Austromir - Riedler: "Die Angst ist ein ständiger Begleiter"
Österreichs "Weltraumpapst" Willibald Riedler (84) war der wissenschaftlicher Leiter des Projekts "Austromir". Dem langjährigen Chef des Grazer Instituts für Weltraumforschung der Akademie der Wissenschaften und Professor an der Technischen Universität Graz ist auch der Missionsname zu verdanken: "Irgendwann habe ich in der Nacht bei schlechten Schlaf den Namen erfunden", sagte Riedler zur APA.
APA: War der Flug des ersten Österreichers ins All im Rahmen des Projekts "Austromir" vor 25 Jahren ein risikoreiches Projekt, war das der Grund für Ihren schlechten Schlaf?
Riedler: Die Angst ist ein ständiger Begleiter bei Weltraumprojekten. Aber es wurde so viel Entwicklung hineingesteckt und so viel getestet, dass man schon beruhigt sein konnte.
APA: War "Austromir" DER Höhepunkt in ihrer langen wissenschaftlichen Karriere mit Beteiligung an zahlreichen Missionen und Projekten?
Riedler: DER Höhepunkt möchte ich nicht sagen, aber es war sicher ein Höhepunkt. Aber wenn man etwa an die Kometen-Sonde "Rosetta" denkt (an deren Entwicklung Riedler maßgeblich beteiligt war, Anm.) - das ist schon auch etwas Tolles.
APA: Was ist Ihnen nach 25 Jahren am lebhaftesten in Erinnerung?
Riedler: Da muss ich jetzt lyrisch werden. Mein Onkel Willi Boskovsky war Konzertmeister und Dirigent der Wiener Philharmoniker. Und als Franz Viehböck zu den Klängen des Donauwalzers von den Wiener Philharmonikern unter Willi Boskovsky in die Raumstation "Mir" eingeschwebt ist, war das für mich schon eine emotional große Sache, dass das sozusagen mit meinem Onkel eingeweiht wurde.
Emotional war auch die Landung von Franz Viehböck, der nicht und nicht daher gekommen ist und noch eine Runde drehen musste. Da denkt man schon, was ist wenn das Ganze nicht funktioniert, das wäre tragisch gewesen. Aber es hat sich Gott sei Dank nicht bewahrheitet.
APA: War "Austromir" insgesamt ein Erfolg?
Riedler: Ja, das war garantiert ein Erfolg. Es wurde auch im Ausland, etwa in Deutschland, sehr anerkannt, wo man sich stark an unsere Messungen angelehnt hat.
APA: Welches der 15 Experimente war denn besonders erfolgreich?
Riedler: Das wäre ein bisschen unfair, wenn ich das beantworte.
APA: Aber war "Austromir" nicht nur eine schöne Seifenblase, von der nicht viel übergeblieben ist?
Riedler: Es war ja keine Naturgegebenheit, dass es nur ein "Austromir" gegeben hat. Die offizielle Bezeichnung war ja "Austromir 1" und es war durchaus beabsichtigt, zumindest von der Experimentatoren-Seite, dass man auch "Austromir 2" fliegt, weil man für jede Messung gerne eine Bestätigung hat. Aber das (Wissenschafts-, Anm.) Ministerium hat aus finanziellen Gründen Nein gesagt. Aus meiner Sicht hätte man ruhig nochmals fliegen können, schließlich haben wir auch Clemens Lothaller (der Ersatzmann von Franz Viehböck, Anm.) als Reserve gehabt.