Juli wird global wahrscheinlicher heißester Monat seit Messbeginn
Der Juli dürfte wahrscheinlich der bisher heißeste Monat seit Tausenden von Jahren sein. Das berichteten Klimaforschende der Weltwetterorganisation (WMO) und des europäischen Klimawandeldienstes Copernicus in Genf. Sie haben Daten bis zum 23. Juli ausgewertet. "Die Welt sitzt auf einem heißen Stuhl", sagte UN-Generalsekretär António Guterres.
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Der neue Chef des UNO-Klimarats, der Brite Jim Skea, sagte, es sei nun klar, dass die Welt das Ziel einer maximalen Erderwärmung um 1,5 Grad nicht erreichen werde. Die Regierungen hätten keine Maßnahmen ergriffen, die ehrgeizig genug gewesen seien, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. "Das ist absolut sicher."
"Wir müssen nicht bis Ende des Monats warten, um das genau zu wissen. Wenn es in den nächsten Tagen keine Mini-Eiszeit gibt, wird der Juli alle Rekorde brechen", meinte Guterres. Klar ist schon: Die drei Wochen Anfang Juli waren der wärmste jemals gemessene Dreiwochenblock. 2023 könnte den bisherigen Rekord von 2016 als heißestes Jahr brechen, sagte Chris Hewitt, Direktor für Klimadienstleistungen bei der WMO.
"Ära des globalen Kochens ist angebrochen"
Der heißeste einzelne Tag war nach diesen Angaben der 6. Juli, mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 17,08 Grad, dicht gefolgt vom 5. und 7. Juli. Der vorherige Rekord stammte vom 13. August 2016 mit einem Wert von 16,8 Grad. Dieser Rekord wurde in diesem Jahr an mindestens 17 Juli-Tagen übertroffen. "Die Ära der globalen Erwärmung ist vorüber. Die Ära des globalen Kochens ist angebrochen", sagte Guterres. Er rief Politiker auf, umgehend drastische Schritte zur Eindämmung des Klimawandels zu beschließen.
Copernicus bezieht sich zwar auf konkrete Messdaten unter anderem von Wetterstationen und Satelliten, die nur bis 1940 zurückreichen, wie Carlos Buontempo, Copernicus-Direktor beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) sagte. Die Klimaforschung, die das historische Klima aus indirekten Beobachtungen wie etwa Baumringen oder Luftblasen in Gletschern rekonstruiert, lege aber nahe, dass die Juli-Temperaturen beispiellos seit Tausenden von Jahren seien. Die Erderwärmung durch den menschengemachten Klimawandel schreitet seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts langsam voran. Sie hat sich seit den 1980er-Jahren sehr stark beschleunigt.
Zwar war das Wetter in Nordeuropa in diesem Juli gefühlt weniger warm als in anderen Sommern, aber im globalen Durchschnitt waren Hitzewellen in Nordamerika, Asien und Südeuropa ausschlaggebend. Ebenso habe dazu die hohe Wassertemperatur der Ozeane zu dem besonders warmen Juli beigetragen, berichtete die WMO.
Globale Durchschnittstemperatur 16,95 Grad
In den ersten 23 Juli-Tagen lag die globale Durchschnittstemperatur nach diesen Angaben bei 16,95 Grad. Bisher war nach den europäischen Berechnungen der Gesamt-Juli 2019 mit 16,63 Grad der heißeste. NOAA nennt den Juli 2021 als heißesten Monat. Der Unterschied könne damit erklärt werden, dass die NOAA-Berechnungen große Teile der Polarregionen nicht einrechneten, teilte Copernicus mit.
Die WMO geht mit 98-prozentiger Sicherheit davon aus, dass eines der nächsten fünf Jahre das heißeste je gemessene sein wird. Das bisherige Rekordjahr ist 2016 schlug mit einer globalen Durchschnittstemperatur von rund 1,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) zu Buche. Die WMO geht mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass in mindestens einem der nächsten fünf Jahre die globale Durchschnittstemperatur den Wert von 1,5 Grad überschreitet. "Dies bedeutet nicht, dass wir das im Pariser Abkommen festgelegte Niveau von 1,5 Grad dauerhaft überschreiten werden", betonte die WMO. "Das bezieht sich auf eine langfristige Erwärmung über viele Jahre hinweg."
Der Juli folgte auf einen Juni, der bereits so heiß war wie kein anderer Juni. "Menschengemachte Emissionen sind letztlich der Hauptgrund für die ansteigenden Temperaturen", sagte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. "Eine Reduzierung der Treibhausgase ist dringender als je zuvor", sagte WMO-Chef Petteri Taalas. "Klimamaßnahmen sind kein Luxus, sondern ein Muss."