Zwischen Skandal und Kult: ÖAW eröffnet Forschungsstelle zu Thomas Bernhard
Kaum ein anderer Schriftsteller hat die österreichische Kulturlandschaft so geprägt und zugleich so polarisiert wie Thomas Bernhard. Jetzt setzt sich eine neue Forschungsstelle an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit Autor und Werk auseinander. Am 22. Jänner 2025 um 18 Uhr findet die feierliche Eröffnung im Festsaal der ÖAW mit Nobelpreisträger Anton Zeilinger und einer Lesung von Mavie Hörbiger statt.
Thomas Bernhard (1931-1989) gehört zu den bedeutendsten und international sichtbarsten österreichischen Autor:innen des 20. Jahrhunderts. Sein von sprachlicher Brillanz und scharfsinniger Gesellschaftskritik geprägtes Werk wirkt weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Seit 2023 beherbergt die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zentrale Materialien zu Leben, Werk und Wirkung des Schriftstellers.
Die neu eingerichtete Forschungsstelle am Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH-CH) der ÖAW widmet sich der digitalen Aufbereitung und literaturwissenschaftlichen Erforschung dieser Bestände. Zentrale Aufgabe der Forschungsstelle ist der Aufbau einer umfassenden Online-Forschungsplattform, die u.a. Bernhards Privatbibliothek sowie künftige digitale Editionen zugänglich machen soll.
ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt: "Thomas Bernhard zählt zu den wichtigsten österreichischen Schriftstellern. Er hat den Finger immer auf die Wunden des Landes gelegt und gerne auch noch Salz hinein gestreut. Bernhards Lust an der Polarisierung ist nicht immer so gut angekommen wie heute. Die ÖAW arbeitet nun die Rezeptionsgeschichte seines Werks auf."
Übersetzungsdatenbank am Entstehen
Als erste Komponente entsteht in Kooperation mit der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft und dem Suhrkamp Verlag eine Übersetzungsdatenbank zu Bernhards Gesamtwerk. Darüber hinaus werden die digitale Erfassung und die Aufbereitung von Rezensionen, Theaterplakaten, Programmheften und audiovisuellen Medien vorbereitet.
"Mit den Materialien, die die ÖAW von den Erben Thomas Bernhards erhalten hat, können wir die Rolle des Autors als Kristallisationspunkt der öffentlichen Debatte um das österreichische Selbstverständnis und sein Werk als zentralen Erinnerungsort des Landes sichtbar machen sowie wissenschaftlich dazu forschen", sagt Norbert Christian Wolf, der die ÖAW-Forschungsstelle Thomas Bernhard leitet und dem Institut für Germanistik der Universität Wien vorsteht.
Lesung von Mavie Hörbiger und Festvortrag
Die feierliche Eröffnung der Forschungsstelle findet am 22. Jänner 2025 um 18 Uhr im Festsaal der ÖAW in Wien statt. Den Abend eröffnet Heinz Faßmann, Präsident der ÖAW. Es folgen Worte von Alexandra N. Lenz, Direktorin des ACDH-CH, sowie Anton Zeilinger, Nobelpreisträger und Altpräsident der ÖAW. Eine Einführung in die Arbeit der Forschungsstelle geben Claudia Resch, Leiterin der Abteilung Literatur- und Textwissenschaft am ACDH-CH, und Norbert Christian Wolf.
Am Programm steht auch eine Lesung von Mavie Hörbiger, Ensemblemitglied des Burgtheaters, die aus Thomas Bernhards postum erschienenem Werk Meine Preise vorträgt. Anschließend hält Norbert Christian Wolf einen Festvortrag mit dem Titel "Thomas Bernhards Kunst der Polemik".
TERMIN
Feierliche Eröffnung der Forschungsstelle Thomas Bernhard
Datum: 22. Jänner 2025, 18 Uhr
Ort: Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien
RÜCKFRAGEHINWEIS: Sven Hartwig Leiter Öffentlichkeit & Kommunikation Österreichische Akademie der Wissenschaften Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien T +43 1 51581-1331 sven.hartwig@oeaw.ac.at