Steiermark vergibt Prämien und Stipendien für mehr Elementarpädagogen
Das Land Steiermark hat am Freitag ein Maßnahmenpaket für die Elementarpädagogik vorgelegt. Prämien sollen vollausgebildeten Frauen und Männern, die den Beruf aber nicht ausüben, als Anreiz dienen, sich für drei Jahre zu verpflichten. Betreuerinnen und Betreuer werden mit Stipendien zum berufsbegleitenden Kolleg animiert. Weiters soll die Gruppengröße bis 2028 von derzeit 25 auf 20 Kinder gesenkt werden und für Kinderkrippen-Kosten wird eine soziale Staffelung eingeführt.
Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) meinte, dass ihm in der Zeit als Volksanwalt nicht entgangen sei, "dass es gewisse Protestbewegungen gab und die Unzufriedenheit greifbar und spürbar war". Wie in vielen anderen Bereichen auch mangle es an vollausgebildetem Personal. Allerdings ergreifen nur rund 30 Prozent aller Absolventinnen und Absolventen einer Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) auch tatsächlich nach ihrer Ausbildung den Beruf. Um dem akuten Mangel entgegenzutreten, wird nun die "Personaldispens" verlängert, die es den Trägern der Einrichtungen ermöglicht, auch Betreuerinnen und Betreuer mit bestimmten facheinschlägigen Ausbildungen und einer Zusatzqualifikation einzusetzen.
Diese Betreuer sind es auch, die motiviert werden sollen, die vollwertige Ausbildung zum Pädagogen zu machen. Darum bietet das Land nun Stipendien zu je 15.000 Euro für Frauen und Männer, die berufsbegleitend das BAfEP-Kolleg absolvieren. Dieses dauert etwa zweieinhalb Jahre. Ebenfalls 15.000 Euro sollen jene erhalten, die sich noch heuer entscheiden, für zumindest drei Jahre im Kindergarten zu arbeiten. Sie müssen dafür natürlich die nötige Ausbildung schon absolviert, dürfen den Beruf aber in den vergangenen beiden Jahren nicht ausgeübt haben. Besonders junge Menschen, die gerade frisch aus der Ausbildung gekommen sind, könnten damit angesprochen werden. Amon erwartet sich dadurch 100 bis 150 zusätzliche Kräfte in den steirischen Kindergärten.
Soziale Staffelung der Elternbeiträge
Nach Graz und Leoben soll nun landesweit auch eine soziale Staffelung der Elternbeiträge für Kinderkrippen eingeführt werden. Sie werde sich an der sozialen Staffelung für die Kindergärten orientieren. Weiters sehen die Pläne vor, dass bis zum Jahr 2028 die Gruppengröße auf maximal 20 Kinder gesenkt wird. Ab 2023 werde der Betreuungsschlüssel pro Jahr um ein Kind herabgesetzt. Bei den dann wohl nötigen Ausbauten in der Infrastruktur will das Land die Gemeinden auch finanziell unterstützen.
Als weitere Maßnahmen wurden eine Personalüberschneidung zur Mittagszeit für zumindest eine Stunde vereinbart sowie eine Evaluierung der administrativen Vorgaben. Amon hinterfragte etwa die Bundesvorgabe, wonach bei Kühlschränken drei Mal pro Tag die Temperatur gemessen und protokolliert werden muss. Insgesamt werden die Maßnahmen das Land rund zwölf Mio. Euro pro Jahr mehr kosten, rechnete Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang (SPÖ) vor. Er und Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) sprachen in der Pressekonferenz von einem "Meilenstein" in der steirischen Kinderbetreuung. Es sei aber auch erst ein erstes Paket, weitere sollen folgen. Amon könne dennoch nicht ausschließen, dass Gruppen im Herbst wegen Personalmangels geschlossen werden müssen - "wir wissen ja nicht, ob die Maßnahmen wirken".
Der steirische Städtebund, die Industriellenvereinigung Steiermark sowie die steirischen Grünen begrüßten die Maßnahmen. FPÖ und NEOS übten aber Kritik: "Mit Ausnahme der stufenweisen Senkung der Gruppengrößen hat es die Landesregierung abermals verabsäumt, wirkliche Verbesserungen im Bereich der Elementarpädagogik herbeizuführen", so FPÖ-Bildungssprecher Stefan Hermann. "Das heute vorgestellte Maßnahmenbündel für Elementarpädagogik sorgt für breite Enttäuschung bei den steirischen NEOS. Auch wenn die angekündigte Prämie und das Mentoringprogramm gute Ansätze sind, bleiben wesentliche Baustellen in der Elementarpädagogik bestehen", hieß es in einer Aussendung.