Restituierte Bibliothek von Heinrich Klang geht als Schenkung an OGH
Heinrich Klang (1875-1954) gilt als einer der profiliertesten österreichischen Juristen des 20. Jahrhunderts. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft von den Nazis verfolgt, musste er seine Privatbibliothek verkaufen. Nach jahrelangen Recherchen wurden im Vorjahr 42 Bücher den Erben Klangs restituiert. Sie schenken diese nun der Bibliothek des Obersten Gerichtshofs (OGH). Zudem wird am 3. Oktober im Wiener Justizpalast eine kleine Ausstellung zu Heinrich Klang eröffnet.
Klang arbeitete als Richter am Landesgericht Wien und am Oberlandesgericht Wien, und unterrichtete an der Universität Wien. Er publizierte 776 juristische Texte, war u.a. Herausgeber der Juristischen Blätter und verfasste den viel rezipierten Kommentar zum Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch, den sogenannten "Klang-Kommentar". Nach dem "Anschluss" 1938 verlor Klang aufgrund seiner jüdischen Herkunft seine Position als Richter und die Lehrbefugnis. Um zu überleben, musste er seine Wohnungseinrichtung und seine etwa 9.600 Bände umfassende Bibliothek verkaufen, ehe er in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurde, das er überlebte. 1945 wurde er Senatspräsident des Obersten Gerichtshofs und gehörte bis 1946 dem Verfassungsgerichtshof an. Bis 1949 war er Vorsitzender der Obersten Rückstellungskommission und lehrte bis 1951 an der Universität Wien.
In einer jahrelangen, von der NS-Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien koordinierten Recherche, wurden in Beständen von acht österreichischen und deutschen Bibliotheken 42 Werke identifiziert, die aufgrund eines Exlibris-Stempels von Klangs Vater eindeutig der Privatbibliothek des Juristen zugeordnet werden konnten. Sie wurden Ende 2022 den Erben von Heinrich Klang, Christa und Paul Schreilechner, restituiert. In Erinnerung an Klangs Tätigkeit als Vorsitzender eines Zivilsenats schenken diese nun die Bücher der OGH-Bibliothek. Die NS-Provenienzforschung der Uni-Bibliothek hat gemeinsam mit dem OGH eine Ausstellung zu Heinrich Klang gestaltet, die im Justizpalast als Dauerausstellung zu sehen ist.
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