China-Experte Gerd Kaminski im 80. Lebensjahr verstorben
Der renommierte China-Experte Gerd Kaminski ist bereits am 7. August "nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben" unerwartet im 80. Lebensjahr verstorben. Das teilte Ex-Bundespräsident Heinz Fischer der APA am Freitag in seiner Funktion als Präsident der Österreichisch-Chinesischen Gesellschaft (ÖGCF) per Aussendung mit. Der am 14. Dezember 1942 in Wien geborene Jurist hatte die ÖGCF 1971 gegründet und war für sein wissenschaftliches Werk mehrfach ausgezeichnet worden.
"Beginnend mit dem Jahr 1971 war die ÖGCF sein Lebenswerk, mit dem er sich gerne noch viele weitere Jahre beschäftigt hätte", hieß es in dem Schreiben, das neben Fischer unter anderen auch Kaminskis Ehefrau Hongbin Kaminski unterzeichnete. "Gerd Kaminski ging von uns so wie er gelebt hat. Er schied plötzlich und ohne Schmerzen, glücklich, voller Freude und Humor im Kreise seiner Familie aus dem Leben." Noch im Juni dieses Jahres war der Wissenschafter gemeinsam mit Fischer bei einem Symposium des Österreichischen Instituts für China- und Südostasienforschung mit dem Titel "China Threat: Fact or Fake?" in Erscheinung getreten.
Seit seiner Habilitation in Völkerrecht im Jahr 1978 leitet er das Ludwig-Boltzmann-Institut für China- und Südostasienforschung in Wien. Darüber hinaus hatte er mehrere Gastprofessuren inne, etwa an der State University of New York at Buffalo und an der Peking-Universität. China betreffend agierte der mehrfache Buchautor auch als Berater des österreichischen Außenministeriums.
1997 war Jaminski mit dem "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse" ausgezeichnet worden. Er habe sich die Auszeichnung vor allem durch die Gründung der Österreichischen Gesellschaft für China-Forschung (ÖGCF) und durch seine langjährige Tätigkeit auf dem Gebiet der wirtschaftlichen, kulturellen und auch politischen Beziehung zwischen Österreich und China verdient, hieß es damals in der Begründung des Wissenschaftsministeriums. 2003 wurde er mit dem "PaN-Persönlichkeitspreis" des Dachverbandes der österreichisch-ausländischen Freundschaftsgesellschaften ("Partner aller Nationen"/PaN) geehrt.
Im Rahmen der Gesellschaft für China-Forschung und des Boltzmann- Instituts für China- und Südostasien-Forschung baute Kaminski demnach eine moderne, interdisziplinäre China-Forschung und gleichzeitig eine seriöse China-Information in Österreich auf und ermöglichte auch damit die Kooperation mit Forschungsinstituten in aller Welt. Kaminski war auch an der Entstehung mehrerer Dokumentarfilme beteiligt, plante bzw. organisierte über 30 China-Ausstellungen in Österreich und schrieb mehrere einschlägige Bücher. Zudem verfasste er mehr als 120 Nummern der Zeitschrift "China-Report" und einige hundert einschlägige Fachpublikationen.
Die Auswertung der Aufzeichnungen des berühmten Diplomaten und Sinologen Arthur von Rosthorn (1862-1945) fand ihren Niederschlag in dem Buch "Wäre ich Chinese, so wäre ich Boxer". Kaminski bearbeitete auch das Tagebuch des zum chinesischen kommunistischen General aufgestiegenen exilösterreichischen Arztes Jakob Rosenfeld (Luo Daifu) (1903-1952), dem er den Band "Ich kannte sie alle" widmete.