PH-Rektoren fordern rasche Entscheidung zu Reform der Lehrerausbildung
Die Rektoren der Pädagogischen Hochschulen (PH) haben Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) aufgefordert, bei der angekündigten Reform der Lehrerausbildung rasch Nägel mit Köpfen zu machen, damit PHs und Unis bald mit den "Arbeiten an qualitätsvollen Curricula" beginnen können. Dieser hat zuletzt angekündigt, dass das Bachelorstudium künftig drei statt vier Jahre dauern und bei der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) die Gesamtdauer von sechs auf fünf Jahre sinken soll.
Im Studienjahr 2023/24 sollen laut Bildungsministerium die rechtlichen Voraussetzungen für die neue Struktur vorliegen, dann können die PHs (im Volksschulbereich) bzw. die Verbünde aus PHs und Universitäten (bei den Sekundarstufenlehrern) die neuen Studienpläne erstellen. Bei den Volksschullehrern müssen dabei nur die bestehenden Inhalte anders auf Bachelor- und Masterstudium verteilt werden. Deutlich komplizierter wird es bei den Sekundarstufen-Lehrern, wo die Ausbildung zusätzlich um ein Jahr kürzer wird und dementsprechend auch Inhalte wegfallen. Hier brauchen die Hochschulen Vorgaben, wie viel in den jeweiligen Bereichen (Bildungs-, Fachwissenschaften, Schulpraxis etc.) reduziert werden soll. Start der neuen Studien sowohl für Volksschul- als auch Sekundarstufenlehrer soll dann 2024/25 sein, hieß es aus dem Bildungsministerium auf APA-Anfrage.
Expertise der PH soll berücksichtigt werden
Die Vertreter der Rektorinnen- und Rektorenkonferenz der österreichischen PHs (RÖPH) pochen in ihrem der APA vorliegenden Positionspapier darauf, dass bei der Erarbeitung der Rahmenbedingungen die Expertise der PHs berücksichtigt wird. Wichtig sei ein Angebot von Bachelor- und Masterstudien aus einem Guss - bei der Reform 2015 wurden Bachelor- und Masterstudien erst nacheinander ausgearbeitet, Kritiker vermissen deshalb einen roten Faden.
Die RÖPH fordert außerdem, dass Lehrer für Inklusion, Religion und Minderheitensprachen weiterhin nicht über separate Lehramtsstudien ausgebildet werden. Während es vor der Reform der Lehrerausbildung ein eigenes Studium etwa für Sonderschullehrer gab, handelt es sich seit 2015 um eine Spezialisierung im Rahmen der allgemeinen Volksschul- und Sekundarschullehrer-Ausbildung. Absolventen sind damit gleichzeitig voll ausgebildete Volksschullehrer und können als Integrationslehrer oder an einer Sonderschule unterrichten. Angesichts des Personalmangels in diesem Feld hat die Lehrergewerkschaft wiederholt gefordert, wieder eine separate Sonderschullehrer-Ausbildung einzurichten. Geht es nach der RÖPH, soll das integrative Modell ab dem Bachelor in den Bereichen Integration, aber auch Religion und Minderheitensprachen jedenfalls bestehen bleiben. Eine manchmal ins Spiel gebrachte Spezialisierung erst im Master wird also abgelehnt.
Gedanken über den Umstieg
Im Bildungsministerium macht man sich unterdessen bereits Gedanken darüber, wie man Lehramtsstudierenden den Umstieg von der derzeitigen auf die neue Form des Lehramtsstudiums ermöglichen könnte, wie die "Wiener Zeitung" am Mittwoch berichtet. Nach Konkretisierung des Fahrplans für die Reform sollen die Ausbildungseinrichtungen demnach "Optionsmodelle" entwickeln. Damit würden schon früher mehr Junglehrerinnen und -lehrer für den Unterricht zur Verfügung stehen. Aktuell wären rund 20.000 angehende Lehrer betroffen.