Studie - Crystal-Meth-Entzug dank vielversprechender Doppelstrategie
Methamphetamin vulgo Crystal Meth ist eine tückische Droge: Es macht genauso schnell abhängig wie Heroin, die Abhängigkeit davon ist aber viel schwieriger zu besiegen. Eine Medikamentenstudie mit zwei Substanzen verspricht nun erstmals eine wirkungsvolle Therapie der Sucht. In der Studie mit 403 starken Meth-Konsumenten half eine Kur mit den beiden Medikamenten 13,6 Prozent, von der Droge wegzukommen, bei Verabreichung eines Placebos lag dieser Anteil bei nur 2,5 Prozent.
Bei der in der aktuellen Ausgabe von "Scientific American" präsentierten Studie erhielten die Probanden einerseits das Mittel Bupropion - ein Antidepressivum, das auch zur Raucherentwöhnung verschrieben wird. Es hebt den Dopaminspiegel im Gehirn an und kann so das Elend der steilen Abstürze abfedern, die auftreten, wenn Menschen mit Meth aufhören. Naltrexon, das zweite Medikament, ist ein Opioid-Blocker, der "auf den Belohnungskreislauf einwirkt und möglicherweise das Verlangen lindert", erklärt der Hauptautor der Studie, Madhukar H. Trivedi, ein Psychiater am University of Texas Southwestern Medical Center.
Die genannten 13,6 Prozent der Studienteilnehmer blieben über einen Zeitraum von sechs Wochen mindestens drei Viertel der Zeit methfrei. Nur 2,5 Prozent derjenigen, die Placebos erhielten, erreichten diesen Grad an Abstinenz.
Wie stark eine Substanz süchtig macht, wird folgendermaßen ermittelt: Es wird gemessen, wie viel des erregenden Neurotransmitters Dopamin während des "Highs" durch das wichtigste Belohnungszentrum des Gehirns strömt. Crystal Meth führt die traurige Rangliste an: "Methamphetamin ist die Droge, welche die größte Freisetzung erzeugt", wird Nora Volkow, Direktorin des National Institute on Drug Abuse, in "Scientific American" zitiert. "Selbst Tiere werden verrückt danach, den Hebel zu ziehen, um die Droge zu bekommen."
Belohnung unterstützt Verhaltenstherapie
Als verhaltenstherapeutische Unterstützung wurde für die Studie in VA-Kliniken (die Veterans Health Administration bietet das größte ganzheitliche Gesundheitssystem der USA) eine Belohnungsstrategie angewendet: Nach Abgabe einer drogenfreien Urinprobe durften Entzugsaspiranten einen Zettel aus einem Goldfischglas ziehen. Auf der Hälfte der Zettel standen verschiedene Dollarbeträge, die in den institutseigenen Shops ausgegeben werden konnten, auf dem Rest standen aufmunternde Worte. Bei zwei aufeinanderfolgenden reinen Urinproben gab es zwei Zettel zu fischen und so weiter.
Eine 2018 durchgeführte Studie mit 2.060 VA-Patienten, die vom klinischen Psychologen Dominick DePhilippis geleitet wurde, ergab, dass 91 Prozent der Urinproben von Teilnehmern an diesem Programm frei von der Droge waren. Gemäß einer 2018 durchgeführten Analyse von 50 Studien, an denen fast 7.000 Patienten mit Meth- oder Kokainabhängigkeit teilnahmen, profitierte einer von fünf Behandelten von dieser Form des Kontingenz-Managments.
Aktuell scheint die Corona-Pandemie unerfreuliche Auswirkungen auf den Meth-Konsum zu haben: In den USA haben seit dem Ausbruch von Covid-19 die Fälle von tödlichen Methamphetamin-Überdosen um 35 Prozent zugenommen, wie im Artikel nachzulesen ist.