Klima-Glossar: La Niña
Das wiederkehrende Wetterphänomen La Niña wird laut Prognosen der Weltwetterorganisation (WMO) voraussichtlich von September diesen Jahres bis Jänner 2025 im Ost-Pazifik auftreten. La Niña sorgt für eine Abkühlung der Lufttemperaturen sowie der Meeresoberfläche in weiten Teilen des Pazifiks und begünstigt die Bildung von Hurrikanen im Atlantik. Sie ist das Gegenstück der warmen Phase El Niño - beiden ist gemein, dass der Klimawandel ihre Auswirkungen verstärkt.
El Niño und La Niña wechseln sich innerhalb des sogenannten Enso-Systems (El Niño-Southern Oscillation) regelmäßig ab. Während eines El Niño-Ereignisses steigen die Meerestemperaturen an der Oberfläche im zentralen und östlichen tropischen Pazifik deutlich über den Durchschnitt. Im Gegensatz dazu verstärkt La Niña etwa wieder die Passatwinde, die von Ost nach West wehen. Sie werden stärker und treiben das warme Oberflächenwasser intensiver von Südamerika in Richtung Südostasien. Dadurch steigt mehr kaltes Wasser aus dem Humboldtstrom auf, was die Meeresoberfläche und die Lufttemperaturen im Pazifik abkühlt.
"Triple-Dip" La Niña
La Niña-Ereignisse treten normalerweise alle zwei bis sieben Jahre auf und dauern in der Regel etwa neun bis zwölf Monate. Die vergangenen La Niña erstreckte sich jedoch ungewöhnlicherweise über drei Jahre von 2020 bis 2023, ein seltenes Phänomen, das als "Triple-Dip" La Niña bezeichnet wird. Generell beeinflussen El Niño und La Niña das Klima weltweit auf unterschiedliche Weise und können je nach den geografischen Bedingungen sowohl Dürren als auch heftige Regenfälle auslösen.
Die El Niño-Phase, die seit Frühling/Sommer 2023 dominierte, hat im Mai 2024 stark an Intensität verloren, sodass wir uns etwa seit August in einem Übergang befinden. Das Climate Prediction Center (CPC) prognostizierte, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent zwischen September und November La Niña eintritt. Dieses Phänomen wird voraussichtlich den Winter auf der Nordhalbkugel prägen und mit einer 74-prozentigen Wahrscheinlichkeit bis Jänner 2025 andauern.
Im Frühjahr wird dann wieder eine Übergangsphase erwartet, was auf eine vergleichsweise kurze La Niña hindeutet. Das ist von La Niña bis dahin erwarten: Eine weitere Vorhersage des Climate Prediction Center (CPC) prognostiziert, dass La Niña in ihrer stärksten Ausprägung eine Temperaturabweichung von fast minus ein Grad Celsius bewirken könnte. Durchschnittlich werden die Temperaturen jedoch voraussichtlich zwischen minus 0,5 und bis zu diesen einem Grad abkühlen, was als schwache La Niña eingestuft wird. Wichtig ist, dass die aktuelle La Niña, trotz der leichten Abkühlung, nicht als langfristiger Gegeneffekt zum Klimawandel verstanden werden darf.
Weitere Auswirkungen des Wetterphänomens sind ein niedriger Luftdruck im westlichen Pazifik, der zu verstärkten Regenfällen in Südostasien, Nordwestindien, Bangladesch, Südostafrika und Nordbrasilien führt. Gleichzeitig sorgt höherer Luftdruck im zentralen und östlichen Pazifik für weniger Wolken und Niederschläge, was in Teilen Südamerikas und entlang der Golfküste der USA zu Trockenheit führt. La Niña begünstigt auch eine erhöhte atlantische Hurrikanaktivität, indem es die Absinkbewegung und die atmosphärische Stabilität verringert. Starke La Niña-Ereignisse, wie 2010 in Queensland, Australien, können zudem verheerende Überschwemmungen verursachen.
Folgen für Europa könnten indirekt sein
Das bedeutet für Europa: La Niña hat zwar keine direkten Auswirkungen, doch in Kombination mit den weiterhin sehr warmen Nordatlantikwassern könnten hier die Folgen indirekt zu spüren sein. Während der La-Niña-Phase sind die Bedingungen für Hurrikanbildung im Atlantik deutlich günstiger als bei El Niño.
Der außergewöhnlich warme Nordatlantik, insbesondere vor der nordwestafrikanischen Küste, könnte zu einer Zunahme und Verstärkung von Hurrikanen führen, warnte die Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA (NOAA), und einzelnen Stürmen sogar den Weg bis nach Westeuropa ebnen. In den letzten Jahren haben bereits abgeschwächte Hurrikane Portugal und die Kanaren erreicht. Ein Beispiel ist das Rekordjahr 2020, in dem es 30 tropische Stürme und die aktivste Hurrikansaison seit Beginn der Aufzeichnungen gab.