Viele Menschen spekulieren auch beim Sammeltaxi auf Solo-Fahrt
Wie es um die Motivation von Menschen bestellt ist, "Ride-Sharing"-Angebote anzunehmen, hat ein Forschungsteam auf Basis von Millionen Nutzerdaten ermittelt. Die Bereitschaft, eine Art Sammeltaxi zum günstigeren Tarif zu buchen, hängt demnach stark von der Aussicht darauf ab, ob tatsächlich auch andere Fahrgäste mit an Bord sein werden. Die Akzeptanz für geteilte Fahrten ließe sich laut den Autoren schon durch eine moderate Verbilligung deutlich steigern.
Von Ansätzen der geteilten Mobilität versprechen sich Umweltschützer und Stadtplaner einiges. So richtig groß angekommen sind derartige Modelle jedoch noch nicht - auch wenn etwa Appelle zur Bildung von Fahrgemeinschaften schon eine gewisse Tradition haben. Beim Ride-Sharing werden zwei oder mehrere Fahrtwünsche mit jeweils ähnlichen Start- und Zielorten kombiniert. Ein Fahrzeug befördert dann mehrere, einander naturgemäß meist unbekannte Fahrgäste gleichzeitig.
Die geteilten Fahrten sind zwar günstiger, die Fahrtdauer kann sich aber verlängern und der Komfort ist durch die Mitfahrer möglicherweise eingeschränkt. Gerade in Gegenden, aus denen viel Verkehr kommt, wird das Sammeltaxi-Modell oft erstaunlich selten genützt.
Nutzungsverhalten vergleichen
In seiner im Fachmagazin "Nature Communications" erschienenen Analyse hat ein Team der Technischen Universität (TU) Dresden um den auch an den Lakeside Labs in Klagenfurt tätigen Physiker Marc Timme verschiedene Verhaltensmuster simuliert und diese mit dem beobachteten Nutzungsverhalten aus 360 Millionen echten Fahrtanfragen aus dem Jahr 2019 in New York City und Chicago in aufwendigen Berechnungen verglichen. Sie fanden zwei grundlegende Muster für die Nutzung geteilter Fahrten.
Bei einer Variante bleibt die Bereitschaft dazu über die Zeit konstant hoch. Bei der anderen Variante ging die Bereitschaft zum gemeinsamen Fahren jedoch zurück, je mehr Nachfrage nach Fahrten es insgesamt gab. Zwar erhöhte sich die Offenheit für das Modell bei manchen Nutzern mit gestiegenem Angebot, ein größerer Teil reduzierte unter dieser Bedingung jedoch seine Buchungen. Somit wird der relative Anteil an geteilten Fahrtanfragen kleiner, obwohl bei hoher Nachfrage die Chancen steigen, dass kaum Umwege gefahren werden müssen, da sich die Routen besser auf die Bedürfnisse einzelner Nutzer abstimmen ließen, heißt es in einer Aussendung der TU Dresden.
"Fahrgäste spekulieren darauf, zwar den günstigeren Fahrpreis im Tarif der geteilten Fahrten zu nutzen, aber aufgrund einer geringen Nachfrage nach Fahrten dennoch alleine und damit direkt von A nach B befördert zu werden", so Ko-Autor David Storch. In Stoßzeiten sei etwa zuverlässig mit einem oder mehreren Mitpassagieren zu rechen: "Fahrgäste verlieren fast sicher Komfort durch eine geteilte Fahrt. Sie tendieren häufiger dazu, gleich den teureren Tarif zu buchen, um alleine zu fahren."
Da es aber bereits einige Nutzer gibt, die sich durch ein großes Sammeltaxi-Angebot auch dazu motivieren lassen, dieses stärker zu nützen, sehen die Wissenschafter die Zukunft für diese Mobilitätsform durchaus positiv. Würden die geteilten Fahrten nur ein wenig billiger, könnten gleich verhältnismäßig viele Menschen zusätzlich dazu motiviert werden, glauben die Forscher.
Service: https://doi.org/10.1038/s41467-021-23287-6