Monoklonale Antikörper als Malariaprophylaxe
Eine neue Form der Malariaprophylaxe könnte helfen, die Zahl der Opfer zu reduzieren. Wissenschafter haben in Mali in einer Dosisfindungsstudie mit monoklonalen Antikörpern zur Injektion unter die Haut Kinder zu einem großen Teil vor der Tropenkrankheit schützen können, heißt es in einer aktuell im "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Studie.
Weltweit sterben noch immer pro Jahr rund 600.000 Menschen an Malaria. Die meisten Opfer sind Kinder in Afrika. "Trotz großer Anstrengungen bei der Bekämpfung der Moskitos, Chemoprävention und direkter Maßnahmen im Erkrankungsfall ist in den vergangenen Jahren wenig Fortschritt bei der Reduzierung der Malaria-Mortalität gemacht worden. Der Trend könnte sich noch mit der zunehmenden Resistenz (von Plasmodium falciparum; Anm.) gegen die Malariamedikamente und (von Anopheles-Stechmücken; Anm.) gegen Insektizide verschlechtern", schrieben Kassoum Kayentao vom Malaria-Forschungszentrum in Mali (Bamako) und seine Co-Autoren in der weltweit angesehenen Medizinfachzeitschrift (DOI: 10.1056/NEJMoa2312775).
Neben den herkömmlichen Präventionsmaßnahmen wie Bekämpfung der Moskitos, Moskitonetze und vorbeugende Medikamente hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bisher auch zwei Malaria-Impfstoffe (RTS,S/AS01 und R21/Matrix-M) für Kinder in besonders betroffenen Regionen propagiert. Die Schutzraten bei drei bis vier Teilimpfungen liegen zwischen 36 und 75 Prozent. Die Zahl der Teilimpfungen bzw. auch die Notwendigkeit einer langen saisonalen Periode von Chemoprophylaxe machen das Erreichen hoher Schutzraten in großen Teilen der ärmsten Regionen der Welt aber ausgesprochen schwierig.
Eine mögliche weitere Prophylaxe könnten monoklonale Antikörper darstellen. Hier wurde mit L9LS mit Unterstützung der Bill and Melinda Gate Foundation eine lang wirksame Variante solcher Antikörper entwickelt, die einfach unter die Haut injiziert werden kann (subkutan). In einer ersten Studie der Phase I an gesunden Erwachsenen wurde ein 88-prozentiger Schutz gegen die Tropenkrankheit erreicht. Jetzt folgte eine Dosisfindungsstudie bei Erwachsenen und vor allem Kindern in Mali.
Zunächst wurden in einer ersten Teilstudie an Kindern und Erwachsenen drei verschiedene Dosierungen von L9LS auf mögliche Nebenwirkungen untersucht. Dann bekamen je 75 Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren vor der Malariasaison (Juli bis Dezember) in Mali jeweils eine subkutane Injektion mit L9LS (150 oder 300 Milligramm) oder ein Placebo. Geplant ist, dass die Prophylaxemaßnahme als eine Art "passive Impfung" zumindest sechs Monate lang wirken soll.
Keine Hinweise auf Sicherheitsprobleme
Die Ergebnisse sprechen für weitere und noch größere wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der monoklonalen Antikörper. Die Wissenschafter: "Es gab keine Hinweise auf Sicherheitsprobleme. Eine Infektion mit Plasmodium falciparum trat bei 36 Probanden (48 Prozent) in der Gruppe mit einer (L9LS-)Dosierung von 150 Milligramm auf, bei 30 Teilnehmern (40 Prozent) der Gruppe mit der 300-Milligramm-Dosierung und bei 61 Probanden (81 Prozent) der Probanden in der Placebogruppe."
Damit lag die Schutzrate im Vergleich zu Placebo bei der niedrigen Dosierung bei 66 Prozent, bei der höheren Dosis der monoklonalen Antikörper bei 70 Prozent. Das galt für den Labornachweis einer Plasmodien-Infektion. Eine Malaria mit Symptomen wurde zu 67 Prozent bzw. zu 77 Prozent (je nach Dosis) im Vergleich zu Placebo verhindert.
Bei einer Schutzdauer von sechs Monaten könnte so mit einer einzigen Injektion die gefährlichste Zeit in Malariaregionen überbrückt werden. Die Studie wurde vom nationalen US-Institut für Allergien und Infektionskrankheiten finanziert. L9LS-Antikörper sind eine Weiterentwicklung eines ähnlichen Präparats mit vor allem verlängerter Halbwertszeit im Körper und der Möglichkeit einer einfachen Anwendung.