TU Austria: Teuerung trifft Technikunis hart
Die Rektorate der TU Austria-Universitäten TU Wien, TU Graz und die Montanuniversität Leoben schlagen Alarm: Ohne zusätzliche Bundesbudgetmittel im Umfang von 220 Millionen Euro für die Jahre 2022-2024 können die 3 Technikunis ihre Aufgaben in Forschung (Innovation, Wissens- und Technologietransfer) und Lehre (MINT-Studierendenausbildung) nicht erfüllen. Die Erreichung ihrer mit dem Wissenschaftsministerium vertraglich vereinbarten Ziele steht nun in Frage.
Drohende Konsequenzen
* Personalstopp: Rund 660 hochqualifizierte Arbeitsplätze für Wissenschaftler_innen können in Wien und der Steiermark ab sofort nicht nachbesetzt werden. Das bedeutet einen realen volkswirtschaftlichen Verlust und einen nachhaltigen Reputations- und Wettbewerbsverlust in Europa und der Welt.
* Ausbildungsstopp: Weniger Professor_innen können ihre Studierenden nicht adäquat betreuen. Dadurch entstehen Verzögerungen im Studium und ein Rückgang bei Abschlüssen woraus in Zukunft das Fehlen von zusätzlichen MINT-Absolvent_innen in Österreich resultiert. Zum Vergleich: Im Studienjahr 2019/2020 wurden mehr als 5.300 Abschlüsse (Bachelor, Master, Dipl.-Ing., Dr.) an den 3 TU Austria-Universitäten verliehen.
* Forschungsstopp: Technische Universitäten sind stärker als andere Unis von den hohen Energiekosten (Rechenanlagen, wie z.B. der Vienna Scientific Cluster (VSC), Labore, z.B. TU Graz: Tagesspitze 7 MW Strom) betroffen. Dies kann die Schließung energieintensiver Labore ebenso notwendig machen wie die Einschränkung von Rechenkapazitäten.
* Investitionsstopp: Moderne Geräteinfrastruktur kann nicht erneuert und Raum für Studierende nicht erweitert werden. Das bedeutet ein Sinken der Forschungsleistung und einen damit einhergehenden Qualitätsverlust bei der Ausbildung junger Menschen.
* Kooperationsstopp: Die Reduktion von wissenschaftlicher Forschungs- und Innovationsleistung lässt weniger Industrie- und Wirtschaftskooperationen zu und Österreich fällt zurück auf dem Weg zum Innovation Leader.
ECONOMICA Analyse: Mehrbedarf und Plus für Fiskus
Die aktuelle Analyse "Inflationswirkung auf die Technischen Universitäten Österreichs" des ECONOMICA Instituts für Wirtschaftsforschung errechnet einen Mehrbedarf von zumindest 220 Mio. Euro der drei Technischen Universitäten für die dreijährige Leistungsvereinbarungsperiode 2022 - 2024. Gleichzeitig untermauert die Analyse, dass die öffentliche Hand aufgrund der Preissteigerungen von zusätzlichen Steuern und Abgaben der Technischen Universitäten in der Höhe von rund 121 Mio. Euro im Leistungsvereinbarungszeitraum von 2022 bis 2024 profitiert. Die Universitäten finanzieren also einen beachtlichen Teil des Mehrbedarfes selbst, abgesehen von ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung in Zeiten von Energieknappheit und drohendem Wachstumsrückgang. Wirtschaftsforscher Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein fasst zusammen: "Das Leistungsniveau der Technischen Universitäten in Österreich kann ohne eine zusätzliche öffentliche Unterstützung zur Abfederung der Inflationslasten nicht aufrechterhalten werden. Eine solche öffentliche Unterstützung erscheint nicht nur hochschulpolitisch geboten, sondern auch fiskalisch möglich." Denn die öffentliche Hand lukriert schon im heurigen Jahr inflationsbedingte Mehreinnahmen in Höhe von 17,9 Mio. Euro. "Hinzu werden noch weitere Einnahmensteigerungen aus gestiegenen Energie- und vor allem aus höheren Personalkosten kommen, sodass sich die inflationsbedingten Mehreinnahmen für die öffentliche Hand aus den Aktivitäten der Technischen Universitäten auf 121 Mio. Euro in der Periode von 2022 bis 2024 summieren", so Helmenstein weiter.
Arbeitsfähigkeit der MINT-Universitäten sichern
Gemäß den Leistungsvereinbarungen mit dem Wissenschaftsministerium, die im Herbst 2021 abgeschlossen wurden, stehen den 3 Technischen Universitäten für die Jahre 2022 bis 2024 insgesamt rund 1,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Forschung und Lehre sind abhängig vom Betrieb energieintensiver Infrastrukturen und Geräte, die sich nicht ohne weiteres abschalten lassen. Durch die Energiekrise und die hohe Inflation wächst laut Berechnungen das Budgetloch für die naturwissenschaftlich-technische Dreier-Allianz auf rund 220 Millionen Euro an. "Wir sind mit einer Budgetnotlage in nie dagewesener Dimension konfrontiert. Wissenschafts- und das Finanzministerium sind dringend gefordert, die Verknüpfung von Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort im Blick zu halten. Denn die MINT-Branche ist sowohl auf universitärer als auch auf unternehmerischer Seite in arger Bedrängnis", appellieren die drei Rektor_innen einhellig. Im Vergleich zu vielen anderen Branchen oder Institutionen hatten die Universitäten die Mehrbelastungen durch die COVID-19-Pandemie praktisch ohne Hilfszahlungen aus eigener Kraft gestemmt. "Die Lage ist besonders für uns Technikunis dramatisch. Wenn wir aufgrund unzureichender Budgets nicht in höchster Qualität weiterforschen und lehren können, sind MINT-Studierende automatisch unterversorgt. So einen Mangel hält das Innovationsland Österreich auf die Dauer nicht durch", spitzt es die derzeitige Präsidentin der TU Austria, Sabine Seidler, zu.
Rückfragehinweis: Bettina Neunteufl, MAS Technische Universität Wien Pressesprecherin +43 664 484 50 28 bettina.neunteufl@tuwien.ac.at
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