ÖAW-Wissenschaftsbarometer: 73% vertrauen Wissenschaft
Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2024 zeigen: Das Vertrauen der Österreicher:innen in Wissenschaft und Forschung bleibt stabil. 73 Prozent der Befragten geben an, der Wissenschaft großes Vertrauen entgegenzubringen. Der Wert jener, die "sehr stark" oder "stark" vertrauen, ist damit exakt so hoch wie 2023. Der Zuwachs von drei Prozentpunkten konnte gegenüber dem ersten Barometer im Jahr 2022 gehalten werden.
80 Prozent sind zudem der Meinung, dass Forschung unser Leben verbessert. Das Interesse an Wissenschaft und Forschung hat hingegen etwas abgenommen, die Menschen fühlen sich nicht ausreichend informiert. Zu diesen Ergebnissen kommt die jährliche Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
ÖAW-Präsident Heinz Faßmann betont: "Drei Viertel vertrauen der Wissenschaft, um ein Viertel müssen wir kämpfen. Der überwiegende Teil der Menschen in diesem Land ist überzeugt, dass Wissenschaft etwas Gutes, Redliches und Nützliches ist. Das ist erfreulich. Es zeigt sich aber auch ein klarer Auftrag in den Ergebnissen des Wissenschaftsbarometers: Die Menschen in Österreich wollen mehr Wissenschaftskommunikation. Sie ist entscheidend, um wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich und für alle zugänglich zu machen, den Wert evidenzbasierter Forschung zu vermitteln und den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu stärken."
Pandemieende dämpft Wissenschaftsinteresse
Die Ergebnisse im Detail:
Trotz der positiven Vertrauenswerte ist das allgemeine Interesse an wissenschaftlichen Themen leicht rückläufig: Innerhalb eines Jahres sank es um vier Prozentpunkte und liegt aktuell bei 56 Prozent. Leicht zurückgegangen ist auch der Stolz auf die wissenschaftlichen Leistungen der österreichischen Forscher:innen - von 35 Prozent 2023 auf 29 Prozent.
Die Meinungsforscher:innen erklären diese Entwicklung vor allem mit dem Ende der pandemiegeprägten Sonderphase. Während der Pandemie war die Sichtbarkeit von Wissenschaft und die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Themen durch die Bevölkerung stark gestiegen, nun nimmt das Interesse wieder ab. Ein weiterer Grund für die Abnahme: 2022 und 2023 wurden erstmals seit Jahrzehnten wieder Nobelpreise an Österreicher vergeben, was 2024 nicht der Fall war.
Österreich weniger wissenschaftsskeptisch als Deutschland
Im Ländervergleich mit Deutschland liefert das Wissenschaftsbarometer für Österreich überraschend positive Ergebnisse. Während hierzulande 73 Prozent der Wissenschaft großes Vertrauen entgegenbringen, sind es in Deutschland nur 55 Prozent. Auch der Anteil der Wissenschaftsskeptiker:innen, also jener Personen, die der Wissenschaft dezidiert misstrauen, ist in Österreich geringer (5 Prozent) als in Deutschland (9 Prozent).
Ähnlich ist hingegen der Anteil derer, die sich gut über Wissenschaft und Forschung informiert fühlen: 32 Prozent in Österreich und 30 Prozent in Deutschland. Allerdings gibt es umgekehrt in Österreich mit 28 Prozent mehr Menschen, die sich schlecht informiert fühlen, als in Deutschland (17 Prozent).
Wunsch nach mehr Informationen über Wissenschaft
Die Dringlichkeit verstärkter Wissenschaftskommunikation wird im aktuellen Wissenschaftsbarometer auch durch den hohen Anteil jener Menschen in Österreich deutlich, die es wichtig finden, dass man über Wissenschaft und Forschung informiert ist: 60 Prozent der Bevölkerung sind dieser Meinung.
Und auch die Frage, ob Wissenschaftler:innen die Öffentlichkeit über ihre Arbeit informieren sollen, wird eindeutig bejaht und zwar von 80 Prozent der Befragten. Selbst 74 Prozent aus der Gruppe der Wissenschaftsskeptiker:innen wollen informiert werden.
