BioTechMed Graz feiert zehn Jahre gemeinsame Forschung für Gesundheit
Vom Fettstoffwechsel und dem digitalen Zwilling vom Herzen, antibiotikaresistenten Bakterien im Darm, besseren Einblicken ins Gehirn bis zur Zellalterung: Mit der Forschungskooperation BioTechMed bündeln die Med-Uni, TU und Universität Graz ihre Kompetenzen im Bereich biomedizinischer Grundlagen, technologischer Entwicklungen und medizinischer Anwendungen - seit zehn Jahren. "Mit vereinten Kräften ist mehr zu erreichen", betonte Direktor Rudolf Zechner gegenüber der APA.
Molekulare Biomedizin, Neurowissenschaften, pharmazeutische und medizinische Technologie, Biotechnologie, sowie quantitative Biomedizin und Modellierung sind die Fachbereiche, die sich in der Grazer Forschungsplattform BioTechMed wiederfinden. Gegründet wurde sie im Jahr 2013 von der Medizinischen Universität, der TU und der Universität Graz - ein in diesem Umfang bis dahin österreichweit einzigartiger Zusammenschluss. "Die Ausgangsbasis war die Grundeinsicht der damaligen drei Rektoren, dass die drei Unis alleine nicht ausreichend kompetitiv sein können, gemeinsam aber sehr wohl", wie Zechner sagte.
Ziel ist zum einen die gemeinsame Arbeit an exzellenten Forschungsprojekten: Hochkomplexe Fragestellungen aus dem Gesundheitsbereich sollen durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Disziplinen bearbeitet und die Vielzahl an Methoden genutzt werden. "Entscheidend ist es, gute Forscher zu fördern und Barrieren, die die Zusammenarbeit behindern, wegzuräumen, denn jene, bei denen das Feuer brennt, suchen sich starke Partner. Kooperation kann man nicht verordnen", sagte Zechner.
Gemeinsam statt einsam
Durch die gemeinsame Beantragung und Anschaffung von Forschungsinfrastruktur sollen die bestehenden Forschungsfelder gestärkt und weitere innovative Forschungsbereiche erschlossen werden. Das erhöhe die Forschungsstärke und internationale Sichtbarkeit des Forschungsstandortes. "Alle Seiten profitieren von der Bündelung der Kompetenzen", zeigte sich der Grazer Stoffwechselforscher und Biochemiker beim Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre überzeugt.
Sichtbar wird das etwa an der Entwicklung des Publikations-Outputs der Mitglieder. Hier sei die Zahl von rund 550 Publikationen (2016) auf knapp 1.000 (2022) gestiegen. Die Drittmitteleinnahmen aus Projekten des BioTechMed-Verbundes seien von 22,5 Millionen Euro (2016) auf 33,8 (2022) angewachsen. Heute zählt er 154 forschende Voll- und 655 assoziierte Mitglieder, "hier hat sich die Zahl seit 2016 verachtfacht", so Zechner. Bereits 2014 wurden drei BioTechMed-Professuren eingerichtet - für interaktive Mikrobiomforschung (Med-Uni), für Bioinformatik (TU Graz) und Neuroimaging (Uni Graz).
Insgesamt wurden (bis inklusive 2024) 21 Millionen Euro vonseiten der drei Universitäten investiert - rund 11,7 Millionen Euro flossen in die Exzellenz- und Nachwuchsförderung, rund 4,15 Millionen Euro in insgesamt bisher sieben Leuchtturmprojekte: Themen waren bzw. sind u. a. das periodische Fasten, Wechselwirkungen zwischen Darm und Bakterien, die Steuerung bioaktiver Lipide, ein Herzmodell, die Erstellung eines Modells der Zerstörung von Zellen der Bauchspeicheldrüse bei Diabetes oder Proteinmodifikationen, die bei der Entstehung von Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielen dürften.
Zechner betonte auch den hohen Stellenwert der Förderung von vielversprechenden Jungakademikern: "BioTechMed unterstützt Forschende in sehr unterschiedlichen Phasen ihrer Karriere - vom arrivierten bis zum ganz jungen Forscher, für die wir zum Beispiel Young Researchers Groups und das Lab Rotation Programm eingeführt haben", berichtete der Direktor. Letzteres ermögliche es Masterstudierenden vor der Entscheidung für eine bestimmte Doktoratsschule ein Labor eines BioTechMed-Vollmitglieds kennenzulernen. Hier habe sich die Nachfrage jährlich auf zuletzt 36 Bewerbungen für 17 Plätze gesteigert.
Besonders stolz zeigte sich Zechner über das geplante Cori-Institut für Stoffwechselforschung in Graz. Dabei kooperiert die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit den drei Grazer Universitäten um Stoffwechselerkrankungen transdisziplinär zu behandeln. Stoffwechselstörungen werden ursächlich mit der Entstehung von Diabetes und Fettleibigkeit, aber auch Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen oder auch Erkrankungen des Immunsystems in Verbindung gebracht. Als nächster Schritt wird ein Search Committee eingerichtet, das eine Direktorin oder einen Direktor für das Institut sucht. 2024 soll das Direktorium stehen, dann geht es an den Aufbau der ersten Gruppen: "Wir werden mit ein bis zwei Gruppen anfangen, im Endausbau sollen es zehn bis zwölf mit bis zu 100 Forschern sein", schilderte der Wissenschafter, der auch die treibende Kraft hinter dieser Initiative war und ist.
Service: https://biotechmedgraz.at/de/
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