Grazer MedTech-Firma macht Temperaturmessung in der Klinik smart
Mit einem Pflaster mit integriertem Temperatursensor will ein steirisches MedTech-Unternehmen die Körpertemperaturmessung in Krankenhäusern revolutionieren: Das smarte Pflaster erfasst die Körpertemperatur rund um die Uhr, ermöglicht die kontinuierliche Aufzeichnung und könne somit etwa auch Fieberschübe mitten in der Nacht erfassen, teilte das Unternehmen SteadySense am Mittwoch mit. Das System wurde in einer klinischen Studie mit der MedUni Graz erprobt.
Das sogenannte SteadyTemp-System ist ein nicht-invasives Temperaturmesssystem. Es besteht aus einem medizinisch zertifizierten Hautpflaster mit integriertem Temperatursensor, das unter dem Arm am Oberkörper angebracht wird. Mittels einer App kann der Sensor aktiviert, gesteuert und ausgelesen werden, sodass zu jeder Zeit der bisherige Temperaturverlauf angezeigt werden kann, schilderte Werner Koele, CEO des Unternehmens mit Sitz in Seiersberg bei Graz, im Gespräch mit der APA.
Messung rund um die Uhr
Wird im Minutentakt rund um die Uhr gemessen, erkenne man Temperaturänderungen, Trends und Fieberspitzen auch für jene Zeitpunkte, an denen das Pflegepersonal eigentlich nicht misst - mitten in der Nacht etwa. "Mit kontinuierlicher Temperaturmessung wird es möglich, die Veränderungen der Temperatur besser zu monitoren: etwa die Auswirkungen fiebersenkender Mittel, wann sie greifen, wann sie aufhören zu wirken, das Auftreten von nächtlichen Fieberschüben oder typischer Fieberspitzen, wie sie bei manchen bakteriellen oder viralen Infektionen auftreten", illustrierte Koele.
Das Sensorpflaster könne mehrere Tage getragen werden und mache dabei auch Duschgänge mit. Für die Verwendung in Spitälern wurde das intelligente Fieberthermometer in ein Blutzuckermanagementsystem von Roche Diagnostics eingebaut. Die Grazer Software wurde - neben anderen medizinischen Anwendungen - auf der mobilen Plattform integriert. "Durch die Zusammenarbeit mit Roche haben wir einen sehr wichtigen Meilenstein im Einsatz unseres SteadyTemp Systems im professionellen Umfeld erreicht", so Koele. In diesem Jahr will das steirische Unternehmen noch eine vierstellige Zahl dieses nicht-invasiven Temperaturmesssystems in Spitälern an den Mann und die Frau bringen.
Temperaturkurven liefern sehr wichtige Informationen über mögliche Ursachen für verschiedene Krankheiten, schilderte Robert Krause, Infektiologe an der Med-Uni Graz, der im Vorjahr bereits eine klinische Studie mit den smarten Pflastern durchgeführt hatte. Die Erfassung der Temperatur und deren Verlauf inklusive der automatischen Übertragung in elektronische Akten und Fieberkurven ist aus seiner Sicht ein vorteilhafter nächster Schritt.
Auch für privaten Gebrauch
Über Apotheken und die Online-Plattform 24Things wird das Hautpflaster mit integriertem Temperatursensor auch zur Früherkennung von Infektionen im privaten Bereich angeboten. Die dazugehörige App zum Auslesen des Sensorpflasters ist kostenlos, anonym und sei DSGVO-konform, da alle Daten lokal auf dem eigenen Smartphone bleiben würden, hieß es vonseiten des Unternehmens.
Bereits vor rund drei Jahren hat das Unternehmen, das zum steirischen Humantechnologie Cluster HTS zählt, ein Hautpflaster entwickelt und auf den Markt gebracht, das mit seiner Temperaturmessung die fruchtbaren Tage ihrer Trägerinnen erkennt: Der Temperaturanstieg zur Zyklusmitte zeigt diese an. Auch dieses Pflaster wird unter der Achsel angebracht.
Das Unternehmen wurde Anfang 2016 gegründet und ist ISO 13485 zertifiziert.
Service: https://www.steadytemp.info/de