Experten-Initiative präsentierte Pläne für Bildung
Die Experten-Initiative "Mehr Grips" hat am Mittwoch ihre Inputs an die Politik zum Thema Bildung präsentiert. In dem Maßnahmenkatalog enthalten sind unter anderem die Ernennung eines "Regierungsbeauftragten für die Modernisierung des Bildungssystems", die Aufwertung der Elementarpädagogik, etwa durch Attraktivierung des Berufsfeldes, und der Ausbau von Ganztagsschulen soweit, dass keine Hausaufgaben oder Nachhilfe nach der Schule nötig sind.
Die Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, in vier Themenfeldern, "die für die Zukunft Österreichs von großer Bedeutung sind", Vorschläge zu erarbeiten. Den Start machte sie vor gut zwei Wochen mit ihren Ideen zur ökologischen Transformation, noch im Juni sollen Maßnahmen zur digitalen Transformation und zur sozialen Stabilität in der Gesellschaft folgen. Das fertige Konzept zu jedem Themenbereich wird dann den Klubobleuten und den zuständigen Abgeordneten übermittelt.
Im Bildungsbereich erarbeiteten unter anderem der Ex-ÖVP-Politiker Andreas Salcher, die Erwachsenenbildnerin Manuela Vollmann, der Bildungsaktivist Daniel Landau, die Geschäftsführerin der Kärntner Volkshochschulen Beate Gfrerer, der Generalsekretär der MEGA Bildungsstiftung Andreas Ambros-Lechner und Teach-for-Austria-Gründer Walter Emberger ausgehend von einem Zielbild, das bis 2032 erreicht werden soll, eine Vielzahl an Maßnahmen, die in den nächsten zwölf Monaten umgesetzt werden sollen.
Zu allererst brauche es das Bekenntnis von Regierung, Parlament und Sozialpartnern, Bildung zu einer "nationalen Top-Priorität" zu machen, betonte Salcher in einer Online-Präsentation. Ein "Regierungsbeauftragter für die Modernisierung des Bildungssystems", der einen Blick auf das Bildungssystem, von der Elementarpädagogik bis zur Erwachsenenbildung hat, soll implementiert werden. Ausgebaut werden sollen die Ganztagsschulen, soweit, dass Kinder zuhause keine Hausaufgaben mehr machen müssten und auch der Bedarf an privater Nachhilfe deutlich verringert werde. Derzeit würden jährlich in etwa 170 Millionen dafür ausgegeben werden, ergänzte Landau. . Nur dort, wo es wenig zu vererben gibt, liegen Talente brach", betonte er.
An den Ideen scheitere es aber bisher nicht. "Wir haben kein Konzeptdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit", bemängelte Salcher. So sei etwa die tägliche Turnstunde noch immer nicht realisiert.
Experten sollten unterrichten
Schulen sollten außerdem für Unterricht durch Experten geöffnet werden. So sieht das Zielbild vor, dass Kinder ca. zehn Prozent der Unterrichtszeit etwa damit verbringen, Projekte mit Künstlerinnen umzusetzen, mit Trainern in neue Sportarten hineinzuschnuppern oder digitale Objekte mit Web-Designern zu erstellen. Andererseits brauche es hochwertige Einstiegsmöglichkeiten für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen als Lehrkräfte oder in Leitungspositionen. Das Berufsfeld soll etwa durch Stärkung der Entscheidungsspielräume attraktiviert werden. Grundsätzlich solle die Schulautonomie gestärkt werden und eine verpflichtende Qualifizierungs- und Ausbildungsinitiative Schulleiter und Schulleiterinnen stärken.
"Der eigentlich wichtigste Bereich ist aber die Elementarpädagogik", betonte Landau. Eine Reduktion der Gruppengrößen, die (finanzielle) Gleichstellung der Elementarpädagoginnen und -Pädagogen mit jenen der anderen Schultypen sowie die Integration ins Bildungssystem inklusive einer bundesweiten Richtlinienverantwortung analog zur Volksschule sollen hier umgesetzt werden. "Es herrscht breiter Konsens, dass dieser Bereich eine überragende Bedeutung hat. Warum kommt man hier nicht ins Tun?", kritisiert er.
Vollmann ergänzte schließlich, dass Bildung und Lernen "weit über die Schule hinaus geht". Erwachsenenbildung müsse als gleichwertiger Teil betrachtet werden. So soll etwa die Bildungsberatung ausgebaut werden und das Potenzial der Lehre besser genutzt werden. Weiters sollten "regionale Bildungshubs" geschaffen werden, wo räumliche und technische Ressourcen durch verschiedene Bildungseinrichtungen genutzt werden, sagte Gfrerer.
Abschließend betonte Landau seine Überzeugung, dass "Bildung Menschen gegen Extremismus stärkt". Er wünsche sich ein Bildungssystem, dass das auch berücksichtige. Der vollständige Maßnahmenkatalog ist unter https://www.mehrgrips.at/ abrufbar.