WHO: Vor den Kindern erst die Alten und Gefährdeten weltweit impfen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Regierungen aufgefordert, Kinder erst dann gegen das Coronavirus zu impfen, wenn weltweit alle älteren und gefährdete Menschen Immunschutz erhalten haben. Vorrangiges Ziel müsse es sein, alle Länder mit Impfstoff für die Risikogruppen zu versorgen, sagte die Leiterin der Immunisierungs-Abteilung der WHO, Kate O'Brien. Erst dann sollten Gruppen mit viel geringerem Risiko, an Covid-19 zu erkranken, geimpft werden.
Als erstes Land hatte Kanada am Mittwoch den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Das Vakzin ist in Kanada bisher nur für Jugendliche ab 16 Jahren zugelassen. Medienberichten zufolge wollen die USA den Biontech-Impfstoff in der kommenden Woche ebenfalls für Zwölf- bis 15-Jährige freigeben. Auch die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) prüft derzeit eine Zulassung für Kinder ab zwölf Jahren.
Während solche Zulassungen Impfungen für Millionen weiterer Menschen in den reichen Staaten ermöglichen, sorgt sich die WHO, dass sie die Impfkampagnen in Afrika und anderen ärmeren Ländern zusätzlich behindern. WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus bezeichnete die ungleiche Verteilung der Impfstoffe zwischen armen und reichen Ländern am Freitag als nicht hinnehmbar.
Er rief die sieben wichtigsten Industriestaaten dazu auf, die faire und gleiche Verteilung der Vakzine sicherzustellen. Nur so ließe sich die Pandemie tatsächlich besiegen.
Weltweit wurden nach AFP-Zählung bisher fast 1,25 Milliarden Impfdosen verabreicht. 45 Prozent davon wurden in den Ländern mit hohem Einkommen verabreicht, in denen 16 Prozent der Weltbevölkerung leben. Nur 0,3 Prozent gingen an die 29 ärmsten Länder, in denen neun Prozent der Weltbevölkerung leben. Um dort die Impfungen zu beschleunigen, fehlen der WHO Milliarden von Dollar.