Forscherin: Eipulver ist hochwertiges Mittel gegen Unterernährung
Eipulver hat bei vielen Nährstoffen die Inhaltsmengen von frischen Eiern, berichtet die Wiener Ernährungswissenschafterin Veronika Somoza mit Kollegen. Weil es zudem länger haltbar, einfacher zu lagern und zu transportieren ist, kann es gegen Mangelernährung in Gebieten helfen, wo normalerweise kaum Eier zur Verfügung stehen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Frontiers in Nutrition" veröffentlicht.
Das Team um Somoza, die am Institut für Physiologische Chemie der Universität Wien und Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie (LSB) der Technischen Universität München forscht, analysierte die Nährstoffmengen in verschiedenen Eipulver-Proben. Die Forscher stellten fest, dass es "keine oder nur geringe Einbußen" gegenüber ganzen Eiern beim Gesamtfett-Gehalt gab, bei den essenziellen Aminosäuren und bei wichtigen Spurenelementen sowie Carotinoiden (diese sind etwa als Vorstufe für Vitamin A wichtig). "Ebenso blieben die Vitamin E- und Vitamin B12-Konzentrationen nahezu konstant", heißt es in einer Aussendung des LSB.
Abhilfe bei Sehstörungen
Manche Nährstoffmengen werden beim Sprühtrocknen von Eiern zu Volleipulver aber auch deutlich verringert, so die Forscher: Vitamin A (Retinol) um 14 Prozent, die lebensnotwendigen Omega-6-Fettsäuren um 39 Prozent und Omega-3-Fettsäuren um 61 Prozent. "Trotz des Retinol-Verlustes ist Eipulver eine wertvolle Vitamin-A Quelle", meint Somoza. Damit könne man immer noch Sehstörungen bei Kindern entgegenwirken, die durch Vitamin A-Mangel in manchen Regionen häufig sind. "Eine tägliche Aufnahmemenge von Eipulver, die einem mittelgroßen Ei entspricht, reicht aus, um den Tagesbedarf eines Kindes für Vitamin A zu 24 Prozent zu decken", erklärt sie. Bei Vitamin E wäre damit sogar die Tagesration erfüllt.
Das Potenzial von Eipulver ließe sich noch besser ausschöpfen, wenn es gelingt, die Mengen an essenziellen Fettsäuren und Vitamin A darin zu erhöhen, indem man zum Beispiel das Futter der Legehennen damit anreichert, so die Forscherin.
Mit Eipulver als Nahrungsergänzungsmittel könne man auch dem "Stunting Effekt" entgegenwirken, bei dem die Kinder durch Mangelernährung nicht ausreichend wachsen und unter Entwicklungsstörungen leiden. "Studien belegen, dass die Zugabe von täglich einem Ei zur Beikost dazu beitragen kann, die Häufigkeit von Untergewicht bei älteren Säuglingen um 74 Prozent zu verringern", erklärt Somoza.
Keine Anreicherung von Schadstoffen
Schadstoffe wie die Schwermetalle Cadmium, Blei, Arsen und Quecksilber werden durch das Trocknen nicht angereichert, berichten die Forscher. Die Analysedaten würden insgesamt zeigen, dass Eipulver trotz gewisser Einbußen gut geeignet ist, die Nahrung der Menschen vor allem in Gebieten zu ergänzen, wo Unterernährung häufig ist. "Aufgrund seines minimalen Wassergehalts verfügt Eipulver über eine deutlich längere Haltbarkeit sowie eine relativ hohe Nährstoffdichte", heißt es in der Aussendung: "Darüber hinaus lässt es sich über weite Strecken transportieren und ist einfach zuzubereiten."
Publikation: https://doi.org/10.3389/fnut.2022.984715