FTI-Monitor 2024: Stärken und Schwächen des österreichischen Forschungs-, Technologie- und Innovationssystems
Gestern präsentierte der Rat für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT) seinen FTI-Monitor 2024 (https://fti-monitor.forwit.at), in dem die Leistungsfähigkeit Österreichs in Forschung, Innovation und Technologie (FTI) im Vergleich zu den Innovation Leaders (2024: Dänemark, Schweden, Finnland, Niederlande und Belgien) analysiert wird.
"Österreichs FTI-System hat sich in den vergangenen Jahren – auch im europäischen Vergleich – gut entwickelt, sodass wir heute in einigen Teilbereichen eine führende Position auf dem Niveau der Innovation Leaders einnehmen. Das zeigt der FTI-Monitor deutlich. Damit wir die Erfolge festigen und bis 2030 insgesamt zu einem Innovation Leader werden, braucht es weiterhin entschiedenes, systemisch wirksames Handeln und eine starke Rolle Österreichs in Europa", so der Vorsitzende des Rates, Thomas Henzinger. Der FTI-Monitor mache die Stärken und Schwächen Österreichs nachvollziehbar und transparent und helfe damit nicht nur der FTI-Politik, sondern auch anderen Stakeholders und Akteur:innen, systemisch wirksame Entscheidungen zu treffen.
Insgesamt zeichnen die Ergebnisse für das Jahr 2024 ein ähnliches Bild wie im Vorjahr, in dem Österreich gegenüber dem EU-Durchschnitt gut abschneidet, es jedoch noch nicht schafft, gemäß der FTI-Strategie 2030 der Bundesregierung zu den Innovation Leaders aufzuschließen.
Ergebnisse 2024: Stärken in Finanzierung, Standortattraktivität und Kreislaufwirtschaft
Der Bereich Finanzierung (https://fti-monitor.forwit.at/B/B.5) von Forschung und Entwicklung performt weiterhin überdurchschnittlich, insbesondere in der Unternehmensförderung. Da die öffentliche Forschungsförderung weiter intensiviert wurde, zählt Österreich nun erstmals zu den Top 3-Ländern. Allerdings wird primär durch Steueranreize, also indirekt, gefördert. Um innovative und damit risikoreiche Forschungsvorhaben zu unterstützen, sollte die direkte Förderung weiter gestärkt werden.
Die Unternehmensförderung trägt auch wesentlich zu Österreichs Standortattraktivität (https://fti-monitor.forwit.at/B/C.4) bei, die gegenüber den Innovation Leaders nach wie vor überdurchschnittlich hoch bewertet wird. Einen positiven Beitrag leisten zudem die Strenge der Regulierung geistigen Eigentums und die Verfügbarkeit von Strom aus sauberen Quellen. Dämpfend wirken hingegen Aspekte wie Unternehmensbesteuerung, Qualität der Publikationen, die Zahl von Tertiärabschlüssen in naturwissenschaftlichen und technologischen Fachrichtungen und die nationale Regulierungsqualität.
Neben der internationalen Verflechtung Österreichs ist weiters der Bereich Kreislaufwirtschaft (https://fti-monitor.forwit.at/B/C.3) in Österreich stärker ausgeprägt als in den innovationsführenden Ländern. Dafür verantwortlich sind vor allem Investionen in kreislaufwirtschaftliche Anlagen, die Wertschöpfung der Betriebe und der Anteil kreislaufwirtschaftlicher Exporte. Weitere Stärken bilden die Menge des gesammelten Elektroschrotts und der hohe Recyclinganteil von Batterien. Herausforderungen liegen in der Verwertung von future waste, also von aktuell existierenden Produkten, die künftig zu Abfall werden, und der Notwendigkeit, die Grundlagenforschung in diesem Bereich weiter zu auszubauen.
