Grazer Forscher: Open Science fördert reiche Institute und Industrie
"Frei zugängliche Wissenschaft" (Open Science) nützt derzeit eher der Industrie und Wirtschaft als der Öffentlichkeit, erklären Forscher der Technischen Universität (TU) Graz. Sie durchforsteten 105 Fachartikel zu Open Science, um ihre Wirkung und mögliche unerwünschte Nebenwirkungen zu identifizieren. Ohne umfassendes Know-how, Finanzierung und politischen Willen bevorzugt das System große und reiche Institutionen, berichten sie im Fachjournal "Royal Society Open Science".
Die Forschungseinrichtungen müssen zum Beispiel zwischen 1.500 und 4.500 Euro an die Wissenschaftsverlage als Gebühren für die Freischaltung (Open Access) zahlen. Dies können sich oft nur gut geförderte Forscher in reichen Institutionen und Ländern leisten.
In Österreich refundiert etwa der Wissenschaftsfonds FWF solche Publikationskosten. Finanziell weniger gut aufgestellte Einrichtungen und Regionen würden dadurch benachteiligt, so die Forscher um Tony Ross-Hellauer vom Institute of Interactive Systems and Data Science der TU Graz in ihrer Analyse.
Auch die "neoliberale Logik" sei in Bezug auf Open Science ein Grund zur Sorge, meinen sie. Damit könne man Strukturen festigen, die eher dazu dienen, die wissenschaftlichen Ergebnisse zu kommerzialisieren und dem Markt zugänglich zu machen, als zu einem gemeinschaftlichen Gut für das Wohlergehen der Menschen.
Service: Die Arbeit in "Royal Society Open Science": https://doi.org/10.1098/rsos.211032; Link zum Preprint: https://osf.io/preprints/socarxiv/d5fz7/)