Ablehnung und wenig Wissen: Künstliche Intelligenz
Der Mangel an Information zeigt sich auch daran, dass die Frage, ob Wissenschaft und Forschung unser Leben zu schnell ändern, mit 47 Prozent einen gestiegenen Zustimmungswert hat. 2023 waren nur 43 Prozent dieser Meinung. Bei dieser Frage gibt es auch kaum Unterschiede zwischen Wissenschaftsbefürworter:innen und Skeptiker:innen.
Besonders das Thema Künstliche Intelligenz (KI) scheint bei den Befragten für diesen Anstieg verantwortlich zu sein. Nur 10 Prozent bewerten KI sehr positiv. Eher oder sehr negativ sehen hingegen 32 Prozent der Bevölkerung die Entwicklungen in diesem Bereich. Jüngere Menschen bewerten KI zwar tendenziell positiver als Ältere aber in allen Altersgruppen gibt es einen großen Anteil an Personen, die angeben, keine ausreichenden Informationen zu haben, um sich eine Meinung zu bilden. Bei den über 60-Jährigen sind das sogar 20 Prozent. Angesichts der Ergebnisse scheint eine konstruktive gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Risiken und Chancen von KI wichtiger denn je zu sein.
In Wissenschaftskommunikation investieren
Auch Andrea Fronaschütz, Geschäftsleitung beim Österreichischen Gallup-Institut, bestätigt: "Bei über der Hälfte der österreichischen Bevölkerung ist der Wunsch nach Information über Wissenschaft hoch. Gut eingeschätzter Informationsstand verbessert Akzeptanz und Vertrauen für ein Thema. Dabei geht es oft um ganz konkrete Fragen, die es greifbar machen: welche Relevanz haben wissenschaftlich bestätigte Ergebnisse für mein Leben, in meinem Alltag, wo habe ich eigenen Handlungsspielraum? So waren zum Beispiel in der Pandemie die Konsequenzen des eigenen Verhaltens ganz unmittelbar erkennbar und daher das Interesse an wissenschaftlich fundierten Handlungsempfehlungen besonders hoch. Beim Klimawandel hingegen wird die Wirkung des eigenen Beitrags als weniger unmittelbar erlebt, das Thema hat für Laien unüberschaubar viele Zusammenhänge und Einflussfaktoren. Ein Beitrag der Wissenschaft könnte sein, persönlich umsetzbare Aspekte greifbar zu machen."
ÖAW-Präsident Heinz Faßmann unterstreicht daher: "Es braucht mehr innovative Ideen und gezielte Investitionen in die Vermittlung von Wissenschaft. Die ÖAW hat bereits Initiativen gestartet, wie die Videoreihe FÄKT, die sich speziell an Jugendliche und Schulen richtet. Sie bringt neueste Forschung aus ganz Österreich abgestimmt auf die Lehrpläne in die sozialen Medien, zum Beispiel auch zu den Themen KI und Klimawandel."
Und auch ein weiteres Großprojekt widmet sich der Vermittlung von Wissenschaft: ÖAW, Universität Wien und TU Wien bauen mit Unterstützung des BMBWF derzeit ein Zentrum der Wissenschaftskommunikation auf. Das Science Communication Center in der Aula der Wissenschaften soll ab 2027 als ein Ort des Staunens, Erlebens und Diskurses einen generationsübergreifenden Austausch mit Wissenschaft fördern und das Vertrauen in sie weiter steigern.
Methode
Die ÖAW erhebt das Wissenschaftsbarometer jährlich. Das Wissenschaftsbarometer 2024 wurde vom Umfrageinstitut Gallup International durchgeführt. Angewendet wurde ein bewährter Methoden- Mix: 1.000 Online-Befragungen ("Computer Assisted Web Interview") sowie 500 telefonische Befragungen ("Computer Assisted Telephone Interview") wurden im Oktober und November 2024 unter Personen ab 16 Jahren in Österreich durchgeführt. Die Zusammenstellung des befragten Samples wurde anhand der Merkmale Bundesland, Geschlecht und Alter gewichtet, um eine größtmögliche Repräsentativität der österreichischen Wohnbevölkerung erzielen zu können.
Rückfragehinweis: Debora Knob Pressesprecherin des Präsidiums Österreichische Akademie der Wissenschaften Telefon: +43 1 51581-1209 E-Mail: debora.knob@oeaw.ac.at Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/1277/aom
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