Steiermark und Industrie forschen zu und setzen auf "Grünen Stahl"
Die Steiermark und die voestalpine sowie das Grazer Stahlwerk Marienhütte unterstützen Forschungsprojekte, mit denen durch rezyklierte Metalle geringere Energiekosten und weniger CO2-Ausstoß in der Stahlproduktion erreicht werden können. Das Projekt "InSpecScrap" soll mittels KI und Multisensorik Metallschrott besser und schneller in Güteklasse und Fraktionierbarkeit einteilen. Stahl- und Metallschrott ist laut Experten von strategischer Bedeutung für den Industriestandort.
Mit dem steirischen Forschungsprojekt für "Grünen Stahl" soll die Schrottsortierung optimiert und beschleunigt werden, wie Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) am Freitag bei einer Präsentation im Grazer Stahl- und Walzwerk Marienhütte sagte. Das Projekt wurde in einer Forschungsausschreibung vom Wissenschaftsressort des Landes und der Austrian Society for Metallurgy and Materials (ASMET) mit 250.000 Euro gefördert und ist eines von zehn unterstützten Projekten der Forschungsausschreibung "Green Tech X". Die Ergebnisse der Forschungen seien für den Industriestandort Steiermark von großer Bedeutung, immerhin beschäftige die Stahlbranche hierzulande rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durchgeführt werden die Forschungen von der TU Graz, Joanneum Research, dem Know Center sowie dem Kompetenzzentrum K1-MET.
Voestalpine-Vorstand Franz Rotter - bei der Präsentation in seiner Eigenschaft als Präsident der ASMET dabei - betonte die Wichtigkeit der Verfügbarkeit von Metallschrott als Sekundärressource für die Stahlindustrie. Das liege einerseits daran, dass diese einer der Rohstoff- und Energie-intensivsten Sektoren sei. Andererseits sei ja die Industrie das Rückgrat der europäischen und auch der heimischen Wohlstandsstruktur. "Die Beschaffung von Rohstoffen ist zusehends auch eine Frage des politischen Handelns. Wir müssen nutzen, was wir in Europa haben", sagte Rotter. Dabei gehe es nicht nur um reinen Stahlschrott, sondern auch um Legierungen mit Metallen wie Nickel, Vanadium oder Mangan.
Heinz Mayer, Geschäftsführer der Joanneum Research, skizzierte die Forschung zur Materialcharakterisierung, die schon auf Schrottplätzen erfolgen könnte. Derzeit würde die Kombination von Künstlicher Intelligenz (KI) und etwa verschiedenen Spektralkameras getestet. So könnte beispielsweise eine Optimierung der Schrott-Zusammensetzung vorgenommen werden. Sensorik und maschinelles Lernen erlaube noch treffsicherere Charakterisierung des Metallschrotts.
EU per saldo Metallschrott-Exporteur
Bei den Mengen an Altmetall geht es um große Posten: Alleine die Marienhütte verwende fast ausschließlich Schrott für ihre Jahresproduktion von rund 470.000 Tonnen, sagte Geschäftsführer Markus Ritter. Angeliefert werde fast ausschließlich per Bahn, 75 Prozent der für das Schmelzen erforderlichen elektrischen Energie werde ins Grazer Fernwärmenetz ausgekoppelt. Der Schrotthandel sei mittlerweile global, "aber wir scheuen weite Wege. Unser Schrott kommt aus einem Umkreis von 400 bis 500 Kilometern", sagte Ritter. Die Mengen zur Deckung des Bedarfs in Europa seien da: "Die EU ist per saldo Metallschrott-Exporteur", sagte der Geschäftsführer. Die Tendenz beim Schrottpreis gehe seit Jahren nach oben.
ASMET-Präsident Rotter bestätigte dies: "Es gibt eine unheimlich volatile Preisgestaltung bei Schrott, auch konjunkturell und herkunftsabhängig." Die Preise pro Tonne seien in den vergangenen Jahren zwischen 90 und 500 Euro gelegen, derzeit lägen sie etwa in der Mitte. Bei Hochöfen könnte man 70 bis 90 Prozent Schrottanteil in der Stahlproduktion erreichen, bei Elektrolichtbögen zwischen 30 und 35 Prozent.
Einen wesentlichen Punkt hat der theoretisch unendlich wiederverwertbare Schrott gegenüber dem Primärrohstoff Eisen - er erfordert bei der Verarbeitung nur etwa ein Zehntel des Energieaufwandes und und kommt auf 75 Prozent weniger CO2-Ausstoß.