Herzinfarktrisiko - Med Uni entwickelt Test-Gerät für Hausarzt-Praxis
Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems gehören zu den häufigsten Todesursachen. Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes oder hohen Blutfettwerten haben ein erhöhtes Risiko. Biomarker im Blut können zusätzliche Informationen zur Risikoerfassung liefern, doch die Auswertung ist oft mit teuren Laboranalysen verbunden. An der Med Uni Graz wird ein Gerät entwickelt, das die Laborauswertung in der Allgemeinmediziner-Praxis ermöglichen soll, teilte die Universität am Dienstag mit.
Schmerzen in der Brust sorgen für jährlich Tausende Besuche in Notaufnahmen. Nicht bei allen Patienten steckt ein Herzinfarkt dahinter. Das Herzinfarktrisiko früh zu erkennen, kann Leben retten - insbesondere, wenn Patienten schon ein oder mehrere kardiovaskuläre Ereignisse erlebt haben. Hier kann eine ganze Reihe von bisher schon bekannten Biomarkern - Entzündungsfaktoren wie kardiales Troponin, oder auch Lipide - auch bei der medikamentösen Einstellung hilfreich sein, um weitere Ereignisse zu verhindern. Diese gleich beim Hausarzt messen zu können, würde den Patientinnen und Patienten viele Wege und Zeit ersparen.
Forschende an der Med Uni Graz arbeiten schon seit längerer Zeit an der Entwicklung von Hightech-Geräten, die dabei helfen, Erkrankungsrisiken in der Hausarztpraxis zu messen. In den vergangenen Jahren hat man etwa eine Methoden zur Bestimmung des Osteoporoserisikos bzw. zur Osteoporosediagnostik entwickelt. Im Mittelpunkt des Projektes PoCCardio steht nun ein Gerät, das aus nur einem Tropfen Blut alle für kardiovaskuläre Erkrankungen maßgeblichen Blut-Marker in einem Durchgang erheben soll. Gleich elf Biomarker sollen damit erhoben werden.
"Ziel ist die Weiterentwicklung eines "point-of-care" (poC) Tischgerätes, welches in seinen technologischen Grundzügen im Rahmen eines ebenfalls von der EU geförderten Vorgängerprojektes derselben Arbeitsgruppe entwickelt wurde", sagte Hans Peter Dimai (Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Med Uni Graz) gegenüber der APA. Im aktuellen EU- Projekt soll mithilfe von mikrofluidischer Technologien (lab-on-chip) ein noch leistungsfähigeres Tool für die Standardpraxis entwickelt werden. Insgesamt stehen dem Projektkonsortium dafür in den den kommenden fünf Jahren 14,4 Millionen Euro zur Verfügung. Auf die Med Uni Graz entfallen neun Millionen Euro.
Zielgruppe sind Patienten, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben und eine speziell auf ihren Fall abgestimmte Medikation bekommen sollen. "Die Validierung des Tischgerätes erfolgt nach Abschluss des technologischen Entwicklungsteils im Rahmen einer multizentrischen klinischen Studie, in welcher ein personalisierter, kardiovaskulärer Therapieansatz, basierend auf Biomarkerprofilen untersucht werden soll", erläuterte Harald Sourij (Trials Unit für interdisziplinäre metabolische Medizin).
Die Daten, die im Rahmen der klinischen Studie gewonnen werden, sollen auch für KI-unterstützte weitere Auswertungen herangezogen werden. Übergeordnetes Ziel sei es somit, in Zukunft die Betreuung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen "nicht nur maßgeschneidert, sondern vor allem auch abseits großer tertiärer Gesundheitseinrichtungen, also möglichst wohnortnahe im hausärztlichen Bereich, zu ermöglichen", schloss Dimai.
Forschungspartner sind u. a. die Universitäten Gent, Rovira i Virgili (Spanien), die Fraunhofer Gesellschaft und die britische Labman Automation.