#CoronaAlltag: Die Rastlosigkeit der Batterieforschung
Ich war immer ein von Grund auf umtriebiger Mensch, mir fallen ständig neue Sachen ein und ich habe immer viele Ideen, die ich auch gerne zeitnahe umsetze. Nun mit Ausgangsbeschränkungen konfrontiert zu sein, stellt mich dementsprechend vor neue Herausforderungen - beruflicher wie auch persönlicher Natur. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, das Leben einer Batterieforscherin in Coronazeiten hätte sich nicht geändert, gehöre ich doch zu jenen Leuten, die recht häufig im Labor tätig sind. Doch obwohl sich Batterien nicht von selbst bauen - daran arbeiten wir momentan noch - gibt es viele positive Aspekte, die die derzeitige Arbeitssituation mit sich bringt.
Mein Prä-Corona Arbeitsalltag zeichnete sich hauptsächlich durch Projektarbeit und Zusammenarbeit mit (teilweise externen) KollegInnen und Studierenden aus, die bei uns im Geschäftsfeld Electric Drive Technologies ihre Abschlussarbeiten durchführen. Dies inkludiert unter anderem viele Tätigkeiten im Labor, hauptsächlich an Geräten zur Produktion von Li-Ionen Zellen, je nach Anforderung in kleinen Knopfzellen, wie man sie auch von Uhren oder Taschenrechnern kennt, bis zu größeren sogenannten Pouch-Zellen, wobei unser Fokus im Anwendungsfeld Elektromobilität liegt.
Dass nun unsere Labortätigkeiten auf ein Minimum beschränkt werden, bedeutet für mich konkret zum einen das Aufarbeiten bisher gesammelter Daten, aber zum anderen auch die Kommunikation mit KollegInnen zu intensivieren - wenn man sich nicht sieht, ist es umso wichtiger regelmäßig Kontakt zu halten. Auch alte Ideen wieder aufzugreifen, die sich aus vorherigen Überlegungen oder Forschungen ergaben, macht mir momentan viel Freude. Aus einem anderen, neuen Blickwinkel ergeben sich hier momentan doch einige interessante Erkenntnisse und Ideen.
Da wir am AIT Austrian Institute of Technology auch weiterhin unseren Betrieb aufrechterhalten, bedarf es neuerdings zusätzliche Koordination der Labortätigkeiten, die Anzahl an Personen vor Ort wird möglichst geringgehalten. Man kann auch dem eindeutig etwas Positives abgewinnen, da die Planung, die natürlich auch in Prä-Corona-Zeiten vorhanden war, damit intensiviert wird und somit das Arbeiten an Effizienz gewinnt.
Ich persönlich war seit Anbeginn der Beschränkungen hauptsächlich im Telework tätig und habe mich erst vor kurzem zwei Mal wieder ins Labor gewagt, um dringende Aufträge abzuarbeiten. Dort auf KollegInnen zu treffen, die in derselben Situation wie ich, mit Atemschutzmaske auf ausreichend Abstand mir zulächelnd (davon gehe ich aus, man sieht es ja nur bedingt) ihren Tätigkeiten nachgehen, stärkt den Zusammenhalt, obwohl man sich doch physisch voneinander entfernt hat.
Ich habe das Gefühl, es wächst durch die Einschränkung physischer sozialer Kontakte auch die Intensität dieser, ob man sich doch zufällig begegnet oder über diversen Online-Austausch, sei es auch nur per Email. Dies trifft unter anderem auch auf den Kundenkontakt zu, so oft wurde mir noch nie Gesundheit gewünscht. Ich finde das großartig und wünsche mir, dass wir das auch nach dieser Zeit unbedingt beibehalten sollten.
Die Veranstaltungen, die abgesagt oder verschoben wurden, werden nun teilweise durch Webinare ersetzt, die momentan wie Pilze aus der Erde sprießen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, das eine oder andere Wissen zu intensivieren, wofür im üblichen Laboralltag weniger Zeit vorhanden war bzw. man sich vielleicht weniger Zeit genommen hat.
Wirklich schade finde ich lediglich die Konferenzen, die abgesagt werden mussten, bei denen wir uns mit einem Messestand oder Vortrag präsentieren wollten. Alles deutet auf einen "heißen" Herbst mit vielen Veranstaltungen hin, je nachdem wie sich die Lage auch global gesehen noch weiterentwickelt.
Mich nun schlussendlich mit meiner eingangs erwähnten Umtriebigkeit zu konfrontieren, hat auch etwas Gutes: Einmal einen Schritt zurück zu gehen, alte Ideen aufzugreifen und die Planung zu intensivieren, sind sicherlich positive Aspekte, die ich auch in der Nach-Corona-Zeit beibehalten möchte.
Zur Person: Katja Fröhlich ist Scientist und Laborverantwortliche am Center for Low-Emission Transport des AIT Austrian Institute of Technology GmbH. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in der Forschung und Entwicklung von Batteriematerialien für Elektromobilitätsanwendungen. Derzeit ist die sie vor allem an der Pilotanlage zur Kleinserienfertigung von Li-Ionen Akkus als Projektleiterin tätig. Sie wurde 2018 vom bmvit als FEMtech-Expertin des Monats November ausgezeichnet.
Gastkommentar "Ein sonniges Gemüt hilft in der Wissenschaft" auf APA-Science: http://go.apa.at/dxSKHgbt
Service: Dieser Gastkommentar ist Teil der Rubrik "Corona - Geschichten aus dem Krisen-Alltag" auf APA-Science: http://science.apa.at/CoronaAlltag. Die inhaltliche Verantwortung liegt beim Autor/der Autorin.