Forscher: Treibhausgasemissionen müssen bis 2025 endlich sinken
Die Treibhausgasemissionen sind weltweit auf historischem Höchststand, obwohl es Geld sparen und das Wohlbefinden der Menschen steigern würde, sie zu reduzieren, kommentierten österreichische Experten den aktuellen Bericht des Weltklimarats (IPCC) Freitag bei einem vom Climate Change Centre Austria (CCCA) organisierten Webinar. Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, müssten der Höhepunkt spätestens 2025 erreicht werden und ab dann sollten die Emissionen sinken.
Seit dem vorigen IPCC-Bericht (2010) stiegen die weltweiten Emissionen um zwölf Prozent, und seit den 1990er-Jahren sogar um 50 Prozent, erklärte Keywan Riahi vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien. Mehr als 3.000 Emissionsszenarien für den aktuellen Bericht hätten gezeigt, dass "in allen Sektoren rapide und einschneidende Emissionsreduktion nötig ist". Für weniger als zwei Grad Celsius Erwärmung müsste der Treibhausgasausstoß bis 2030 um 27 Prozent sinken, für maximal 1,5 Grad um 40 Prozent.
"Die Kosten für die Emissionsreduktion sind relativ gering, und jedenfalls niedriger als die Kosten, die Auswirkungen der Erwärmung verursachen", sagte Riahi. Sie betragen bis 2050 2,6 bis 4,2 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) bei einem 1,5-Grad Szenario, und 1,3 bis 2,7 Prozent bei einem Zwei-Grad-Szenario. In dieser Zeit würde das BIP laut Prognosen gleichzeitig um bis zu 100 Prozent steigen.
Viele Vorteile monetär nicht berechenbar
In diesem Vergleich sind zusätzliche positive Effekte noch gar nicht berücksichtigt, sagte Volker Krey, der ebenfalls am IIASA arbeitet: Zum Beispiel geringere Umweltverschmutzung bei erneuerbaren im Vergleich zu fossilen Energieträgern, was etwa die Luftqualität und somit die Gesundheit der Menschen verbessert. Viele der Vorteile wären außerdem gar nicht monetär berechenbar, so Riahi: "Zum Beispiel, wie viel ein Menschenleben wert ist, oder was es kostet, wenn eine biologische Art ausstirbt". Man müsse deshalb besonders hervorheben, dass die Vorteile selbst dann größer als die Kosten sind, wenn "Leben gar nicht richtig bewertet wird".
"Es gibt immer noch größere Finanzflüsse in die Förderung der fossilen Energien als in den Klimaschutz", berichtete die Sustainable Finance Expertin und Beraterin Silvie Kreibiehl: "Es werden zwar viele Absichtserklärungen getätigt, vermehrt Geld in die Bekämpfung des Klimawandels zu stecken, aber das spiegelt sich nicht in tatsächlichen Investitionen wieder".
Klimaschutz ist laut IPCC-Bericht mit "Wohlbefinden für Alle" kompatibel, erklärte Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin: "Notwendige Dienstleistungen für ein gutes Leben sind bei geringerer Ressourcennutzung problemlos möglich". Oft könnten Klimaschutzmaßnahmen das Wohlbefinden der Menschen sogar signifikant steigern. Eine Umstellung zu mehr pflanzenbasierter Ernährung würde einerseits Emissionen aus der industriellen Schweine- und Rinderhaltung einsparen, andererseits die Gesundheit der Konsumenten verbessern. Man dürfe aber nicht darauf warten, dass "solche Verhaltensänderungen von alleine kommen", dazu wäre ein wirtschaftlicher und politischer Wandel nötig. "Derzeit müssen Menschen oft gegen den Strom schwimmen, um klimafreundlich zu handeln", sagte er.
Die Experten orteten auch "sehr positiven Wandel". Zum Beispiel durch technologischen Entwicklungen bei Solar- und Windstrom wurde erneuerbare Energie in manchen Ländern günstiger als fossile Energie. Bei Batterien für Elektroautos gab es in jüngster Zeit ebenfalls massive Kostensenkungen. "Die Elektrizitätssysteme einiger Länder basieren bereits mehrheitlich auf erneuerbarem Strom", sagte Riahi. Österreich gehöre vor allem aufgrund seines hohen Anteils von Energie aus Wasserkraft zu diesen.
Allerdings ist Österreich laut Bericht "nicht unter den 24 Ländern mit nachhaltiger Emissionsreduktion", so Krey. Das könnte kostspielig werden. "Alles, was bis 2030 nicht erreicht wird, muss später mit teureren, stringenteren Maßnahmen nachgeholt werden", meint er. Umso weniger engagiert der Klimaschutz in den kommenden Jahren betrieben wird, umso teurer würde er für die kommenden Generationen.