Nina Mathies zur neuen ÖH-Vorsitzenden gewählt
Die 22-jährige Umweltingenieurwissenschafts-Studentin Nina Mathies (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ) ist zur Vorsitzenden der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) gewählt worden. In der konstituierenden Sitzung der ÖH-Bundesvertretung erhielt die Vorarlbergerin 32 von 54 abgegebenen Stimmen. Mathies führt eine Koalition aus VSStÖ, Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) und Kommunistischem StudentInnenverband - Linke Liste (KSV-LiLi) an.
Diese Meldung wurde aktualisiert: Neu: Wahlergebnisse Rossmann, Neuhold (2. Absatz), Koalitionsvertrag (4.und 5. Absatz)
Laut Koalitionsvereinbarung soll Mathies die erste Hälfte der am 1. Juli beginnenden zweijährigen Amtsperiode als ÖH-Vorsitzende fungieren und GRAS-Vertreterin Sarah Rossmann als ihre Stellvertreterin. Nach einem Jahr wird dann getauscht. Zweiter Stellvertreter soll über die gesamten zwei Jahre Simon Neuhold (KSV-Lili) werden. Rossmann erhielt am Freitag 32 von 54 abgegebenen Stimmen, Neuhold kam auf 36 von ebenfalls 54 Stimmen.
An der ÖH-Spitze löst Mathies GRAS-Vertreterin Keya Baier ab. Sie stand an der Spitze einer Koalition aus VSStÖ, GRAS und Fachschaftslisten (FLÖ).
Für die kommenden beiden Jahre hat sich die neue ÖH-Spitze laut Koalitionsvertrag ein "demokratisches, antikapitalistisches, progressives, solidarisches und sozial gerechtes Verständnis" von Politik vorgenommen. Man versteht sich als "queerfeministische ÖH" und will sich unter anderem gegen Rassismus und Faschismus engagieren. "Im Sinne ihrer antifaschistischen Grundhaltung" will die ÖH mit Landes- oder Bundesregierungen mit FPÖ-Beteiligung nicht zusammenarbeiten. Prophylaktisch hat man sich bereits darauf geeinigt, Proteste im Falle einer Regierungsbeteiligung der FPÖ auf Bundesebene proaktiv zu organisieren.
An Projekten hat sich die neue ÖH-Spitze unter anderem ein "Wunschkonzept" für ein Beihilfensystem, einen Klimabeirat an Hochschulen sowie ein Pilotprojekt für ein Teilzeitstudium vorgenommen. Für Lehramtsstudierende soll es Workshops zu queerer Sexualität und Geschlechtsidentität geben, um den derzeit cis-hetero normativ gestalteten Sexualkundeunterricht an den Schulen zu erweitern. Außerdem sollen sie in weiteren Workshops auch antirassistische Lehre vermittelt bekommen.
Bei der Anfang Mai mit einer Beteiligung von rund 21 Prozent zu Ende gegangenen ÖH-Wahl erreichte der VSStÖ als stärkste Fraktion 15 Mandate. Dahinter folgen die ÖVP-nahe AktionsGemeinschaft mit zwölf Sitzen und die GRAS mit elf. Die Jungen Liberalen Studierenden (JUNOS) kommen auf fünf Mandate, die FLÖ auf vier (minus zwei), der KSV-LiLi auf drei, der mit ihm konkurrierende andere Kommunistische StudentInnenverband - Kommunistische Jugend (KSV - KJÖ) sowie die neue Liste Who the F*ck is Herbert? auf je zwei und der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) auf einen Sitz.
Nina Mathies im Porträt
Mit der 22-jährigen Nina Mathies (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ) steht im kommenden Jahr eine Vorarlbergerin an der Spitze der 55-köpfigen Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH). Damit vertritt sie die mehr als 390.000 Studierenden an den heimischen Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen sowie Privatuniversitäten und Privathochschulen.
Mathies wurde am 25. Oktober 2000 in Dornbirn geboren. Erste Vertretungserfahrung sammelte sie zunächst als Klassensprecherin und dann als Schulsprecherin am Bundesgymnasium Dornbirn, wo sie auch bei der SPÖ-nahen Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS) andockte. 2018/19 fungierte sie außerdem als AHS-Landesschulsprecherin in Vorarlberg.
Nach der Matura ging Mathies nach Wien, wo sie seit 2019 an der Universität für Bodenkultur (Boku) Umweltingenieurwissenschaften studiert. 2020/21 fungierte sie außerdem als AKS-Vorsitzende, seit 2021 ist sie stellvertretende ÖH-Vorsitzende an der Boku und seit 2022 Sozialsprecherin des VSStÖ.
Neben bildungspolitischen Themen engagierte sich Mathies auch früh in anderen Bereichen: So gründete sie etwa die Fridays For Future-Landesgruppe in Vorarlberg mit und war auch beim Protest gegen die Abholung der damals zwölfjährigen Schülerin Tina zur Abschiebung nach Georgien direkt vor Ort.