"Vom Suchen und Finden geeigneter Projektpartner"
Die österreichische Medizintechnik-Branche ist geprägt von Klein- und Mittelunternehmen. Dass viele dieser KMUs auf Partner bei der Erstellung von Produkten und Dienstleistungen angewiesen sind, zeigt sich auch im Gesundheitstechnologie-Cluster (GC). Getreu unserem Motto "Innovation durch Kooperation" hatten wir im Mai die Möglichkeit, als Host die internationale Partnering-Konferenz EuroMedtech in Linz auszurichten. 265 Entscheidungsträger von 181 Unternehmen der Medtech-Branche aus 21 Ländern nahmen diese Chance wahr.
Mit der EuroMedtech 2014 gastierte am 7. und 8. Mai Europas führende Partneringkonferenz der Medizintechnik-Branche bei uns in Linz. Die Idee dieses modernen Konferenztyps ist es, in vorab organisierten One-to-one-Meetings potenzielle Geschäftskontakte zu knüpfen und dadurch neue Projektpartner zu finden. Einige Interessierte, denen ich im Vorfeld das Konzept dieser Partneringkonferenz vorgestellt hatte, kommentierten meine Ausführungen kurz als " ... das ist ja ähnlich wie beim Speed-Dating". Neben den 749 zustande gekommenen Partnerings wurden aktuelle Branchenschwerpunkte diskutiert. Dabei zeigten sich vor allem die Panels rund um die Themen Pharma und In-vitro-Diagnostik als Zuhörer- und Diskussionsmagnet.
Die Aktualität der Themen zeigte sich beispielsweise in der Panel-Diskussion "Freund oder Feind - verschwimmt die Grenze zwischen Arzneimittel und Medizintechnikgeräten?" in der sich neue Entwicklungen in Richtung kombinierter Medizinprodukte abzeichneten. Stellt sich nur die Frage, ob dieser Trend in einer Kooperation mündet oder ob es zu freundlichen bzw. feindlichen Übernahmen von Medtech-Firmen durch Pharma-Firmen kommen wird? Es bleibt spannend und wir werden diese Entwicklungen verfolgen.
In Oberösterreich spüren wir, dass die Themen personalisierte Medizin, E-Health, alternde Gesellschaft und Regulatory Affairs unsere Partnerfirmen stark beschäftigen. Besonders der demographische Wandel und mit ihm unsere immer älter werdende Gesellschaft, werden als große Chance für neue Produkte und Dienstleistungen gesehen. Allerdings erhalten wir gerade hier das Feedback, dass zwar der Bedarf und mit ihm die Anwender vorhanden sind, die Zielgruppe sich diese modernen und kostspieligen Ideen jedoch oftmals nicht leisten kann. In Oberösterreich haben wir zahlreiche F&E-Einrichtungen, die auf diesem Gebiet forschen. Auch erste Pilot-Projekte werden bereits umgesetzt. Die dort entwickelten Ideen erreichen jedoch kaum die Marktreife, da es zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht ausreichend zahlungswillige bzw. -fähige Abnehmer gibt. Darüber hinaus zeigt die Praxis ein weiteres Problem: In vielen Fällen wird am Endkunden vorbei entwickelt - entweder weil Bedürfnisse des Endkunden nicht ausreichend bekannt sind oder weil dieser die moderne Technik scheut und daher mit solchen Produkten gar nichts zu tun haben möchte. Gerade weil uns allen bewusst ist, wie die Alterspyramide in Zukunft aussehen wird, sollten wir hier bedarfsorientierter handeln.
An diese Überlegungen knüpfen auch Smart Solutions an. Der Einsatz von mitdenkenden Systemen ist neben Gesundheitseinrichtungen und Produktionsstätten ebenso in privaten Haushalten gefragt. Beispielsweise werden Böden mit Sensoren ausgestattet und informieren das Pflegepersonal frühzeitig über den Sturz eines Patienten. Die Anpassung von Wohnungen und Häusern hin zu Smart Homes, wird ein längeres Leben in den eigenen vier Wänden - trotz vorangeschrittenen Alters - ermöglichen. Nicht nur für die Betroffenen selbst ist es ein Gewinn an Lebensqualität, auch deren Angehörige werden von Smart-Living-Konzepten in vielerlei Hinsicht profitieren können.
Auch die digitale Revolution ist in der Gesundheitstechnologie zu spüren: Software und mit ihr computergestützte Anwendungen erleichtern nicht nur den Arbeitsalltag im Büro oder im produzierenden Betrieb, ebenso profitiert die Medizin von den digitalen Entwicklungen. Software erfasst, steuert und regelt Medizinprodukte. Dabei ist zwischen Software als eigenständigem Medizinprodukt (Stand-Alone Software) und in einem medizinischen Gerät (Gerätesoftware) zu unterscheiden. Wie in anderen Branchen ist auch im Gesundheitsmarkt der Trend zu mobilen Applikationen zur Gesundheitsförderung für Smartphones und Tablets zu erkennen. So wurde beispielsweise in einem Cluster-Kooperationsprojekt eine webbasierte Patientenservice-Plattform für chronische Erkrankungen entwickelt. Ein weiteres erfolgreiches Beispiel für das Zusammenarbeiten kleiner und mittelständischer Unternehmen.
Die positiven Rückmeldungen zur EuroMedtech haben uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig für unsere heimischen Firmen Kooperationspartner sind und dass das "Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele"-Prinzip durchaus gelebt wird.
Service: E-Mail der Autorin: nora.mack@clusterland.at. Internet: www.gesundheitstechnologie-cluster.at