Schwächen weiterhin bei Gründungen, Digitalisierung, Geschlechtergerechtigkeit
Für den Gründungssektor (https://fti-monitor.forwit.at/B/B.4) lässt sich einerseits eine Aufholdynamik im Bereich der Mittelaufbringung über Risikokapital feststellen, andererseits sind aber grundlegende Verbesserungen notwendig, um insgesamt zumindest zum EU-Durchschnitt aufzuschließen. Speziell bei den schnellwachsenden Unternehmen und der Gesamtbewertung der Unicorns zeigt sich ein signifikanter Rückstand gegenüber den Vergleichsgruppen. Der kürzlich vorgestellte Ausgründungsrahmen für die Universitäten könnte bei rascher Umsetzung für positive Impulse für das Start-up-Ökosystem sorgen.
Hinsichtlich des Digitalisierungsgrades (https://fti-monitor.forwit.at/B/C.1) kann sich Österreich leicht verbessern, schließt aber nach wie vor nicht zu den Innovation Leaders auf. Zurückzuführen ist diese Entwicklung insbesondere auf infrastrukturelle Defizite wie etwa in der geringen Breitbanddurchdringung und der vergleichsweise niedrigen Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen. Aber auch die unterdurchschnittliche IKT-Innovationsperformance und der durch den Mangel an IKT-Absolvent:innen zusätzlich verschärfte Fachkräftemangel wirken sich negativ auf die Leistungsfähigkeit aus – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Kompetenzen für die Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen.
Weiterhin eine Herausforderung für die österreichische FTI-Politik stellt die Geschlechtergerechtigkeit (https://fti-monitor.forwit.at/B/C.5) dar, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften. Dabei sind die größten Schwächen der Anteil von Forscherinnen in Unternehmen und die Anzahl der IKT-Absolventinnen sowie die Leistungsdifferenz zwischen Mädchen und Jungen beim internationalen PISA-Test im Bereich Mathematik. Dieses Defizit wirkt sich wiederum auf den Gründungssektor aus, in dem lediglich 17 % aller Gründer:innen weiblich sind.
Forschung, Technologie und Innovation als Schlüssel für die triple transition
Ein starkes, leistungsfähiges österreichisches FTI-System ist für die Bewältigung der aktuellen und künftigen Herausforderungen, vor die uns die Polykrise aus Klima und geopolitischen wie wirtschaftlichen Verwerfungen stellt, essenziell. "Forschung, Technologie und Innovation sind die Schlüssel für Österreichs und Europas Wohlstand, Souveränität und Zukunft. Wenn wir wissen, wie wir uns in jenen Bereichen, die für die Bewältigung der triple transition – also der grünen, digitalen und sozialen Transformation – relevant sind, entwickeln, sind wir in der Lage, entschieden und vorausschauend zu handeln. Dazu trägt der Rat mit dem FTI-Monitor bei", resümiert die stellvertretende Vorsitzende, Sylvia Schwaag Serger.
Über den FTI-Monitor
Mit dem FTI-Monitor analysiert der FORWIT anhand von 244 Indikatoren Österreichs Leistungsfähigkeit in Forschung, Technologie und Innovation (FTI) im Vergleich zu den Innovation Leaders des European Innovation Scoreboard, dem EU-Durchschnitt und den bereichsabhängigen Top 3. Visualisierungen der zeitlichen Entwicklung von Indikatoren und ihrer langfristigen Veränderungsbeiträge sowie Trends, Input/Output-Leistung und Erreichungsgrade der Ziele der FTI-Strategie 2030 liefern Akteur:innen und politischen Entscheidungsträger:innen eine Grundlage für strategisch und systemisch wirksame Entscheidungen und Handlungen und machen Wirkungszusammenhänge sichtbar.
In der FTI-Strategie 2030 hat sich die österreichische Bundesregierung das Ziel gesetzt, bis 2030 zu einem Innovation Leader aufzusteigen. Als Innovation Leaders zählen EU-Länder, die mindestens 125 % der Leistung des EU-Durchschnitts erreichen. Die derzeitigen Innovation Leaders sind Dänemark, Schweden, Finnland, Niederlande und Belgien. Aktuell rangiert Österreich mit rund 119 % in der Verfolgergruppe der Strong Innovators, also jenen Ländern, die zwischen 100 und 125 % erreichen.
Rückfragehinweis: FORWIT – Rat für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung Mag. Martin Wagner Kommunikation +43 1 713 14 14-18 mw@forwit.at https://forwit.at
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