Wie Wasserschnecken Hitzewellen überstehen
Durch den Klimawandel werden auch Binnengewässer immer wärmer. Für viele Arten bedeutet das Stress und Einschränkungen, andere profitieren davon. Wie Süßwasserschnecken auf Hitzewellen reagieren, haben nun Innsbrucker Forscher anhand der Spitzschlammschnecke untersucht. Im Fachjournal "Freshwater Biology" zeigen sie, dass die Tiere hohe Temperaturen bei ausreichend Futter gut überstehen, allerdings sinkt nach der Hitze ihre Reproduktionsrate.
Welche Auswirkungen die steigenden Temperaturen auf eine Art haben, hängt von vielen Faktoren ab, etwa auch davon, wie viele Ressourcen zur Verfügung stehen, um die negativen Effekte abzumildern. Um die Folgen für Wasserschnecken zu erforschen, haben Wissenschafterinnen und Wissenschafter um den Ökologen Otto Seppälä vom in Mondsee (OÖ) ansässigen Forschungsinstitut für Limnologie der Universität Innsbruck Spitzschlammschnecken (Lymnea stagnalis) experimentell Hitzewellen ausgesetzt.
Dazu erwärmten sie das Wasser eine Woche lang auf 27 Grad Celsius, was laut Aussendung der Uni Innsbruck in etwa der Dauer von Hitzewellen an Seen und Teichen in Mitteleuropa entspricht. Eine Gruppe von Schnecken erhielt dabei uneingeschränkt Salatblätter zum Fressen, andere Gruppen bekamen nur die Hälfte oder überhaupt kein Futter.
Mehr Futter macht fitte Schnecken hitzebeständiger
Speziell fitte Tiere, die unbeschränkt Futter bekamen, konnten in dem warmen Wasser ihr Wachstum und ihre Fruchtbarkeit um das Dreifache gegenüber jenen Schnecken steigern, die bei einer moderaten Temperatur von 17 Grad Celsius gehalten wurden. Solche positiven Effekte waren bei Schnecken mit begrenzten Nahrungsressourcen schwächer ausgeprägt.
Allerdings zeigten hitzegeplagte Schnecken nach dem Temperaturanstieg eine geringere Reproduktionsrate als andere Schnecken. Dieser Effekt war bei Weichtieren, denen weniger Nahrung zur Verfügung stand, am stärksten. Zudem verringerten die hohen Temperaturen die Immunaktivität der Schnecken - ein Effekt, der bei wieder moderaten Temperaturen verschwand. Beim Wachstum nach der Hitzewelle zeigten sich keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen.
Den Forschern zufolge werden Schneckenpopulationen, denen in den Sommermonaten vielen Nahrungsressourcen zur Verfügung stehen, am besten in der Lage sein, negative Auswirkungen hoher Temperaturen zu vermeiden. Eine Verschiebung von Hitzewellen ins Frühjahr oder in den Herbst, also in Zeiten, wo weniger Ressourcen zur Verfügung stehen, "würde aber auch für diese Populationen ein Problem darstellen, dem die Schnecken nur durch evolutionäre Anpassungen langfristig entkommen könnten", so Seppälä.
Service: Internet: https://doi.org/10.1111/fwb.14239