Klimabericht - Viele Finanzierungsversprechen ohne tatsächliche Fortschritte
Nach der Publikation des dritten Teils des neuen Berichts des Weltklimarats (IPCC) bleibt die Klimakrise die ständig wachsende Bedrohung: "30 Jahre wurden sie ignoriert", nun blieben weniger als 30 Jahre, um die Treibhausgas-Netto-Null zu erreichen, eröffnete CCCA-Obmann Gerhard Wotawa den Onlinetermin des österreichischen Klimaforschungsnetzwerks. Im Segment der Finanzierung zeigt sich die große Hürde: Viele freiwillige Verpflichtungen, aber kaum tatsächliche Fortschritte.
"Der tatsächliche Fortschritt ist sehr, sehr gering", sagte Silvie Kreibiehl, die leitende Autorin im 15. Kapitel "Investment and Finance". Denn obwohl im Zeitraum von 2014 bis 2019 ein Anstieg von 60 Prozent bei den Klimakapitalflüssen registriert wurden, an sich ein "starkes Momentum", seien beispielsweise die Investitionen in fossile Energien weiterhin größer als jene in den Klimaschutz. Ein Wachstum in dieser Größe reicht laut der ehemaligen bei der Deutschen Bank tätigen Expertin ohnehin nicht aus: "Wenn wir ernsthaft auf dem 1,5-Grad-Pfad bleiben wollen, dann sprechen wir von einen Faktor von drei- bis sechsmal" - und zwar noch innerhalb der Periode 2020 bis 2030.
Neben diesem notwendigen Anstieg gelte es dabei gleichzeitig die "nicht-kompatiblen" Flüsse in die Fossilen zu verkleinern. Die Finanzierungslücken seien jedenfalls groß, und besonders groß in den Bereichen Landwirtschaft und Aufforstung. Es ist nicht das Kapital, an dem Mangel herrscht, geht dabei aus dem Sachstandsbericht hervor. Dieses sei auch laut Kreibiehl in ausreichender Menge vorhanden, jedoch gibt es mehrere Barrieren, wie im Finanzsektor selbst, aber auch außerhalb in Umgang mit den Entwicklungsländern.
Klimarisiken bei Risikoanalysen kaum berücksichtigt
"Wie groß sind die Klimarisiken?" - diese Frage stellen sich Risikoanalysten immer noch zu selten, obgleich selbst bei Einhalt des 1,5-Grad-Ziels signifikante Auswirkungen durch die Klimakrise zu erwarten seien, etwa bei den Lieferketten. Ebenso inadäquat seien die Analysen auch bei der Berücksichtigung physischer Auswirkungen. "Es ist heute immer noch so, dass viele gar keine Klimarisikoanalysen machen", erläuterte die einst selbst im Investmentsektor tätige Expertin über ihr früheres Arbeitsumfeld.
Doch gebe es auch bereits gute Lösungen im Finanzsektor, führte Kreibiehl einen der positiven Aspekte aus, etwa in Form Fintech-Invest-Möglichkeiten, oder dem Green Bond, ein spezifischer Anleihenmarkt, der sich ebenfalls gut entwickelt habe. Insgesamt ortete die IPCC-Autorin in Europa und insgesamt in den Industrieländern einen "Mut, dass sich noch viel ins Positive entwickeln werde" - jedoch brauche es einen starken Fokus auf die Notwendigkeit einer internationalen Unterstützung - und damit auf die von der Klimakrise besonders stark bedrohten Staaten im globalen Süden.