acib gewinnt Energy Globe Niederösterreich Award 2021 - Sonderkategorie "Sustainable Plastics"
Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) gewann am 15. September 2021 den Energy Global Niederösterreich Award 2021 in der Sonderkategorie "Sustainable Plastics" mit einem neu entwickelten, umweltfreundlichen Verfahren zum Recycling von Plastik. Die Technologie kann unterschiedlichste Kunststoffe aus Verbundmaterialabfällen in Reinform herauslösen und recyclen.
Der Energy Globe Award zeichnet jährlich herausragende, nachhaltige Projekte mit Fokus auf Ressourcenschonung, Energieeffizienz und Einsatz erneuerbarer Energien aus und zählt heute weltweit zu den renommiertesten Umweltpreisen. Vergeben wurden die Awards in den sieben Kategorien Erde, Feuer, Jugend, Nachhaltige Gemeinde, sowie in der Sonderkategorie "Sustainable Plastics".
Das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) konnte in der Sonderkategorie "Sustainable Plastics" - für das Projekt "Biorecycling von Plastik: Energieträger und Wertstoffe" den Preis für das beste Umweltprojekt aus Niederösterreich entgegennehmen. "Diese wichtige Auszeichnung der Forschungsarbeiten zeigt, dass neuartige biotechnologische Ansätze für ein Recycling von Plastik großes Potential für die Zukunft haben", freut sich Georg Gübitz, acib-Key Researcher und Leiter des Institutes für Umweltbiotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien über den Preis und betont, dass die Lösung des Plastikproblems eine zentrale Herausforderung unserer Zeit ist.
Umweltschonendes Verfahren trennt Plastik in Einzelbestandteile
"In Europa werden derzeit jährlich rund 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle produziert, jedoch nur 30% davon rezykliert. Ein beträchtlicher Anteil gelangt daher oft in die Umwelt und wird dort nicht oder nur sehr langsam abgebaut, oft erst in 450 Jahren", verrät Gübitz, der als Pionier im Bereich des Recyclings mithilfe natürlicher Enzyme gilt. Im Jahr 2001 entdeckte 2001 als erster die Eigenschaft von Bakterien und Pilzarten wie Fusarium solani, natürliche Enzyme zu produzieren, die das Plastik PET, aus dem etwa Getränkeflaschen gefertigt sind, abbauen können. Dazu haben die Forscher des acib und der BOKU Wien gezielt Enzyme an die abzubauenden, synthetischen Polymere angepasst. Zur Molekültrennung kommt ein katalytischer Prozess namens Hydrolyse zum Einsatz: "Hierbei wird Wasser zwischen den Kunststoffmolekülen, also den Kettenverbindungen der Polymere, angelagert, um diese zu trennen und am Ende Monomere, also die Einzelmoleküle in Reinform herauszubekommen", so Gübitz. Das Verfahren findet bei 37 Grad Celsius unter natürlichem Atmosphärendruck, in neutralem pH-Milieu und in wässriger Suspension statt und kommt ganz ohne toxische Chemikalien wie z.B. Schwermetalle aus. Das Verfahren ist demnach umweltschonend und ermöglicht der Industrie eine wesentliche Steigerung der Ressourceneffizienz.
Recycling unterschiedlicher Kunststoffe aus Verbundmaterialabfällen
Aus jenen Synthesebausteinen, die nach dem Enzym-Recycling in Reinform zur Verfügung stehen, lassen sich hochwertige, neue Produkte wie PET-Flaschen, Funktionsbekleidung und sogar Wirkstoffe für Medikamente erzeugen. Nahezu 90 Prozent des Ausgangsmaterials kann wiederverwendet werden.
"Das Besondere an der Technologie ist, dass sie im Sinne einer modernen Kreislaufwirtschaft sogar aus Verbundmaterialien und gemischten Abfallströmen wertvolle Bestandteile gewinnen kann", erklärt Gübitz. Ein Meilenstein, da viele existierende und oft energieintensive Verfahren zur Wiederverwertung von Kunststoffen bisher ausschließlich mit Reinfraktionen ökonomisch sinnvoll anwendbar waren, jedoch nicht mit gemischten Abfällen oder Verbundmaterialien. Dies gilt auch für textile Abfälle, die derzeit nur zu ca. einem Drittel wiederverwertet werden. Gübitz: "Ein umfassendes Recycling von Plastik wurde bislang dadurch erschwert, dass z.B. nahezu 50 % von Textilien aus Mischgeweben bestehen. Mithilfe unseres Verfahrens könnte die Industrie wieder neue, hochwertige Produkte wie Cellulose, Polyester oder flammhemmende Textilfasern erzeugen. Teilströme können fermentativ zu Bioenergie und biobasierten Plattformchemikalien umgewandelt werden. Das spart große Mengen an fossilen Rohstoffen, aus denen diese Textil-Produkte ursprünglich erzeugt wurden." Aber die acib-Technologie wäre laut Gübitz nicht nur für Textilien, sondern auch für Verbundmaterialien gut geeignet. "Wünschenswert wäre daher eine Unterstützung seitens Politik und Industrie, um diese biobasierte Technologie für weitere Anwendungen evaluieren und weiterentwickeln zu können." Dies stünde auch nicht zuletzt im Zeichen der Europäischen Kunststoffstrategie, die bis 2030 alle Verpackungsmaterialien vollständig einem Recycling zuführen möchte.
Über acib
Das 2010 gegründete Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) entwickelt neue, umweltfreundlichere und ökonomischere Prozesse für die Biotech-, Chemie- und Pharmaindustrie und verwendet dafür die Methoden der Natur als Vorbild. Das acib, eine Non-Profit-Organisation, ist ein internationales Forschungszentrum für industrielle Biotechnologie mit weltweiten Standorten und Hauptsitz in Graz. acib versteht sich als Partnerschaft von 150+ Universitäten und Unternehmen. Eigentümer des acib sind die Universitäten Innsbruck und Graz, die TU Graz, die Universität für Bodenkultur Wien sowie Joanneum Research. Gefördert wird das K2-Zentrum im Rahmen des COMET-Programms durch das BMVIT, BMDW sowie die Länder Steiermark, Wien, Niederösterreich und Tirol. Das COMET-Programm wird durch die FFG abgewickelt.
Rückfragehinweise Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Georg Gübitz acib-Key-Researcher, Leiter des Institutes für Umweltbiotechnologie (BOKU Wien) Phone: +43 664 5722600 E-Mail: guebitz@boku.ac.at Pressekontakt Martin Walpot, MA acib GmbH Head of Public Relations and Marketing Phone: +43 316 873 9312 E-Mail: martin.walpot@acib.at