Forscher pochen auf mehr Austausch zwischen Medien und Wissenschaft
Als Ende 2019 das EU-geförderte Projekt ERUM ("Verbesserung des Forschungsverständnisses durch Medien") startete, konnte noch niemand wissen, wie aktuell die behandelten Themen rund um Medienkompetenz, evidenzbasierte Kommunikation und den Umgang mit Falschinformationen bald werden sollten. Die Covid-19-Pandemie habe die Beziehung zwischen Medien und der Wissenschaft dann aber ebenso neu geordnet, wie Ressourcenmangel und Verbesserungsbedarf aufgezeigt, so ein Fazit.
Am Donnerstag (28. April) findet in Wien die Abschlusskonferenz des im Rahmen des "Erasmus+"-Programms durchgeführten Forschungsprojektes statt. Am Anfang stand die Idee der Notwendigkeit, Schlüsselkompetenzen der Studierenden hinsichtlich der Medienkompetenz zu entwickeln und die Kapazität von Medienexperten in Bezug auf evidenz- und forschungsbasierte Kommunikation zu stärken.
Pandemie zeigte Relevanz der Fragestellung
Genau ein persönliches Treffen der Projektpartner gab es im Winter 2019, dann kam die Pandemie und machte deutlich, wie relevant die Inhalte des Projekts tatsächlich waren. "Neben den organisatorischen Auswirkungen, hatte Covid-19 vor allem inhaltliche Auswirkungen auf unsere Arbeit", so die wissenschaftliche Projektmitarbeiterin Johanna Urban vom Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Wien gegenüber der APA. Man reagierte schnell auf die aktuellen Entwicklungen und ließ sie in die Arbeit einfließen. "Unser griechischer Partner hat sich im Jänner 2020 dazu entschlossen, eine Fallstudie zur griechischen Covid-19 Berichterstattung zu erstellen. Das ist insofern besonders spannend, weil retrospektiv nochmals gut sichtbar wird, wie wenig man damals über das Virus wusste", so Urban.
Weiters wurde eine Leitlinie für evidenzbasierte Kommunikation entwickelt, zu deren Unterstützung rund 200 Journalistinnen und Journalisten online befragt wurden. "Neben der Rolle von wissenschaftlichen Erkenntnissen in der eigenen journalistischen Arbeit, Arbeitspraktiken oder Informationsquellen haben wir die Befragten auch zum Einfluss der Pandemie auf ihre Arbeit angesprochen", wie Urban erklärte. Aufgrund der hohen Aktualität entschloss man sich außerdem, Verschwörungsmythen im Zuge der Lernmodule aufzugreifen, was ebenfalls im Abschlusskongress noch einmal thematisiert werden soll.
Urban kann den Entwicklungen um Covid-19 nun auch Positives abgewinnen: "Die Pandemie hat auch vieles in Bewegung gebracht, wenn es um den Austausch von Wissenschaft und Medien geht. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass Medien- und Informationskompetenz Teil des lebenslangen Lernens sind." Aus dem Forschungsprojekt geht auch eine klare Empfehlung an Hochschulen und deren Angebote hervor, noch mehr in die persönlichen Kompetenzen der Studierenden zu investieren und dieses Vorhaben auch fächerübergreifend umzusetzen.
Redaktionen wurden eher abgebaut
"Im Medienbereich konnte ja vor allem vor Beginn der Pandemie beobachtet werden, dass Wissenschaftsredaktionen eher abgebaut wurden und tiefergehende Recherchen großteils kurzen Artikeln mit großer Reichweite weichen mussten. Es wäre dementsprechend wichtig, einen evidenzbasierten Ansatz zu forcieren. Das ist natürlich auch eine Ressourcenfrage, die zu diskutieren ist. Welche Förderungen bräuchte es, um qualitativ hochwertige Angebote sicherzustellen und Kooperationen zwischen Universitäten und Medien zu stärken?", so Urban.
Derartige Fragen halten bei der Abschlusskonferenz am 28. April auch Einzug ins Programm, das sich explizit an Personen richtet, die im journalistischen oder wissenschaftlichen Bereich tätig sind, aber auch an solche, die in der Verwaltung oder der Politik arbeiten. Obwohl es nach zwei Jahren voller Onlinetreffen nun möglich ist, die Konferenz wieder vor Ort durchzuführen, können die Vorträge und Diskussionen auch online verfolgt werden, wie Urban betonte.
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