische Mutante aufweist", erläuterte der Klinikvorstand.
Keine schwer erkrankten Patienten in Studie
Die Daten, die möglicherweise noch am Montag publiziert werden könnten, sagen Zeitlinger zufolge nichts darüber aus, dass die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gegen die südafrikanische Version des Coronavirus wirken. "Bei den anderen Impfstoffen wissen wir es nicht", betonte Zeitlinger. Man könne außerdem bei AstraZeneca nicht sagen, wie der Impfstoff bei schweren Erkrankungen durch die südafrikanische SARS-COV-2-Mutante wirkt, weil keine schwer erkrankten Patienten in der demnächst publizierten Studie untersucht wurden.
"Ich sage immer: Man soll die Vakzine nehmen, die man bekommen kann", empfahl Zeitlinger. Der Experte glaubt, dass man "in eine nicht vorhersehbare Mischung von Vakzinen" kommen werde. "Ich habe immer gesagt, dass man mit dem Impfstoff, den man für die erste Teilimpfung bekommen hat, auch die zweite Teilimpfung machen soll. Ich glaube auch, dass das grundsätzlich nach wie vor gilt. Aber es weicht sich auf." So könne es eine Grundimmunisierung geben, die dann durch andere Vakzine adaptiert werden könnte. "Zum Beispiel eine Grundimmunisierung durch AstraZeneca und eine Auffrischung mit Sputnik."
"Müssen so tun, als gäbe es keine Impfung"
Für den Impfplan bedeutet das Zeitlinger zufolge: "Weitermachen wie bisher, mit dem, was wir haben." Im Übrigen ist die epidemiologische Bewertung derzeit noch nicht vom Impfprogramm abhängig zu machen: "Bei der bisherigen Verfügbarkeit der Impfstoffe und der Durchimpfungsrate ändert das gar nichts. Wir müssen so tun, als gäbe es keine Impfung." Das sagte Zeitlinger auch im Hinblick auf die Diskussion um eine allfällige Abschottung Tirols aufgrund der dort aufgetretenen Fälle mit der südafrikanischen Mutante.
Nach wie vor offen ist die Frage, ob die Impfungen auch die Ansteckung anderer Menschen verhindern. Das bisher vorhandene Datenmaterial bezeichnete Zeitlinger als "Flickwerk". Daten beim Impfstoff von Moderna hätten gezeigt, dass im Zeitraum zwischen erster und zweiter Teilimpfung auch asymptomatische Erkrankungen zumindest zum Teil verhindert werden. In dem Zusammenhang hatte der Mediziner auch in Bezug auf AstraZeneca eine gute Nachricht: "AstraZeneca hat gezeigt, dass es eine Verringerung der Virenausscheidung gibt."