Steiermark im Amateurfilm: Filmarchiv Austria sucht private Aufnahmen
Hobbyfilmer dokumentieren seit Jahrzehnten ihren privaten Alltag und das sie umgebende Leben. Die Filmaufnahmen aus den 1920er- bis 1990er-Jahren sind bereits heute wichtige Dokumente der österreichischen Zeit- und Alltagsgeschichte. Das Filmarchiv Austria macht sich nun unter Mithilfe von steirischen Museen auf die Suche nach solchen privaten Filmdokumenten. Wer seine Filme "spendet", bekommt sie kostenlos in digitalisierter Form zurück. Die Aktion läuft noch bis Ende März.
Bevor Digi-Cams in die österreichischen Haushalte Einzug hielten, bannten Filmamateure außergewöhnliche und bedeutsam erscheinende Ereignisse etwa mit einer surrenden Super-8-Kamera auf Zelluloid. Heute reflektieren die Schmalfilme die Alltagskultur des Landes und halten oftmals wertvolle Informationen bereit, erzählte Projektleiterin Anna Denk vom Filmarchiv Austria gegenüber der APA.
Kostenlose Digitalisierung
Das Filmarchiv Austria bemüht sich seit mehreren Jahren, diesen lange Zeit nur wenig beachteten visuellen Schatz zu heben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Genau aus diesem Grund hat das Filmarchiv Austria gemeinsam mit steirischen Museen und allen voran das Universalmuseum Joanneum einen Sammlungsaufruf gestartet. Private Besitzer von alten Filmschätzen können im Rahmen des Projektes "Steiermark privat" ihr Material jetzt an 17 Stellen abgeben und kostenlos digitalisieren lassen.
In der Steiermark wurde die Bevölkerung erstmals im Frühsommer des Vorjahres dazu aufgerufen, etwa Keller oder Dachböden zu durchstöbern und gefundenes Material zur Verfügung zu stellen. "Wir haben uns von Lockdown zu Lockdown bewegt, und die Abgabe war teils wochenlang nicht möglich", blickte Raimund Flexer von der Gratishotline von "Steiermark privat" zurück. Doch im Jänner sei der Zulauf explodiert, "seither melden sich täglich mehrere Dutzend Bürger, die uns ihr Filmmaterial zur Verfügung stellen", schilderte Flexer.
Inhaltlich gibt es keinerlei Vorgaben, führte Flexer aus. So habe man schon etliche Familien- und Urlaubsaufnahmen, solche aus dem Berufsleben, von Ausflügen und Feiern und Dokumentationen des Vereinsgeschehen bis hin zu diversen Veranstaltungen und lokalhistorischen Ereignissen bekommen. "Je älter, umso wertvoller sind die Aufnahmen, interessant ist aber immer wieder auch, was bei den Aufnahmen so zufällig mit ins Bild rutscht", berichtete der Filmarchiv-Mitarbeiter.
Kostenfrei auf DVD
Wer seine alten Filme zur Verfügung stellt, bekommt sie im vollen Umfang kostenfrei auf DVD überspielt. Die analogen Originale werden im Filmarchiv Austria in Laxenburg langfristig aufbewahrt. Die Filmstreifen können aber auch nur für die Zeit der Digitalisierung hergeliehen werden: Dann entscheidet das Filmarchiv Austria, welche Teile davon digitalisiert werden und von diesen bekommt der Leihgeber dann ebenfalls eine Version auf DVD.
Mittlerweile hätten sich bereits an die 800 Steirerinnen und Steirer gemeldet. "Von ihnen wurden uns rund 20.000 Filme angemeldet. Erst jüngst haben wir ein Konvolut mit 355 Filmen bekommen", erzählte Denk. Damit auch noch weitere Interessenten ihre Amateurfilmschätze in einem von 17 steirischen Museen abgeben können, wurde die Aktion bis Ende März verlängert. Die Museen fungieren in dem Projekt als Abgabe- und erste Ansprechstelle und haben gemeinsam mit den Überbringern der Filme eine wichtige Funktion bei der inhaltlichen Erschließung des Materials.
Service: Interessierte können sich über die Gratis-Hotline 0800 220 155 oder unter www.steiermark-privat.at informieren. www.filmarchiv.at/sammlung/search-calls/