Natur-Umgebung fördert psychische Gesundheit
Eine "grüne Umgebung" mit Parks, Teichen etc. fördert die psychische Gesundheit. Was plausibel klingt, haben britische Wissenschafter mit Wiener und spanischen Experten als Co-Autoren langfristig bewiesen. Je mehr die Umwelt naturnäher ist, desto weniger häufig sind Depressionen oder Angststörungen, publizierten die Experten jetzt in "Lancet Planetary Health".
"Wenn man in grüneren Gegenden oder näher zu grünen oder blauen Zonen (Parks, Seen, Teiche oder Meeresstrände) lebt, ist das mit einem besseren psychischen Gesundheitszustand verbunden. Für die langfristige Wirkung auf spätere Diagnosen gab es bisher aber weniger Hinweise. Wir haben daher versucht, den Effekt vom Leben oder vom Übersiedeln in naturnahe Regionen bzw. vom Zugang zu solchen Zonen auf die psychische Gesundheit von Erwachsenen über einen Zeitraum hinweg zu bestimmen", schrieben jetzt Rebecca Geary von der Abteilung für Öffentliche Gesundheit der Universität von Liverpool und ihre Co-Autoren, unter ihnen auch Mathew White vom Cognitive Science Hub der Universität Wien.
Die Wissenschafter untersuchten die Gesundheitsdaten von 2,341.591 Millionen Personen in Wales im Alter von mehr als 16 Jahren und über den Zeitraum von 1. Jänner 2008 bis 31. Oktober 2019 hinweg. Es handelte sich damit um eine Analyse von rund 19,1 Millionen Lebensjahren dieses künstlich aus den elektronischen Gesundheitsdaten geschaffenen Kollektivs. Abgeglichen wurde das mit dem Wohnort der Personen und dessen Naturnähe mit dem sogenannten "Enhanced Vegetation Index" (EVI) und der Häufigkeit von psychischen Problemen wie Depressionen und Angststörungen. Dies erfolgte sowohl für das vorangegangene Jahr als auch für "historische" Diagnosen im Zeitraum von bis zu acht Jahren zurück.
Die Ergebnisse waren eindeutig: "Nach dem Ausgleichen anderer Faktoren war der Zuwachs von einem Zehntelpunkt auf der EVI-Skala (mehr "Natur" in der Umgebung; Anm.) mit einer geringeren Häufigkeit von oft auftretenden psychischen Erkrankungen (behandelt oder unbehandelt) zum aktuellen Zeitpunkt oder im Jahr davor verbunden", schrieben die Autoren in der wissenschaftlichen Arbeit (DOI:10.1016/S2542-5196(23)00212-7). Die Häufigkeit solcher Störungen nahm mit jedem Zehntelpunkt mehr auf der EVI-Skala um 20 Prozent ab.
Mit jeweils 360 Meter mehr Abstand vom Wohnort zu einem Park, See, Teich, Meeresufer bzw. "grünen" oder "blauen" Zonen erhöhte sich hingegen die Häufigkeit der oft auftretenden psychischen Störungen um jeweils fünf Prozent. Am besten wirkte sich größere Nähe zu solchen Bereichen im lokalen Wohnumfeld für sonst am meisten Benachteiligte aus. Laut den Wissenschaftern sollte das Stadtplanern und Politikern zu denken geben - in Richtung von mehr Grün und Natur für die Menschen.