Gastbeitrag --- Die zunehmende Komplexität und Dringlichkeit globaler Herausforderungen erfordern eine nachhaltig aufgestellte Wissenschaft, Forschung und Entwicklung, die sich dieser annimmt und sich mit komplexen Fragestellungen produktiv auseinandersetzt. Gerade in Zeiten von Wissenschaftsskepsis, Desinformation, politischer Polarisierung, digitaler Transformation und steigender sozialer Ungleichheit ist es essenziell, dass Wissenschaft und Forschung durch gezielte politische Unterstützung und nachhaltige Gestaltung der Rahmenbedingungen gestärkt werden. Neben offensichtlichen Dingen wie adäquater, langfristiger Finanzierung und Forschungsinfrastruktur wünschen wir uns vor allem die folgenden drei Aspekte:

1. Förderung des Verständnisses von Wissenschaft und ihrer Bedeutung für die Bewältigung von aktuellen und zukünftigen Herausforderungen sowohl in der Gesellschaft als auch bei politischen Entscheidungsträgern, damit Entscheidungen aufgrund fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse und Expertise getroffen werden. Dies erfordert u.a. auch die Forcierung des Zugangs zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und Daten, z.B. durch Open Access Strategien, wirksamere Wissenschaftskommunikation auf allen Ebenen sowie Förderungen, die Menschen aus allen Bereichen ein Mitwirken bei Forschungsprojekten ermöglicht, z.B. durch Ansätze wie Citizen Science. Gleichzeitig sollte die Politik die Wissenschaft nicht diskreditieren und den Beitrag einer der Objektivität und Verantwortlichkeit verpflichteten unabhängigen Wissenschaft achten.

2. Förderung von interdisziplinärer, intersektoraler und generationenübergreifender Zusammenarbeit, um globale Herausforderungen zu bewältigen, die koordinierte Anstrengungen und ganzheitliche Perspektiven erfordern. Besonders im Kontext von Nachhaltiger Entwicklung ist es essenziell, ökologische, soziale und ökonomische Aspekte ganzheitlich zu betrachten und synergistisch zu beforschen. Dazu gehört die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, die auf Werten und Ethik basieren sollte: Werte, wie sie Grundlage der Europäischen Union sind; Ethik, wie sie beispielsweise in international anerkannten Prinzipien verankert ist (Autonomie, Schadensvermeidung, Fürsorge, Gerechtigkeit).

3. Förderung von Innovation, Entrepreneurship und Zukunftsorientierung, um einen effizienten Transfer von neuen Erkenntnissen und innovativen Lösungsansätzen in die Praxis zu ermöglichen und Forschungsergebnisse schnell in konkrete Anwendungen zu übersetzen. Innovation, unternehmerisches Denken und Handeln sowie die Entwicklung von Kompetenzen wie "Foresighting" und "Zukünfte-"Gestaltung" sind wichtige Hebel, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln und nachhaltige Entwicklungen zu gestalten, und deren Anwendung im Wissenschaftstransfer gefördert werden sollte.

Alle drei Wünsche basieren darauf, dass jungen Menschen, insbesondere auch Frauen und anderen unterrepräsentierte Gruppen, eine qualitativ hochwertige Ausbildung in Wissenschaft und Forschung ermöglicht wird.

Zu den Personen:

Markus Frischhut, LL.M. ist Jean Monnet Professor am MCI Management Center Innsbruck mit den Schwerpunkten EU Recht, Ethik und Werte, sowie Außerordentlicher Professor an der Alma Mater Studiorum - Università di Bologna und hat EU Institutionen (Europäisches Parlament, Europäische Zentralbank) zum Thema Ethik beraten.

Regina Obexer ist Leiterin des Center for Responsible Management & Social Impact am MCI. Sie koordiniert hochschulweite Initiativen, Strategien und Events zur Integration und Förderung von Nachhaltigkeit und Verantwortung am MCI und lehrt und forscht im Bereich Bildung für Nachhaltige Entwicklung sowie Responsible Management Education.

Antje Bierwisch ist Professorin und Fachbereichsleiterin Innovation & Entrepreneurship am MCI Management Center Innsbruck. Sie lehrt und forscht in den Bereichen Innovationsmanagement, "Zukünfte"-Forschung, Strategic Foresight und Organisationsentwicklung. Seit 2023 hat sie den UNESCO-Chair in Futures Capability for Innovation and Entrepreneurship am MCI inne.

Service: Dieser Gastbeitrag ist Teil der Rubrik "Nachgefragt" auf APA-Science. Die inhaltliche Verantwortung liegt beim Autor/der Autorin.