Lieben-Preis der Akademie an Astrophysiker Norbert Werner
Der Ignaz L. Lieben Preis 2020 der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geht an den Astrophysiker Norbert Werner. Der an der Masaryk Universität Brünn (Tschechien) tätige Wissenschafter erhält den ältesten und mit 36.000 Dollar (30.000 Euro) am höchsten dotierten Preis der Akademie am 25.3. für seine Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Röntgenastronomie, teilte die ÖAW mit. Bei der Online-Veranstaltung werden auch die Bader-Preise verliehen.
Werners Forschungsinteresse gilt insbesondere den gigantischen Strukturen des Universums, die Röntgenstrahlung emittieren, wie etwa Galaxien-Cluster oder supermassereiche Schwarze Löcher. Die dabei abgestrahlte Röntgenstrahlung wird von der Erdatmosphäre abgeschirmt und kann nur mit Weltraumteleskopen detektiert und analysiert werden. Im Rahmen der Preisverleihung gibt Werner bei einem Online-Vortrag zum Thema "X-raying the Cosmic Web" Einblick in seine Forschung.
Der aus der Slowakei stammende 40-jährige Astrophysiker ging nach seiner Promotion an der Universität Utrecht (Niederlande) 2008 für sechs Jahre an die Stanford University (USA) und wechselte dann an die Eötvös Loránd Universität in Budapest (Ungarn), wo er bis 2020 die "Hot Universe Research Group" leitete. Seit 2016 ist Norbert Werner außerordentlicher Professor am Department für Theoretische Physik und Astrophysik der Masaryk Universität in Brünn. Dort leitet er seit dem Vorjahr eine Forschungsgruppe für Hochenergie-Astrophysik.
Auszeichnung für Molekularbiologen, Chemiker und Physiker
Der Ignaz L. Lieben-Preis wurde ursprünglich 1863 gestiftet und nach dem Gründer des Bankhauses Lieben benannt. Frühere Preisträger waren etwa Fritz Pregl, Victor Franz Hess und Lise Meitner. 1938 wurde die Vergabe der Auszeichnung wegen der Verfolgung der Stifterfamilie durch die Nationalsozialisten eingestellt. Durch finanzielle Unterstützung des amerikanischen Stifter-Ehepaares Isabel und Alfred Bader konnte der Lieben-Preis reaktiviert und im Jahr 2004 erstmals neu ausgeschrieben werden. Die Auszeichnung geht an junge Wissenschafter aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik.
Neben dem Lieben-Preis verleiht die ÖAW bei der Festveranstaltung auch die beiden Bader-Preise für 2020, die mit jeweils 18.000 Dollar (15.000 Euro) dotiert sind. Der Bader-Preis für Kunstgeschichte geht an Timothy Revell von der Universität Wien für sein Dissertationsprojekt "The Art of Rubens and the Poetics of Comedy". Der Bader-Preis für die Geschichte der Naturwissenschaften geht zu gleichen Teilen einerseits an Sarah Lang von der Universität Graz sowie andererseits an Cécile Philippe von der Medizinischen Universität Wien und Johannes Mattes von der ÖAW. Lang wird für ihr Dissertationsprojekt zum Korpus des paracelsischen Arztes und Alchemisten Michael Maier (1568-1622) ausgezeichnet, Philippe und Mattes für ihr gemeinsames Forschungsprojekt zur nuklearmedizinischen Forschung in Österreich während des Kalten Krieges.
Service: Die Preisverleihung und der Vortrag von Norbert Werner können am 25. März, 17.00 Uhr ohne Anmeldung im Livestream verfolgt werden: https://www.oeaw.ac.at/veranstaltungen/live