Weltgesundheitstag: LBG fördert App zur Früherkennung von Vorhofflimmern
Am 7. April ist Weltgesundheitstag. Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft nimmt dies zum Anlass, um ein häufig übersehenes Gesundheitsrisiko in den Fokus zu rücken: Vorhofflimmern. Mithilfe einer Smartphone-App soll die frühzeitige Erkennung direkt von zu Hause aus ermöglicht werden. Das Ziel: die Versorgungsqualität zu verbessern und das Gesundheitssystem nachhaltig zu entlasten.
Unser Herz schlägt mehr als 100.000-mal am Tag, doch nicht immer bleibt es im Takt. Mit etwa 60 Millionen Betroffenen ist Vorhofflimmern eine der weltweit häufigsten Herzrhythmusstörungen. In Österreich erhalten die Diagnose bis zu 300.000 Menschen– wobei ältere Bevölkerungsgruppen besonders betroffen sind. Um schwerwiegende Folgen zu vermeiden ist eine Früherkennung unabdingbar – oft sogar lebensrettend. Aus diesem Grund forscht die Klinische Forschungsgruppe "Austrian Digital Heart Program" der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) an einer Smartphone-App, die sowohl für Patient:innen, als auch für das österreichische Gesundheitssystem eine evidenzbasierte Lösung mit konkretem Nutzen schaffen kann.
"Der Weltgesundheitstag erinnert uns daran, dass Forschung nicht im Labor enden darf. Wissenschaft muss dort wirken, wo sie am meisten gebraucht wird – in der Mitte der Gesellschaft", so Elvira Welzig, Geschäftsführerin der Ludwig Boltzmann Gesellschaft. "Unsere Klinischen Forschungsgruppen schaffen dafür die notwendige Basis und ermöglichen so den Brückenschlag von Grundlagenforschung hin zur angewandten Umsetzung."
Prävention per Smartphone: Für die Menschen und das Gesundheitssystem
Bisherige Studien haben gezeigt, dass Österreich einen besonderen Bedarf an weitreichenden Früherkennungsmethoden hat: Unter Männern hat Vorhofflimmern die vierthöchste und unter Frauen sogar die höchste Rate an Betroffenen in Europa. Aufgrund asymptomatischer Episoden bleibt die Erkrankung häufig unentdeckt und wird in etwa 30 Prozent der Fälle erst im Zusammenhang mit schweren kardiovaskulären Komplikationen wie Schlaganfällen, Embolien oder plötzlichem Herztod diagnostiziert. Frühzeitige Erkennung und gezielte therapeutische Behandlung sind entscheidend, um die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkrankungen zu reduzieren und die Qualität der Gesundheitsversorgung langfristig zu steigern.
"Mit dem "Austrian Digital Heart Program" wollen wir neue Wege in der kardiovaskulären Prävention gehen", erklärt Sebastian Reinstadler, Leiter der Klinischen Forschungsgruppe an der Medizinischen Universität Innsbruck. Gemeinsam mit dem Mentor des Projektes Axel Bauer, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Universität, verfolgt das Team das Ziel, eine digitale Lösung zu entwickeln, die nicht nur medizinisch wirksam ist, sondern auch im Alltag funktioniert und gleichzeitig das Gesundheitssystem entlastet.
Breit angelegter Forschungsansatz: Österreichstudie mit 100.000 Proband:innen
Um bislang unentdecktes Vorhofflimmern zu identifizieren, verfolgt die Klinische Forschungsgruppe einen breit angelegten, bevölkerungsbasierten Forschungsansatz: Im Rahmen einer randomisierten österreichweiten Studie mit rund 100.000 Proband:innen im Alter von über 65 Jahren soll die Wirksamkeit der digitalen Screening-Strategie evaluiert werden. Mittels optischer Pulserfassung über die Kamerafunktion des Smartphones können Patient:innen so eigenständige Messungen durchführen.
Die Durchblutung des Fingers wird anhand eines Kamerasensors gemessen, welcher die Durchblutung und eventuell auftretende Störungen der Herzfrequenz feststellen kann. Die erfassten Daten werden anschließend digital ausgewertet, um mit definierter Wahrscheinlichkeit auf das Vorliegen von Vorhofflimmern zu schließen. Bei auffälligen Ergebnissen folgt eine weiterführende Diagnostik mithilfe eines EKG-Pflasters, das selbst aufgebracht und anschließend zur Auswertung eingeschickt wird. Darüber hinaus stellt die App evidenzbasierte Informationen zur Verfügung und bietet bei Bedarf eine telemedizinische Begleitung an. "Wir wollen mit unserer Forschung vor allem Menschen ab 65 Jahren adressieren. Denn in dieser Altersgruppe führt Vorhofflimmern häufiger zu Komplikationen", erklärt Reinstadler.
Die Klinische Forschungsgruppe "Austrian Digital Heart Program" wird an der Medizinischen Universität Innsbruck in Kooperation mit der Medizinischen Universität Graz, der UMIT Tirol und dem Austrian Institute of Technology durchgeführt. Das groß dimensionierte Forschungsprojekt wird von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft mit acht Millionen Euro gefördert und läuft für acht Jahre.
Klinische Forschungsgruppen: Brücke von Grundlagenforschung zu angewandten Entwicklungen
Das von der LBG ins Leben gerufene Förderprogramm für Klinische Forschungsgruppen ist Österreichs erste kollaborative Forschungsinitiative mit klarem Fokus auf patientenorientierte, medizinisch relevante Themen im Gebiet der nicht-kommerziellen klinischen Forschung. Die LBG schließt seit 2022 eine bestehende Lücke im klinischen Forschungsbereich und in der Übersetzung zwischen Grundlagenforschung und anwendungsnaher Wissenschaft.
Das Programm eröffnet auch im Rahmen der Nachwuchsförderung jungen, klinisch tätigen Forschenden neue Karrierechancen. Die Fördersumme von rund 24 Millionen Euro für drei Klinische Forschungsgruppen steht für eine Periode von acht Jahren zur Verfügung. Die diesjährige, noch laufende Ausschreibung, widmet etwa ein Drittel des zur Verfügung stehenden Fördervolumens, gemäß der EU- Mission "CANCER: Krebs besiegen – Mission Possible"expliziten Vorhaben im Bereich der Krebsforschung.
Das von der LBG veröffentlichte Dossier zum Thema "Klinische Forschung" finden Sie hier: https://lbg.ac.at
Rückfragehinweis: Ludwig Boltzmann Gesellschaft Mag. Werner Fulterer Telefon: +43 1 513 27 50-28 E-Mail: werner.fulterer@lbg.ac.at
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