Jochen Böhler leitet nun Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien
Der deutsche Historiker Jochen Böhler, zuletzt Professor für Osteuropäische Geschichte in Jena, wird mit 1. Oktober neuer Direktor des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI), wie am Mittwoch in einer Aussendung bekanntegeben wurde. Böhler hat sich vorgenommen die Sichtbarkeit des VWI zu erhöhen, sein institutionelles und internationales Netzwerk weiter auszubauen und sein thematisches Profil "in Anlehnung an die Ikone Wiesenthal" zu schärfen.
Für ihn bedeute das eine besondere Orientierung am Habsburger Judentum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, an den NS-Verbrechen in Österreich und den besetzten Ländern Ostmittel- und Südosteuropas sowie der Aufarbeitung und den Folgen des Holocaust. "Dabei setze ich auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Partnern des VWI in der österreichischen Forschungs-, Kultur-, Medien- und politischen Landschaft", betonte Böhler
Der 1969 geborene Historiker ist Experte für Gewaltgeschichte in Osteuropa im 20. Jahrhundert. Während seines Aufenthalts am Deutschen Historischen Institut Warschau von 2000 bis 2010 hat er laut Aussendung als wissenschaftlicher Mitarbeiter die Forschungsabteilung "Krieg und Fremdherrschaft im Zeitalter der Extreme" mitaufgebaut. Er wirkte zudem an TV-Dokumentationen mit, gab mehrere Bücher mit heraus und kuratierte eine 2004 in ganz Deutschland und Polen gezeigte deutsch-polnische Ausstellung. 2010 ging er an das Imre Kertész Kolleg Jena. 2019 erschien seine Monographie "Civil War in Central Europe. The Reconstruction of Poland 1918-1921" (Oxford University Press), mit der er sich an der Friedrich-Schiller-Universität Jena habilitierte. Nach Stationen am Centre for Advanced Holocaust Studies des United States Holocaust Memorial Museum in Washington, am International Institute for Holocaust Research, Yad Vashem, in Jerusalem und einer Gastprofessur an der Pariser Sorbonne-Universität, war er von 2019 bis 2022 Professor für Osteuropäische Geschichte in Jena.
VWI-Vorstandsvorsitzende Terezija Stoisits hob Böhlers internationale Erfahrung in der Holocaust-Forschung, seine Fähigkeit zur breitenwirksamen Diskussion wissenschaftlicher Forschung und seine Expertise zur Geschichte Osteuropas hervor. "Wir sind überzeugt, dass er besondere Akzente setzen wird, um das Erbe und Vermächtnis Simon Wiesenthals zu wahren und anhand aktueller Herausforderungen zu reflektieren."
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