Tagreinigung in Büros - Laut WU-Studie eine win-win-Situation
Büros werden in der Regel zu Randzeiten gereinigt. Die Reinigungskräfte sind damit weitgehend unsichtbar, sie haben kaum Sozialkontakte und zeitlich geteilte Arbeitszeiten (morgens, abends). Wissenschafterinnen des Instituts für Soziologie und Empirische Sozialforschung der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien haben erhoben, wie eine Umstellung auf Tagreinigung gelingen könnte.
"Geteilte Dienste sind eng verquickt mit Teilzeitbeschäftigung, die nicht existenzsichernd ist", erklärte Studienautorin Karin Sardadvar laut einer Aussendung der WU. Die kurzen Arbeitszeitfenster würden es erschweren, Vollzeit- oder lange Teilzeitstellen zu schaffen. Weiters seien die freien Stunden zwischen zwei Teildiensten nicht wirklich für Freizeit oder Familie nutzbar. "Das hat unsere Forschung gezeigt", so Sardadvar, die die Arbeit zu Potenzialen und Herausforderungen einer Umstellung auf Tagreinigung gemeinsam mit Cornelia Reiter im Journal "Zeitschrift für Arbeitswissenschaft" veröffentlicht hat.
Die Umstellung sei ratsam, meint Sardadvar und verweist auf Norwegen, wo dies bereits in den 1970ern umgesetzt wurde: "Wenn dieser Prozess umsichtig gestaltet wird, ergeben sich daraus Vorteile für alle Seiten." Die geteilten Dienste würden entfallen, womit sich die Anfahrtswege halbieren. Den Reinigungskräften - überwiegend Frauen, meist mit Migrationshintergrund - bleibe mehr Zeit für Familien- und Privatleben. Tagreinigung bedeute zumeist auch, nicht mehr isoliert zu arbeiten. So komme es zu mehr sozialem Austausch und mehr Gelegenheit, am Arbeitsplatz Deutsch zu sprechen.
"Gebäudereinigung ist ein typisches Beispiel für 'dirty work' - also Tätigkeiten, die als unrein gesehen und oft unsichtbar gemacht werden", sagte Sardadvar: "Eine höhere Anerkennung von Reinigungsarbeit zu erreichen, heißt auch, sozialen Ungleichheiten sowie Rassismus und Klassismus entgegenzutreten."
Auch Vorteil für die Unternehmen
Reinigungsunternehmen würden eine Umstellung auf Tagreinigung ebenfalls überwiegend positiv sehen. Denn bessere Arbeitsbedingungen machen die Personalsuche einfacher, Beschäftigte sind zufriedener, und auch die Organisation vereinfacht sich durch den Entfall von atypischen Arbeitszeiten, berichtete die Studienautorin.
Selbst den Büro-Unternehmen bringe Tagreinigung Vorteile: Missverständnisse oder Unklarheiten könnten im direkten Gespräch beseitigt werden, die Reinigungskräfte in dringenden Fällen rascher verfügbar sein und auch die Kosten sinken, indem Energie gespart werde. "Allerdings ist entscheidend, dass der Übergang zu Tagreinigung offen und klar kommuniziert wird", räumt Sardadvar ein.
Ein nachvollziehbares Gegenargument sei die Sorge vor Störungen. Allerdings gebe es mittlerweile technische Hilfsmittel, die erkennen, wann Räume gerade nicht genutzt werden. Damit hat man laut Sardadvar in Norwegen gute Erfahrungen gemacht.
"Die größte Hürde für eine Umstellung zu Tagreinigung ist wohl das fehlende Bewusstsein, dass Reinigungskräfte unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen leiden und dass es Alternativen zur Reinigung zu Randzeiten gibt", so die Sozialwissenschafterin. Als Chance sieht sie das Thema Corporate Social Responsibility: Schließlich sei auch der Umgang mit Reinigungskräften ein Teil der sozialen Nachhaltigkeit, die sich immer mehr Unternehmen auf die Fahnen heften.
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