Medizinische Universität Graz feiert erste 20 Jahre
Die Medizinische Universität Graz ist die jüngste steirische Universität - und wurde mit Jahresbeginn 20 Jahre alt. 14.220 Studierende haben seither die Med Uni Graz erfolgreich absolviert, rund 18.500 Publikationen von Forschenden sind seit 2004 erschienen. 2022 errang die Universität im Hochschulranking von Times Higher Education (Young University) Platz 16 unter internationalen "jungen" Unis. Am Donnerstagnachmittag hat man gefeiert und einen Blick zurück getan.
Auf welchen Tag der Geburtstag der Medizinischen Universität Graz mit ihren heute rund 5.000 Studierenden und etwa 1.950 Lehrenden tatsächlich fällt, lässt sich im Rückblick nicht so leicht sagen: Denn schon das neue Universitätsgesetz (UG) brachte 2002 den österreichischen Universitäten nicht nur die Ausgliederung aus der Bundesverwaltung und mehrjährige Globalbudgets, sondern ermöglichte es den bis dahin medizinischen Fakultäten in Graz, Innsbruck und Wien auch, eigenständige Medizinische Universität zu werden. Spätestens seit damals gingen die medizinischen Fakultäten mit der Idee schwanger, dies in die Tat umzusetzen.
In Graz war mit Jahresbeginn 2004 die Trennung von der "Mutteruniversität" Karl-Franzens-Universität Graz soweit vollzogen, dass die Med Uni als eigenständige Universität aktiv werden konnte, erklärte der scheidende Rektor Hellmut Samonigg im Vorfeld der Jubiläumsfeier am Donnerstag gegenüber der APA. Daher wird der 1. Jänner 2004 als Geburtstag der Universität, deren Geschichte als medizinische Fakultät bis ins Jahr 1863 zurückgeht, angesehen. Seither blickt sie auf drei Rektoren zurück und bekommt mit Andrea Kurz am 14. Februar erstmals eine Frau an ihre Spitze.
Ursprung von MedAt
Zum ersten Rektor der neuen Universität wurde Gerhard Franz Walter (2004 - 2008) gewählt. In seine Amtszeit fällt u. a. die Einführung des Aufnahmeverfahrens für das Medizinstudium, woraus sich später der heute österreichweit einheitliche MedAT entwickelte. Auch die Etablierung des Pflegewissenschaftsstudiums und des PhD-Programms fällt in diese Rektoratsperiode.
Josef Smolle folgte 2008 bis 2016 als Rektor nach. Er trieb die Einrichtung des Comprehensive Cancer Center Graz sowie die Etablierung von Forschungsfeldern zur Bündelung der wissenschaftlichen Kompetenzen voran. Auch die Ansiedelung des europäischen Zentrums für Biobanken-Infrastruktur fällt in diese Periode.
2016 übernahm der Grazer Onkologe Hellmut Samonigg - der seit den ersten Universitätstagen als Vizerektor aktiv war - das Amt des Rektors. Er leitete u. a. die Reorganisation der Grundlagenforschung ein, indem interdisziplinäre Forschungszentren gebildet wurden. Im Zuge dieses organisationsrechtlichem Wandels wurden aus rund einem Dutzend vorklinischen Instituten drei Research Center und Subeinheiten gegründet, um die Zusammenarbeit über Institutsgrenzen hinweg zu fördern. "Der Weg weg vom Schrebergartendenken der einzelnen Institute war schwierig, doch jetzt wird es auch von den Betroffenen als Schritt in die richtige Entwicklungsrichtung gesehen. Die Kraft, die sich durch gemeinsame Nutzung der Forschungsinfrastruktur, Abstimmung und Zusammenarbeit entlang einer gemeinsamen Strategie entwickelt hat, ist ein Vielfaches von dem, was wir vorher hatten", so Samonigg im APA-Gespräch.
Med Uni Campus eröffnete 2017 erstes Modul
Grundlegend dafür war nicht zuletzt auch ein eigener Campus (Med Uni Campus), der 2017 mit einem ersten Modul eröffnet wurde, wie Samonigg betonte. Der Campus entstand in unmittelbarer Nähe zum LKH Graz. In dem imposanten Komplex mit den zurückhaltend grauen, planen Fassaden stehen seit der Eröffnung des zweiten Moduls 2023 insgesamt auf 4,3 Hektar rund 52.500 Quadratmeter an Nutzfläche zur Verfügung, darunter mehr als 14.000 Quadratmeter Laborflächen. "Es ist eine intensive Interaktion zwischen den klinischen und vorklinischen Instituten entstanden. Themen werden von beiden Seiten betrachtet, vorher ist schon alleine aufgrund der räumlichen Distanz kaum miteinander geredet worden", blickte Samonigg zurück.
Die Abnabelung der Medizin habe die Zusammenarbeit zwischen den Grazer Universitäten vorangetrieben, so Samonigg: Die Kooperation im Life Science Bereich - BioTechMed - ist laut Samonigg ein einzigartiges Erfolgsmodell, "die Unis haben sich perfekt zusammengeschlossen. Und das alles hat funktioniert, weil die Med Uni jetzt selbst einen Brückenpfeiler hat. Wer keinen Pfeiler hat, kann keine Brücke bauen", reflektierte der Rektor.
Mittlerweile zählt man jährlich an die 530 klinischen Studien und rund 2.500 wissenschaftliche Veröffentlichungen, womit sich der Forschungs-Output der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Forscherinnen in den zwei Jahrzehnten mehr als vervierfacht hat. "Damit sind wir aus dem Nebel der vielen Universitäten europaweit herausgekommen und beginnen sichtbarer zu werden", so Samonigg.
Die Neugestaltung des Berufungsprozesses, die Eröffnung des neuen Med Uni Campus kennzeichnen neben vielen weiteren Maßnahmen die Amtszeit von Samonigg, die am 14. Februar 2024 nach acht Jahren enden wird. Dann wird ihm Andrea Kurz als erste Rektorin der Med Uni Graz nachfolgen. Die gebürtige Wienerin ist Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin und leitete u. a. bereits die Division for Clinical Research an der Washington University und seit 2014 die Abteilung für allgemeine Anästhesiologie an der Cleveland Clinic in den USA. An der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Medizinischen Universität Graz leitet sie seit 2020 zusätzlich eine Forschungseinheit.