Biomarker sollen Pilzprophylaxe auf Intensivstationen erleichtern
Aspergillus ist ein Schimmelpilz, der allerorten vorkommt. Für gesunde Menschen stellt er keine Gefahr dar. Bei manchen Menschen, die mit schwerer Grippe auf der Intensivstation behandelt werden, kann die Pilzinfektion den Krankheitsverlauf jedoch gravierend verschlechtern. Forschende der Med Uni Graz sind in einer europäischen Studienpartnerschaft auf der Suche nach Biomarkern, die bei der Identifizierung von Patienten mit erhöhtem Risiko helfen sollen.
Pilze können sich in Lunge festsetzen
Die Schlauchpilze der Gattung Aspergillus wachsen auf feuchtem Heu, Brot, Früchten, Holz, Tapeten oder Blumenerde und bilden Sporen aus. Die meisten von uns atmen die Sporen der Schimmelpilze der Gattung Aspergillus täglich ein und tragen keine gesundheitlichen Folgen davon. Bei immungeschwächten Menschen besteht allerdings ein höheres Risiko, eine Aspergillose zu bekommen. Dabei setzt sich der namensgebende Pilz in der Lunge fest. Betroffene leiden an Husten - auch mit Blutauswurf - und Atembeschwerden. In weiterer Folge kann sich der Pilz auch in andere Organe wie Leber oder Nieren ausbreiten und diese zum Versagen bringen, wie die Med Uni der APA mitteilte.
Risikominimierung für Influenza-Patienten
In der medizinischen Forschung wird intensiv daran gearbeitet, schwer kranke Patientinnen und Patienten vor zusätzlichen Infektionen zu schützen - etwa Influenza-Patienten, die im Spital behandelt werden müssen. "Gerade bei Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer Influenza auf eine Intensivstation aufgenommen werden müssen, ist die Aspergillose (IAPA) eine häufige Komplikation. Sie tritt bei etwa 20 Prozent dieser Patientinnen und -patienten auf", erläuterte Martin Hönigl von der Klinischen Abteilung für Infektiologie der Med Uni Graz. Er leitet das österreichische Team der Studie, die von der Europäischen Partnerschaft für Personalisierte Medizin gefördert wird.
Die Sterblichkeitsrate bei der Influenza-assoziierten pulmonalen Aspergillose (IAPA) ist doppelt so hoch wie bei Grippepatienten, oft aufgrund verspäteter Diagnosen und verzögertem Beginn der antimykotischen Therapien. Daher ist eine schnelle Identifizierung von Patienten mit IAPA-Risiko entscheidend, um rechtzeitig eingreifen zu können.
Sterblichkeitsrate senken
Forschende haben bereits eine genetische Variante im LGALS3-Gen identifiziert, die mit der Entwicklung von IAPA assoziiert ist. LGALS3 codiert Galectin-3, das an der antimykotischen Immunität beteiligt ist. Nun soll die Studie genetische Varianten in diesem Gen als mögliche Biomarker für Hochrisikopatienten untersuchen. Die von der belgischen KU Leuven koordinierte Studie GALActIC soll helfen, unter den Grippepatienten jene mit Hochrisiko herauszufiltern, um eine personalisierte antifungale Prophylaxe zu ermöglichen. Die gezielte Identifikation von Hochrisikopatientinnen soll die hohen Sterblichkeitsraten bei IAPA senken.
Die Studie ist eine multizentrische Kooperation zwischen Universitäten und Krankenhäusern in Österreich, Belgien, den Niederlanden, Portugal und Frankreich. Unter der Leitung des Teams der Med Uni Graz sind auch die Medizinische Universität Wien, die Johannes-Kepler-Universität Linz und die Medizinische Universität Innsbruck beteiligt. Dabei werden über drei Jahre hinweg Patientendaten gesammelt und analysiert. Blut-, Serum- und Bronchoalveoläre-Lavage-Proben werden untersucht, und die genetischen und molekularen Mechanismen der Erkrankung weiter erforscht.
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