Ein Höhlenbär kehrt zurück
Im Zuge der Bearbeitung der naturwissenschaftlichen Sammlung des Zisterziensers Dominik Bilimek (1813-1884) an der BOKU University Wien, tauchte ein Zeitzeuge einer frühen Höhlenbärengrabung in der Kreuzberghöhle in Slowenien auf. Dieser, bereits in der historischen Literatur dokumentierte Fund wurde nun nach 178 Jahren an das Narodni muzej in Ljubljana (Naturhistorisches Museum Slowenien) retourniert.
Die historische Sammlung Bilimek an der BOKU University beherbergt manche geschichtsträchtigen Objekte. Der Zisterzienser-Pater Dominik Bilimek war im 19. Jahrhundert in vielen Disziplinen wissenschaftlich tätig wie zum Beispiel in der Zoologie, Botanik, Geologie oder Mineralogie und war auch ein eifriger Sammler. Seine Sammlung von Mineralen, Gesteinen und Fossilien wurde vor zehn Jahren vom Stift Heiligenkreuz dem Institut für Angewandte Geologie (IAG) der BOKU University übergeben. Mit der Geschichte rund um die naturwissenschaftliche, historische Sammlung und deren Erhalt, setzt sich das Team des Instituts seit mehreren Jahren intensiv auseinander. Ein besonderes Fossil aus dieser Sammlung ist der Unterkiefer eines Höhlenbären aus der Križna jama (Kreuzberghöhle) in Slowenien. Dieser lebte vor mehreren zehntausend Jahren während der letzten Eiszeit und hatte die Höhle zu seinem Schlafquartier erkoren, wo er jedes Jahr überwinterte.
Am 7. September 1846 fand dort im Rahmen von Bilimeks Reise durch Slowenien die derzeit erste, bekannte Höhlenbärengrabung in der Križna jama statt - 30 Jahre vor Ferdinand von Hochstetters Grabungen für das heutige Naturhistorische Museum Wien. Bilimek spendete diese Funde, eine Kiste mit Höhlenbärenknochen, dem Museum in Ljubljana was im Illyrischen Blatt (1847) dokumentiert wurde. Als Erinnerung behielt Bilimek nur einen einzigen Unterkiefer aus diesem Konvolut. Nachdem die Kiste mit den Knochen nicht mehr erhalten ist, ist der Unterkiefer der letzte Zeuge dieser frühen Höhlenbärengrabung und wurde nun nach 178 Jahren vom Institut für Angewandte Geologie dem Naturhistorischen Museum in Ljubljana übergeben.
Christian Zangerl, der Leiter des Instituts für Angewandte Geologie, weist auf die wissenschaftshistorische Besonderheit dieses Fundes hin: "Der Unterkiefer des Höhlenbären ist ein wichtiger Zeuge der frühen Grabungstätigkeit, der nun aufgrund detaillierter Quellenzusammenführung von Fundzetteln, Tagebucheintragungen sowie historischen Presseberichten in seine Heimat zurückkehren kann." Die Križna jama wurde von Mitarbeiter*innen vom Institut für Angewandte Geologie der BOKU University bereits im April 2023 besucht. Weiterführende Projekte in Bezug auf die Sammlung Bilimek befinden sich in der Planungsphase.
Publikationen über die Bilimek-Sammlung an der BOKU University in Wien
Lukeneder, P., Liebhart, I., Ottner, F., Mikes, A., Heinz, P., Polách, R. The historical power of the natural science collection of Dominik Bilimek at the University of Natural Resources and Life Sciences Vienna (BOKU). https://doi.org/10.1098/rsnr.2022.0051
Hopfensperger, B., Maletz, J., Lukeneder, P., Heinz, P., Ottner, F. Early graptolite research: Eduard Suess and the Bilimek collection. https://doi.org/10.3140/bull.geosci.1829
Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. Christian Zangerl Leiter Institut für Angewandte Geologie BOKU University +43 1 47654 87211 christian.j.zangerl@boku.ac.at Dr. Franz Ottner Institut für Angewandte Geologie +43 1 47654 87214 franz.ottner@boku.ac.at Petra Lukeneder, M.Sc. Institut für Angewandte Geologie petra.lukeneder@gmx.at