Wie aus Innovation ein kommerzieller Erfolg werden kann
Stark in der Forschung, holprige Schritte zur Kommerzialisierung: Der Weg von der wissenschaftlichen Erkenntnis zum Produkt oder zur Dienstleistung ist oft steinig. Hilfestellung dabei soll ein Rundum-Paket aus Beratung, Finanzierung und Infrastruktur am Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg (NÖ) bieten, das unter der Dachmarke "xista" auch externen Forschenden offen steht.
"Der Ansatz, sich aktiv um die Entwicklung von Innovationen zu kümmern, war von Anfang an in unserer DNA", erklärt Markus Wanko, Managing Director xista, unter Verweis auf das israelische Weizmann-Institut, das mit seinen enormen Erfolgen in der wirtschaftlichen Verwertung der Ergebnisse von Grundlagenforschung seit jeher Pate für das ISTA gestanden ist.
Nun soll das neue Ökosystem, bestehend aus xista innovation, xista science ventures und xista science park, zu einem wichtigen Innovations-Hotspot in Europa ausgebaut werden. Die ISTA-Tochter xista innovation unterstützt dabei die Kommerzialisierung von am Institut entwickelter Technologie und Expertise. xista science ventures hilft bei der Finanzierung von Spin-offs. Im xista science park können sich die Unternehmen ansiedeln und moderne Labor- und Büroinfrastruktur nutzen.
Keine standardisierten "Packages"
"Wir haben dabei bewusst versucht, die inhaltlichen Stränge zu koordinieren, aber jeder Bereich hat die völlige Freiheit. Es ist kein monolithisches Angebot, wir stellen Know-how, Finanzierung und Infrastruktur zur Verfügung, aber man muss hier kein Labor haben oder Spin-off des Instituts sein, um beispielsweise eine Finanzierung über unseren Fonds zu bekommen", streicht Wanko die Besonderheiten im Vergleich zu anderen Inkubationsmodellen mit standardisierten "Packages" hervor. Bisher sei vielerorts eine Fixierung auf die eigene Institution und das Auslizenzieren von Technologie im Vordergrund gestanden.
Bei xista innovation würden hingegen umfassende Strategien für den Technologietransfer in die Industrie entwickelt. "Am Anfang der Karrieren von Forschenden geht es aber vor allem um Awareness für die Möglichkeiten und Angebote", so der Manager. Und die reichen von der Sensibilisierung über die Schulung von Gründerinnen und Gründern bis zur Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen. Dazu würden auch eine mehrjährige Partnerschaft mit Boehringer Ingelheim auf dem Gebiet der medizinischen Genomik oder mehrere Projekte mit Google gehören.
Inzwischen sind bereits mehrere Start-ups aus verschiedenen Forschungsbereichen, wie KI-Architektur, nachhaltige Blockchains und neurologische Therapeutika, entstanden. xista innovation sei in erster Linie für das Institut aufgesetzt, es gebe aber auch übergreifende Aktivitäten wie "XBIO" - ein gemeinsames Biotech Entrepreneurship-Programm in Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Medizinischen Universität Wien, der Universität Wien oder dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Kooperation erzeugt Schwungmasse
"In Wien existieren relativ viele inhaltlich breite wissenschaftliche Entrepreneurship-Programme. Allerdings ist keines auf Physik oder Biotechnologie spezialisiert", so Wanko. Gerade in den Life Sciences sei die Bundeshauptstadt aber groß genug für ein spezifisches Biotech-Programm. "Das setzt voraus, dass die Institutionen zusammenarbeiten, um die notwendige Schwungmasse zu erzielen. Im Vorjahr hat das bereits sehr gut geklappt", berichtet der Experte.
Die notwendigen Investitionen in die wissenschaftlichen Start-ups, aber auch Expertise und Netzwerke, können über xista science ventures, einen Risikokapitalfonds, bereitgestellt werden. Im Jahr 2021 wurden dafür 45 Millionen Euro von rund dreißig privaten und öffentlichen Investoren eingesammelt. "17 Unternehmen aus verschiedenen österreichischen Forschungseinrichtungen, etwa von der Technischen Universität Graz oder der ÖAW, und seit kurzem auch internationale Institutionen profitieren bereits von einem solchen Investment", beschreibt Wanko.
