Akademie zeichnet drei Texte zur Wissenschaftsskepsis aus
Mehr als 140 Antworten in Form von Essays hat die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auf ihre aktuelle Preisfrage "Fakt oder Fake: Wie gehen wir mit der Wissenschaftsskepsis um?" erhalten. Eine Jury hat daraus drei Texte ausgewählt, die nun ex aequo prämiert werden und ein Preisgeld von jeweils 8.000 Euro erhalten, teilte die ÖAW mit. Begründet wurde dies damit, dass es nicht nur eine richtige Antwort auf eine derart vielschichtige Frage gebe.
Angesichts von ausgeprägtem Desinteresse, Vorurteilen und einer skeptischen Einstellung gegenüber der Wissenschaft in Österreich wollte die ÖAW in ihrer öffentlich ausgeschriebenen Preisfrage wissen, was man dagegen tun könnte? Mit solchen Aufrufen greift die ÖAW seit 2018 eine Tradition wieder auf, mit der Wissenschaftsakademien seit dem 18. Jahrhundert Antworten auf ungelöste wissenschaftliche und gesellschaftliche Fragen suchten.
Texte geben Anregungen
Für ihre Antworten auf die aktuelle Frage wurden der Kommunikationsforscher Joachim Allgaier von der Hochschule Fulda (Deutschland), der Soziologe Alexander Bogner vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW in Wien und der Wirtschaftswissenschafter Klaus Gourgé von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen (Deutschland) ausgezeichnet. Ihre Beiträge "stechen besonders hervor und geben der Akademie eine Reihe von Anregungen mit", erklärte ÖAW-Präsident Heinz Faßmann in einer Aussendung. Für ihn zeigt die "beeindruckend hohe Anzahl" an Einreichungen, dass "das Thema Wissenschaftsskepsis bewegt".
Der inhaltliche Fokus von Joachim Allgaiers Beitrag liegt laut ÖAW-Aussendung auf der ambivalenten Rolle von sozialen Medien, die sowohl Wissen vermitteln als auch Desinformation verbreiten. Für ihn ist wichtig, "auf mehreren Ebenen zum Gegenangriff gegen Desinformationsinformationskampagnen auszuholen".
Alexander Bogner sieht Wissenschaftsskepsis vor allem als ein (demokratie-)politisches Problem. Er plädiert in seinem Essay für öffentliche Foren, um unterschiedliche Wertekonflikte offen austragen zu können. Für ihn macht die "Bereitschaft zu echter Verständigung, zum gemeinsamen Lernen, zum offenen Diskurs" nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Demokratie im Kern aus. Bogner war bereits im Jahr 2021 im Rahmen des ÖAW-Essaypreises mit seiner Antwort auf die damalige Frage "Was trägt die Wissenschaft zur Bewältigung einer Pandemie bei?" erfolgreich.
Für Klaus Gourgé gehört systematisches Hinterfragen und besonnenes Urteilen zur wissenschaftlichen Grundhaltung. Das sei aber "ziemlich exakt das Gegenteil dessen, was wir heute von Klima- und Coronaleugnern, Stop-the-steal-Trumpisten, Lügenpresse-Trollen, Querdenkern und anderen Verschwörungsanhängern beobachten können".
Service: Die ausgezeichneten Beiträge werden auf der Website der ÖAW veröffentlicht und in einem Band der ÖAW-Broschürenreihe "Akademie im Dialog" publiziert: https://www.oeaw.ac.at/