Tag des Artenschutzes - Schmuggel laut Experten weiter großes Problem
Jedes Jahr landen weiter Unmengen an Tieren oder tierischer Produkte aus illegalen Quellen auch im legalen Handel, wie Vertreter des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) anlässlich des "Tages des Artenschutzes" erklärten. Das Geschäftsfeld sei leider groß und lukrativ, betonten u.a. Experten aus der Wissenschaft vor Journalisten im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien. Das Museum hält am Samstag einen Thementag mit den Titel "Wildlife Crime" ab.
Wie groß der Markt international tatsächlich ist, sei "schwer zu quantifizieren", sagte Jorge Rios vom UNODC. Das Problem des Schmuggels, auch von Arten, die in ihren Ökosystemen Schlüsselrollen einnehmen, sei trotz vieler Anstrengungen nicht rückläufig. Solche Tiere oder Tierprodukte würden in einigen Ländern weiter mehr oder weniger offen gehandelt. Solche Märkte sollten geschlossen werden, so Rios.
Angesichts weltweit schrumpfender Lebensräume müsse man besonders auf Arten achtgeben, die sehr wichtige Rollen in der Gestaltung der Umwelt ausfüllen. Sehe man sich etwa Elefanten an, werde klar, dass ihr Verschwinden in einem Ökosystem mittelfristig zu stark veränderten Landschaften führen kann - mit entsprechenden Effekten für viele andere Tierarten dort, so NHM-Generaldirektorin Katrin Vohland. Nicht zuletzt brauche es solche Tiere, wenn es darum geht, Landschaften wieder möglichst in ihren natürlichen Zustand zurückzuführen.
Gelangen u.a. solche Schlüsselarten nach Österreich, brauche es oft die Expertise von Wissenschaftern des NHM beispielsweise zu deren Bestimmung. Neben dem Angebot, mit Fachwissen zu helfen, müsse ein Museum vor allem öffentlichkeitswirksam auf die Problematik hinweisen, so etwa mit dem Thementag am 5. März.
Beschlagnahmte lebendige Schmuggelware landet oft im Tiergarten Schönbrunn
Zu sehen sein werden dann auch speziell geschulte Suchhunde, die mit Zollbeamten am Flughafen Wien-Schwechat nach geschmuggelten Tieren oder deren mitunter in traditionellen Medizin- und Lifestyleprodukten oder Nahrungsmitteln enthaltenen Überresten suchen. An der Ausbildung der Hunde waren auch Experten vom Tiergarten Schönbrunn beteiligt. Dort landen Tiere, die von Zollbeamten hierzulande lebend aufgegriffen werden.
So gab es Fälle, wo seltene Chamäleons in Socken geschmuggelt wurden oder plötzlich eine Vielzahl an Papageieneiern auftauchen, erklärten Gerhard Marosi, Artenschutzexperte im Finanzministerium, und der Zoologe Anton Weissenbacher vom Tiergarten Schönbrunn. In den ersten Tagen und Wochen fokussiere man sich dann darauf, die oft sehr mitgenommenen Tiere möglichst am Leben zu halten. Danach gehe es darum, eine Population aufzubauen.
Das sei in den vergangenen 15 Jahren in immerhin 80 Prozent der Fälle auch gelungen. So etwa bei besagten Papageien oder Chamäleons. Ein Auswildern dieser Tiere ist meistens aber nicht möglich - auch wegen der Gefahr, dass sie sofort wieder eingefangen und verschleppt werden, erklärte Weissenbacher.
Schmuggler sind leider kreativ und flexibel
Leider würden Schmuggler auch immer geschickter im Tarnen ihrer "Ware". Zudem seien sie flexibel: Gibt es in Wien etwa größere Aufgriffe mit entsprechender medialer Berichterstattung, werde der Ort eine Zeit lang gemieden. An alternativen Einfallstoren für exotische Arten mangele es nämlich nicht, so Marosi. Beim Kauf eines exotischen Tieres müsse der Käufer jedenfalls darauf achten, ob die Dokumente lückenlos sind.
Tatsächlich handle es sich hier um einen weltweiten Kriminalitätszweig, der auch durch Korruption von in den Ursprungsländern oft schlecht bezahlten Beamten mit ermöglicht wird, so Alan Cole vom UNODC. Hier müsse man in der Prävention viel früher ansetzen. Nicht vergessen sollte man auch, dass der Handel mit solchen Tieren eine nicht unerhebliche Gefahr für die Einschleppung von Krankheiten ist.
Ebenso bewusstmachen sollte man sich, dass der illegale Tierhandel den oft schon schwer angeschlagenen Arten noch weiter zusetzt. Seitens der Wissenschaft bemühe man sich, darauf hinzuweisen, welch "grausames Geschäft" sich dahinter verbirgt, erklärte Silke Schweiger, Kuratorin der herpetologischen Sammlung am NHM. So würden Schlangen mitunter lebend gehäutet - ein Gedanke, den man als potenzieller Käufer von Produkten wie Handtaschen im Kopf behalten sollte.
Service: Thementag "Wildlife Crime - Das Geschäft mit der Natur" am 5. März im NHM: https://www.nhm-wien.ac.at/veranstaltungsprogramm/wildlifeday2022