Dazu gehören Ribbon Biolabs, ein Anbieter von langer synthetischer DNA, Sarcura, ein Unternehmen, das sich der verbesserten Bereitstellung von Zelltherapien widmet, und prewave, eine Plattform zur Überwachung von Lieferketten. Insgesamt flossen bisher rund 20 Mio. Euro, hieß es im Vorfeld der Veranstaltung "bigX 23", die am 17. Oktober am ISTA in Zusammenarbeit mit der Industriellenvereinigung stattfindet. Dabei werden die Situation von heimischen Spin-offs, ihre Finanzierungsmöglichkeiten und neue Entwicklungen in Bereichen wie Cybersecurity, Neurotherapien oder Medical Imaging mit internationalen Gästen diskutiert.
Nah an der konkreten Anwendbarkeit
Generell habe sich bei den Spin-offs in den vergangenen Jahren schon viel getan, "aber man könnte sagen, es sind starke Wachstumsraten auf sehr niedriger Basis". Den Fokus des ISTA auf Grundlagenforschung sieht er nicht als Hemmschuh für einen Technologietransfer: "Wir haben Gruppen, die beschäftigen sich mit Algorithmen und Softwarearchitektur für neuronale Netze. Das ist inhaltlich genau dasselbe, was Google im Moment macht. Da sieht man die konkrete Anwendbarkeit", erklärt Wanko.
Steht eine Ausgründung an, stellt sich die Frage, ob ein exzellenter Forscher auch ein ebenso guter Firmenchef ist. "Es gibt Fälle, da passt das von Anfang an oder es entwickeln sich die Leute parallel zum Wachstum des Unternehmens. Und dann gibt es Fälle, wo das nicht so ist. Das kommt nicht oft vor, aber es kommt vor. Die meisten unserer Firmen sind jedenfalls von Leuten aus der Forschungsgruppe gegründet worden", so der Manager.
Ist es Zeit für eine Ausgründung, stellt sich natürlich auch die Frage nach Büroräumlichkeiten und anderweitiger Infrastruktur. Eine Antwort darauf ist das Technologie- und Forschungszentrum xista science park. Es geht auf eine Initiative von Niederösterreichs Wirtschaftsagentur ecoplus und ISTA zurück und umfasst moderne Labor- und Büroinfrastruktur, die an die Bedürfnisse und Projekte von Spin-offs, Start-ups und F&E-Unternehmen angepasst werden kann - vom einzelnen Coworking-Desk bis zum voll ausgestatteten Biotech-Labor.
Zugang zu Infrastruktur und Expertise
Wichtig ist der Zugang zur Infrastruktur am ISTA selbst, sagt Wanko, aber auch der enge Kontakt zu Wissenschafterinnen und Wissenschaftern und ihren Einrichtungen. Derzeit sind elf Firmen im xista science park, der als Brücke zwischen Grundlagenforschung und Unternehmen fungiert, angesiedelt, darunter auch welche, die nicht aus dem ISTA entstanden sind. Die ersten beiden Gebäude sind praktisch voll, ein drittes befindet sich schon in Planung.
Das "x" von "xista" (sprich "exista") soll übrigens das Überschreiten von Grenzen und die Verbindung der Bereiche Wissenschaft und Industrie symbolisieren. Das Wichtigste beim Technologietransfer sei jedenfalls die Unterstützung "von oben", also dass das Universitäts- oder Institutsmanagement "das vorantreibt und auch die Freiheit hat zu entscheiden, so etwas zu ermöglichen", streicht Wanko hervor.
Service: Veranstaltung "bigX 23", 17. Oktober, Am Campus 1, Klosterneuburg, Infos und Anmeldung unter https://go.apa.at/3pwBiHv1
(Diese Meldung ist Teil einer Medienkooperation mit dem Institute of Science and Technology Austria.)