Tirols Privatuni UMIT auf Prüfstand, Opposition: "ÖVP-Postenschacher"
Die private Tiroler Landesuniversität für Gesundheit UMIT in Hall soll auf den Prüfstand gestellt werden. Eine von der schwarz-roten Landesregierung beauftragte Standortanalyse zum Wissenschaftsstandort Tirol empfahl jedenfalls eine "fundierte Analyse". Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) betonte am Donnerstag indes den "Mehrwert" der Privatuni und sah Tirol im Wissenschaftsbereich gut aufgestellt. Die Oppositionsparteien wollten die UMIT kritisch hinterfragen.
Diese Meldung wurde aktualisiert. Neu: Zusammenfassung und Reaktion der ÖVP Niederösterreich (8. Absatz)
Bei der Standortanalyse der Forschungs- und Beratungsunternehmen econcept AG und WPZ wurden die sechs Tiroler Hochschulen unter die Lupe genommen, darunter auch die UMIT. Bei den Analysen und Interviews sei deutlich geworden, dass dort "der Schuh drückt", sagte Studienmitautorin Carole Probst bei einer Pressekonferenz im Innsbrucker Landhaus. Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass einzelne Departments der UMIT einen qualitätsvollen Beitrag leisten und die Privatuni auch wichtig für den Hochschulstandort sei. Gleichzeitig sei die "Daseinsberechtigung" in ihrer "aktuellen Ausgestaltung von mehreren Seiten angezweifelt" worden, hieß es in der Studie.
Daher stehe das Land vor einer "strategischen Grundsatzentscheidung" zu Ausgestaltung und Erhalt der Gesundheitsuni, die nur wenige Kilometer von Innsbruck entfernt ihren Hauptstandort hat. "Unterschiedliche Szenarien" wie der "Fortbestand als eigene Institution" oder eine "Fusion oder Integration" in andere Hochschulen sollen analysiert werden. Auch "dezentrale Standorte", wie der gemeinsame Campus von UMIT und Universität Innsbruck in Landeck, würden auf den Prüfstand gestellt.
Hagele will UMIT "weiterentwickeln"
Hagele räumte indes "Optimierungsbedarf" und einige "Auf und Abs" ein. Erst im Oktober des Vorjahres war die UMIT erneut in die Schlagzeilen geraten, nachdem Ex-Rektorin Sandra Ückert aufgrund der finanziellen Gebarung und Wirtschaftlichkeit abberufen worden war. Auch aufgrund der relativ niedrigen Studierendenzahlen war die Hochschule immer wieder politischer Kritik ausgesetzt gewesen. Für die Gesundheits- und Wissenschaftslandesrätin gelte es nun zu schauen, wo man die UMIT "weiterentwickeln" könne, gleichzeitig betonte sie den hohen Stellenwert der Uni für Tirol.
Das sah auch der aktuelle Rektor der UMIT, Rudolf Steckel, so. In den meisten Bereichen sei die UMIT "sehr gut unterwegs". Doch es gelte, die "Organisationsstruktur zu durchleuchten" und seiner Meinung nach brauche es auch "Änderungen in der Finanzierungsstruktur".
Ins Visier der Studie waren zudem "Doppelungen" geraten, insbesondere bei den Studiengängen der Gesundheitswissenschaften, Mechatronik und Psychologie. Bei der Tiroler Hochschulkonferenz sollen diese nun auch besprochen werden. Die Vorsitzende des Gremiums, Regine Mathies, versicherte, dass die Hochschulen "offen für diese Diskussion" seien. Zudem werde die Hochschulkonferenz - "mit der gebotenen Distanz" - künftig die Landespolitik und Vertreter der Sozialpartnerschaft einbinden, wollte die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Tirol einer Empfehlung der Studienautoren nachkommen.
Meduni-Rektor mit harscher Kritik an Mikl-Leitner
Der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, betonte indes die hervorgehobene Internationalität des Wissenschaftsstandorts. Damit einhergehend wolle er auch "endlich mit einem Vorurteil aufräumen" und er erinnerte an das "schreckliche Wort der Numerus-Clausus-Flüchtlinge, das von der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP, Anm.) bemüht wurde um festzuhalten, dass wir viel zu viele deutsche Studierende an den österreichischen Universitäten ausbilden". Dies sei "völliger Unfug", immerhin arbeiten an der Innsbrucker Uniklinik 18 Prozent deutsche Staatsbürger im ärztlichen Bereich: "Wir profitieren davon".
Die niederösterreichische Volkspartei fand die Kritik Fleischhackers an Mikl-Leitner indes "ungewöhnlich unsachlich", teilte Franz Dinhobl, Gesundheitssprecher der ÖVP Niederösterreich, mit. Daten der Statistik Austria - die man nicht als "Unfug" abstempeln könne - würden zeigen, dass zwei Drittel der Medizinstudenten drei Jahre nach Studienabschluss Österreich wieder verlassen. Dies sei etwas, "was wir uns in Zeiten des Ärztemangels nicht länger leisten können", sagte der Landtagsabgeordnete.
Opposition ortet bei UMIT "Postenschacher" und "Freunderlbiotop"
"Sinkende Studentenzahlen, jährlich mehr Geldbedarf und dazu interne Streitereien zwischen Rektorat, Lehrpersonal und Studierenden sind seit Jahren ein Problem", fasste indes Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint in einer Aussendung die Probleme aus seiner Sicht zusammen. Er ortete einen Missbrauch der UMIT durch die ÖVP sowie Postenschacher, zumal der ehemalige Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) als "gefallener Landespolitiker" einen "gut dotierten Posten auf Steuerzahlerkosten" bekam. Tilg, der früher bereits als UMIT-Rektor engagiert gewesen war und während der Corona-Pandemie mit einem ZIB2-Interview durch seine wiederholte Aussage, Tirols Behörden hätten "alles richtig gemacht" bekannt geworden war, wurde nach seinem Ausscheiden aus der Landesregierung als Vizerektor bestellt und nun mit Ückert abberufen. Als Professor darf er aber weiterhin dort arbeiten. Sint forderte nun, dass die Hochschule "ehrlich hinterfragt und neu ausgerichtet" gehöre.
Für FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger habe die UMIT seit ihrer Gründung "nicht nur versagt, sondern auch das Vertrauen der Tiroler Bevölkerung massiv enttäuscht". Er vermisste ein "klares Profil". Die Reputation der UMIT habe nicht zuletzt durch die Rückkehr Tilgs "schwer gelitten", ortete er ein "Freunderlbiotop". Abwerzger plädierte für eine "stärkere Integration" der Hochschule in die "bestehende universitäre Landschaft". NEOS-Klubobfrau Birgit Obermüller zeigte sich über die Standortanalyse indes ernüchtert: "Wirklich bahnbrechende Erkenntnisse hat die Analyse nicht gebracht". Hagele sei nun gefordert, "ein Konzept inklusive einer echten Kosten-Nutzen-Analyse für die Tiroler Hochschulen zu entwickeln". Die UMIT und insbesondere der Standort Landeck seien zu hinterfragen.
Aus der ÖVP tönte es indes freilich anders. Anhand der Standortanalyse "erkennen wir nicht nur unsere Stärken, sondern auch Potenziale zur Weiterentwicklung", verwies Landtagsvizepräsident und Hochschulsprecher Dominik Mainusch auf ein "vielfältiges und renommiertes Hochschulangebot" in Tirol. Die Herausforderungen sollten nun angegangen werden, man solle nicht "ständig nur alles schlecht reden".