Auch Goffin-Kakadus heben nicht gerne allzu schwer
Auch Goffin-Kakadus handeln nach dem Prinzip "Anstrengungsvermeidung" - im konkreten Fall im physischen Sinne: Verhaltensbiologinnen und -biologen zeigten im Rahmen von Versuchen, dass die Vögel wortwörtlich intensiv abwägen, welches von zwei gleich aussehenden Gewichten sie lieber befördern. Im Fachmagazin "Scientific Reports" beschreibt das Team aus Wien und Oxford dieses Verhalten als "ausgeklügelte Energiesparstrategie", die die Tiere im Gehen und Fliegen anwenden.
Im Rahmen ihrer Versuche haben Wissenschafter vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien den Tieren, die ihren Sinn für Pragmatik und Logik bereits in zahlreichen Experimenten zur Schau gestellt haben, optisch gleich aussehende Gegenstände, etwa in Form von Hanteln, präsentiert. Schon frühere Beobachtungen hätten darauf hingewiesen, dass Goffin-Kakadus (Cacatua goffiniana) in der Unterscheidung von Gewichten möglicherweise besser sind als manche Primaten, heißt es am Dienstag in einer Aussendung der Vetmed. Das ist umso naheliegender, da Fliegen eine energieaufwendige Angelegenheit ist.
Ausgiebiges Testen vor dem Tragen
Es zeigte sich, dass die Vögel sehr genau testeten, welches der angebotenen Objekte das leichtere ist, bevor sie es über einen einmal im Gehen bzw. einmal im Fliegen zu absolvierenden Kurs beförderten. Im Anschluss winkte eine Belohnung - und zwar egal, ob sie das leichtere oder schwerere Objekt in die Höhe hievten, berichten die Forscherinnen und Forscher. Es zeigte sich, dass die Vögel mitunter die Objekte öfters aufhoben und ein Stück weit trugen, um auch relativ geringe Gewichtsdifferenzen von 30 Prozent ausfindig zu machen, bevor sie die Parcours absolvierten. Die Tiere würden hier durchaus komplexe Entscheidungen treffen: "Ein interessantes Ergebnis unserer Studie ist, dass die Vögel beim Transport auf das Gewicht achten, es ihnen aber egal war, ob sie gehen oder fliegen mussten", wird Vetmed-Forscher Antonio Osuna-Mascaró zitiert.
Keinen Präferenzunterschied legten sie an den Tag, wenn die Gewichtsverteilung innerhalb des Objekts ungleich oder austariert war. "Während das Gewicht von Objekten zur Bestimmung des Nährstoffgehalts von Nüssen und Samen in natürlichen Populationen herangezogen werden kann, hat die Gewichtsverteilung von Objekten nur geringe ernährungsphysiologische Relevanz, sodass Vögel möglicherweise keine Mechanismen entwickelt haben, um diesen Hinweis zu erkennen oder ihm entgegenzuwirken", so eine der Erstautorinnen der Studie, Celestine Adelmant von der Oxford University. Alles in allem passen die gezeigten Vorlieben der Kakadus "gut zur Theorie der optimalen Nahrungssuche", meint die Leiterin des Wiener "Goffin Labs", Alice Auersperg.
Service - Die Publikation online: https://doi.org/10.1038/s41598-024-76104-7; Video zu den Versuchen: https://go.apa.at/9IycVEH5
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